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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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oben, eines unten und vier, die aus dem Mittelteil ragten. An der Spitze eines jeden befanden sich vier winzige Klauenhaken, wie die Krallen eines Spatzes.
Anthony zeigte mit der Spitze eines Kugelschreibers auf den Bildschirm. »In Form und Aufbau hat es insgesamt gesehen eine deutliche Ähnlichkeit mit einem hypothetischen Nanobot, wie ihn Eric Drexler in seinem Buch Engines of Creation vorgeschlagen hat. Er hat eine zweiteilige molekulare Maschine postuliert: Computer und Konstrukteur. Sozusagen Gehirn und Muskel des Nanobots.« Der junge Mönch fuhr mit seinem Stift an den dünnen, klauenähnlichen Haken entlang. »Hier ist das, was Drexler seine molekularen Positionierer genannt hat.«
Joan runzelte die Stirn. »Und Sie meinen, dieses Ding kann tatsächlich die Materie auf molekularer Ebene manipulieren?«
»Warum nicht?«, erwiderte Anthony. »Wir haben in unserem Körper Enzyme, die wie natürliche, organische Nanobots arbeiten. Oder nehmen Sie die Mitochondrien in unseren Zellen … diese Organellen sind nichts weiter als mikroskopisch kleine Kraftwerke. Sie manipulieren die Materie auf der atomaren Ebene dahingehend, dass sie ATP, oder Energie, für unsere Zellen produziert. Selbst die vielen Viren in der Natur sind so etwas wie molekulare Maschinen.« Er warf ihr einen Blick zu. »Wie Sie sehen, hat Mutter Natur also schon Erfolg gehabt. Nanobots existieren bereits.«
Joan nickte langsam und wandte sich wieder dem Bildschirm zu. »Dieses Ding sieht beinahe viral aus«, murmelte sie. Sie hatte vergrößerte Bilder von angreifenden Bakteriophagen gesehen. Unter dem Elektronenmikroskop wirkten sie wie kleine Mondfähren, die auf Zellmembranen landen, eher wie Maschinen als wie lebendige Organismen. Das Bild hier erinnerte sie an diese Virenproben.
»Wie bitte?«, fragte Anthony.
Joan presste die Lippen aufeinander. »Ich habe bloß laut gedacht. Aber Sie haben Recht. Sogar die Prionen, die den Rinderwahnsinn auslösen, könnte man als Nanobots betrachten. Sie alle manipulieren die DNA auf molekularer Ebene.«
»Ja, genau! Organische Nanobots«, meinte er, das Gesicht vor Aufregung gerötet. Er zeigte wieder auf den Monitor. »Einige von uns halten diese Dinger für die ersten entdeckten anorganischen Nanobots.«
Joan runzelte die Stirn. Vielleicht war es tatsächlich so. Aber zu welchem Zweck?, überlegte sie. Ihr fiel die Warnung ein, die Bruder de Almagro in das Kruzifix geritzt hatte. Er hatte offenbar Angst vor einer Art Pestilenz gehabt, die in Zusammenhang mit diesem Metall stand. Falls der Mönch Recht gehabt hatte, war dies hier dann ein Hinweis? Viele der natürlichen ›Nanobots‹, die sie Anthony gegenüber erwähnt hatte – Viren, Prionen – waren Krankheitskeime. Sie spürte, dass sie das Geheimnis lüften könnte, wenn ihr etwas mehr Zeit zur Verfügung stünde. Insbesondere, wenn sie diese Einrichtung hier benutzen könnte, dachte sie und sah sich in dem riesigen Labor um.
Zunächst jedoch musste sie ein Experiment durchführen. Bevor man mit Krankheitserregern umging, tat man gut daran, sich eine Möglichkeit zu schaffen, sie zu sterilisieren. Und der tote Mönch hatte in seinem Kryptogramm eine Möglichkeit angedeutet: Prometheus hält unsere Erlösung in Händen.
Prometheus, der Träger des Feuers.
War hier die Antwort zu finden? Feuer war immer ein wirkungsvolles Sterilisierungsmittel gewesen. Joan fiel wieder ein, worauf Dale Kirkpatrick, der Metallurg, hingewiesen hatte: Substanz Z nutzte Energie mit perfekter Effizienz. Was aber, wenn das Metall zu viel Hitze abbekam, wie zum Beispiel von einer Flamme? Empfindlich, wie es war, konnte es vielleicht in einer so extremen Situation völlig außer Kontrolle geraten.
Joan war hierher gekommen, um ihre Theorie zu überprüfen und dazu eine Probe des Metalls zu stehlen, mit der sie experimentieren konnte. Sie riskierte einen raschen Blick zurück auf Bruder Carlos. Zweifellos langweilte sich ihr Wachhund. Er vertraute den Schutzmaßnahmen innerhalb der Abtei zu sehr, als dass er sich Sorgen wegen einer Frau gemacht hätte.
Beiläufig setzte Joan die Brille ab und beugte sich dann näher zu Anthony hinüber, als er die Hand nach einem Stift ausstreckte. Bei dem plötzlichen Kontakt fuhr der junge Mann zusammen und riss den Arm zurück, wobei er ihr mit dem Ellbogen die Brille aus der Hand schlug. Sie achtete darauf, dass sie auch ja auf dem Tablett mit den kostbaren Proben landete. Wie verschüttete Murmeln tanzten und rollten kleine goldene

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