Das Blut des Teufels
Tröpfchen auf der Tischplatte umher.
Anthony sprang auf. »Tut mir Leid. Ich hätte besser aufpassen müssen.«
»Schon gut. Ist ja nichts passiert.« Joan sprang von ihrem Hocker und griff sich rasch zwei der umherrollenden Tröpfchen. Andere fielen zu Boden. Techniker eilten herbei, um Anthony dabei zu helfen, die verstreuten Kügelchen wieder einzusammeln. Joan wich zurück.
Plötzlich tauchte Carlos neben ihr auf, die Waffe im Anschlag. »Was ist passiert?«
Joan zeigte mit einer Hand auf die Bescherung und steckte mit der anderen schnell ihre entwendeten Proben weg. Sie nickte zu der emsigen Geschäftigkeit hinüber. »Anscheinend entrinnt selbst dieses gesegnete Labor nicht Murphys Gesetz.«
»Und das lautet?«
Joan wandte Carlos ein unschuldiges Gesicht zu. »Was schief gehen kann, geht schief.«
Mit finsterem Gesicht packte Carlos sie am Ellbogen. »Sie sind lange genug hier unten gewesen. Gehen wir!«
Sie leistete keinen Widerstand, denn sie hatte, weswegen sie hergekommen war – und noch mehr.
Anthony, der auf dem Laborfußboden kniete, hob einen Arm zum Abschiedsgruß. Sie dankte ihm mit einem Lächeln und winkte. Zumindest das hatte der junge Mann verdient.
Rasch führte Carlos sie durch das unterirdische Labyrinth zurück. Sie fand es passend, dass sich der Abschaum der spanischen Inquisition in einem Gegenstück zu einer Folterkammer der Inka verkroch, und fragte sich, ob der Ort bewusst ausgesucht worden war: Ein Peiniger nach dem anderen setzte sich hier fest.
Bald fand sich Joan vor der Tür zu ihrer Zelle wieder.
Carlos nickte ihr zu, sie solle eintreten.
Doch sie zögerte und wandte sich an ihn. »Sie haben vermutlich keine Zigarette dabei?« Sie rauchte nicht, aber das brauchte er nicht zu wissen. Sie verzog das Gesicht und täuschte Unbehagen vor. »Es ist zwei Tage her und ich halte es nicht mehr aus.«
»Der Abt verbietet das Rauchen in der Abtei.«
Joan zog die Brauen zusammen. »Aber er ist nicht hier, oder?«
Ein echtes Lächeln umspielte seine Lippen. Er warf einen Blick den Korridor entlang, bevor eine Packung Zigaretten in seinen Händen auftauchte. Es ging doch nichts über das geteilte Geheimnis zweier heimlicher Raucher. Er schüttelte zwei heraus. »Hier.«
Sie steckte eine ein und schob sich die andere zwischen die Lippen. »Was dagegen?«, murmelte sie um den Filter herum und beugte sich vor, damit er ihr Feuer gab.
Der ewig finstere Gesichtsausdruck kehrte zurück, aber er griff in seine Kutte, holte ein Feuerzeug heraus und zündete ihr die Zigarette an.
»Danke sehr«, sagte sie.
Er nickte lediglich zu ihrer Zellentür hin.
»Diese Dinger werden Sie umbringen«, murmelte ihr Carlos nach. Dann schloss er die Tür und verriegelte sie.
Joan horchte auf seine davoneilenden Schritte und lehnte sich dann mit einem langen Seufzer gegen die Tür. Rauch quoll ihr über die Lippen. Sie unterdrückte einen Hustenanfall. Sie hatte es geschafft und gestattete sich ein paar Augenblicke, um ihren Sieg zu genießen, stieß sich dann von der Tür ab und machte sich ans Werk. Womöglich fiel jemandem auf, dass Proben fehlten.
Sie ging hinüber zu dem kleinen Tisch und setzte sich. Dann nahm sie die Zigarette aus dem Mund und legte sie sorgfältig auf den Rand. Aus einer plötzlichen Angst vor versteckten Kameras beugte sie sich dicht über ihren Tisch und holte die Artikel über Nanotechnologie heraus, die der junge Mönch ihr zugesteckt hatte. Als sie sie beiseite schob, sprang ihr ein markierter Satz auf einem vertraulichen Papier in die Augen: Wir sind zu der Auffassung gelangt, dass jedes winzige Teilchen des Metalls eigentlich so etwas wie eine mikroskopisch kleine Fabrik darstellt, was jedoch zwei Fragen aufwirft: Zu welchem Zweck ist sie entworfen worden? Und wer hat sie programmiert?
Joan richtete sich ein wenig auf und dachte über die beiden letzten Fragen nach. Nanotechnologie? Erneut stellte sie sich die Kristallstruktur des Nanobots mit den hakenförmigen Armen vor. Wenn der junge Wissenschaftler Recht hatte, was zum Teufel war dann der Zweck des seltsamen Metalls? Hatte Bruder de Almagro vor langer Zeit die Antwort gefunden? War er deswegen so entsetzt gewesen?
Joan beugte sich wieder über ihren Schreibtisch, um zu verbergen, was sie da tat, und holte die beiden goldenen Tröpfchen hervor. Wie die Antwort auch lauten mochte, eines wusste sie genau: Das Metall hatte den mumifizierten Mönch in Angst und Schrecken versetzt und er hatte möglicherweise einen Hinweis darauf gegeben,
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