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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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in einem großen Spielzeuggeschäft. Nach deiner Zeit in Rice ist es mit dir anscheinend steil bergauf gegangen.«
    Sie verbarg ein zufriedenes Lächeln.
Henry ging langsam weiter ins Labor und ließ seinen Blick über die Überfülle an Ausrüstungsgegenständen gleiten. Verschiedene Geräte zur Diagnose und Untersuchung reihten sich im Hintergrund aneinander: Ultrazentrifuge, Analysegeräte für Hämatologie und Chemie, Massenspektrograph, Chromatograph, ein Gensequenzer. An einer Wand gab es einen Sicherheitsabzug zum Umgang mit gefährlichen Substanzen; entlang der anderen Wand standen Laborschränke, Inkubatoren sowie eine riesige Gefriereinheit.
Henry ging an den Maschinen vorbei und spähte in einen angrenzenden Raum. »Mein Gott, du hast sogar dein eigenes Elektronenmikroskop!« Er verdrehte die Augen. »Wenn ich an unserer Universität eines buchen will, muss ich mich wenigstens eine Woche vorher anmelden.«
»Hier ist das nicht nötig. Mein Labor steht dir heute zur freien Verfügung.«
Henry ging zu einem U-förmigen Labortisch in der Mitte, setzte seine lederne Aktentasche dort ab und ließ den Blick nach wie vor anerkennend über den Raum schweifen. »Von so was habe ich immer geträumt …«
In sich hinein kichernd trat Joan zu einem verschlossenen Laborschrank aus Edelstahl, öffnete ihn und zog mit beiden Händen ein großes Becherglas heraus. »Hier ist das gesamte Material, das wir von den Wänden und vom Fußboden des Radiologielabors einsammeln konnten.«
Henry bekam große Augen, als sie das Glas vor ihm absetzte. Er beugte sich ein wenig vor und schob die Brille höher. »Mir war nicht klar, dass es so viel gewesen ist«, meinte er. Die gelbliche Substanz füllte die Hälfte des Ein-Liter-Behälters und leuchtete hell unter den Neonröhren an der Decke.
Joan zog einen Hocker heran. »Der Menge nach zu urteilen, hat es wohl die gesamte Hirnschale ausgefüllt.«
Henry hob das Becherglas an. Joan bemerkte, dass er eilig mit der zweiten Hand nachfasste. Das Zeug war schwerer, als es den Anschein hatte. Er kippte das Becherglas, doch die unbekannte Substanz wollte nicht fließen. Er setzte es wieder auf den Tisch und bemerkte: »Scheint fest zu sein.«
Joan schüttelte den Kopf. »Ist sie nicht.« Sie steckte einen gläsernen Rührstab hinein. Er sank, wenn auch nicht mühelos. Es war, als würde er sich durch weichen Ton schieben. Sie ließ den Stab los und er blieb aufrecht im Becherglas stehen. »Verformbar, aber nicht fest.«
Henry versuchte, den Rührstab zu bewegen. »Hmm … ganz bestimmt kein Gold. Aber in Hinblick auf Glanz und Leuchtkraft steht ihm diese Substanz in nichts nach. Vielleicht hast du Recht gehabt und es ist ein bisher unbekanntes Amalgam oder so. Auf jeden Fall habe ich so etwas noch nie gesehen.«
Joan sah ihn mit gehobenen Brauen an. »Oder vielleicht doch. Vergleichen wir es mit dem goldenen Kreuz! Du hast es mitgebracht, ja?«
Er nickte, wandte sich zum Tisch, gab die Zahlen am Schloss seiner Aktentasche ein und ließ sie aufschnappen. »Ich habe mir gedacht, es ist bei mir sicherer als im Hotel.« Er holte das verzierte Dominikanerkreuz hervor und hielt es ihr hin.
Die Verarbeitung war unglaublich. Die stilisierte Gestalt Jesu Christi lag ausgestreckt auf einem verschnörkelten Kreuz; seine Qual zeigte sich in den angespannten Gliedmaßen, dennoch war sein Gesichtsausdruck voller gutem Willen. »Beeindruckend«, meinte sie.
»Und fest … also bezweifle ich, dass es aus demselben Amalgam gemacht ist.« Henry legte das Kruzifix neben das Becherglas. Das merkwürdige Material glitzerte und funkelte ebenso wie das Kreuz.
»Ganz bestimmt?«
Henry erwiderte ihren Blick über den Rand seiner Brille hinweg und hob unbestimmt die Brauen. »Die endgültige Bestätigung überlasse ich deinem Experten.«
Sie griff nach dem Kruzifix. »Darf ich?«
»Natürlich, Joan.«
Einen Herzschlag lang zögerte sie, als Henry sie mit ihrem Namen ansprach. Ihre momentane Nähe zueinander, zusammen mit dieser Umgebung, weckte plötzlich Erinnerungen an die Zeit ihrer gemeinsamen Arbeit im Biolabor während eines Semesters im Vorexamen. Wie seltsam und lebendig diese Erinnerungen in diesem Moment waren! Mehr als bloß ein Déjà Vu.
Ohne seinen Blick zu erwidern, nahm Joan das Kreuz vom Tisch. Vergangenheit war Vergangenheit. Sie legte sich das Kruzifix auf die Handfläche. Es wog ebenfalls mehr, als es den Anschein hatte – aber war das bei Gold nicht immer so? Sie hielt es ans Licht, neigte es

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