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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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zurück. Es gab nichts zu sagen. Nach dem Tod seiner Eltern hatte er selbst sämtliche Platitüden zu hören bekommen. Gib nicht dir die Schuld. Du konntest nichts tun. Unfälle passieren halt. Auch ihm hatten keine Worte geholfen. Aber er hatte wenigstens seinen Onkel Henry. Da er gerade selbst seine Frau verloren hatte, hatte er offenbar ein Gespür dafür, dass man sich einigen Dingen allein stellen und selbst damit zurandekommen musste und es wenig hilfreich war, wenn von außen gebohrt und gedrängt wurde. Mehr als der Kummer hatte dieses Schweigen den Neffen mit dem Onkel verbunden. Es war wie bei zwei frischen Wunden, die heilten und sich beim Vernarben miteinander verbanden.
Sam sah Maggie mit hängenden Schultern weggehen. Sie hatte Recht. Es war ihre Bürde. Dennoch konnte er den Drang nicht unterdrücken, zu ihr zu eilen, sie in die Arme zu nehmen und sie zu beschützen.
Bevor er jedoch etwas hätte unternehmen können, ließ ihn ein Schrei herumfahren. Er sprang auf und zog den Dolch heraus. Dann ging er zu der Winchester seines Großvaters, die an einem Felsen lehnte.
Norman kam um den Felsbrocken gelaufen. Er zog sich den Reißverschluss zu und schaute sich voller Panik um.
»Was ist?«, fragte Sam, als der Fotograf stolpernd herantrat.
Einen Augenblick lang rang Norman nach Luft. Immer wieder zeigte er keuchend und hustend mit einem Arm zu dem Felsen zurück. »Da … da hinten …«
Noch völlig verschlafen kam Ralph herbei. Er rieb sich mit einer Hand die Augen und hielt in der anderen Gils Gewehr. »Gott verdammt, Norman, du kreischst wie ein kleines Mädchen.«
Norman war zu sehr in Panik, um auf Ralphs Frotzelei zu reagieren. »Ich … ich habe sie für … für Flechten oder helleres Gestein gehalten. Aber da draußen regt sich was!«
»Wer? Wovon redest du eigentlich?«, fragte Sam.
Norman schauderte, gewann dann aber die Fassung zurück. Er winkte sie alle zu dem Felsbrocken hinüber. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich Maggie und Denal einige Schritte entfernt auf. »Weiß ich nicht genau.« Er führte sie dorthin zurück, woher er gekommen war, hielt sich diesmal jedoch vom Felsen und dem, was dahinter lauerte, fern.
Sam blieb neben dem Fotografen. Der dunkle Stein auf der anderen Seite des Felsbrockens lag im Schatten. Streifen aus Quarz oder weißem Gips liefen über die Höhlenwand. »Ich sehe nichts.«
Norman streckte eine Hand aus. »Gebt mir eine der Taschenlampen.«
Denal trat heran und reichte dem Fotografen die zweite Lampe. Norman schaltete sie ein; ein Lichtstrahl stach durch die Tintenschwärze.
Schockiert fuhr Sam zurück. Es waren keine Quarz- oder Gipsadern, die die Wände herabliefen. Diese bleichen Streifen flossen, strömten die Wand herab und sammelten sich unten zu einem Tümpel, von dem gerade kleine Bäche abzweigten, die auf die Gruppe zuliefen. Sam richtete die eigene Lampe darauf. »Spinnen …« Jede war so bleich wie der Bauch einer Schnecke und hatte einen Durchmesser von wenigstens einer Handbreite. Es waren Hunderte … nein, Tausende.
Ralph trat zurück. »Taranteln.«
»Albino-Taranteln«, keuchte Maggie.
Die Spinnenarmee setzte ihren Marsch fort. Späher huschten von beiden Seiten des Felsbrockens heran. Ein paar hielten dort inne, wo der Fels feucht war und leicht dampfte. Dort hatte sich Norman erleichtert. Ganz offenkundig wurden sie von der Wärme angezogen.
»Es ist unsere Körperwärme«, sagte Sam. »Die verdammten Dinger müssen blind sein und auf Lärm und Wärme reagieren.«
Hinter ihm plapperte Denal etwas in seiner Muttersprache. Sam fuhr herum. Der junge Indianer zeigte in die andere Richtung, zum anderen Ende des goldenen Pfads. Norman richtete seine Taschenlampe darauf. Als eine weitere Flanke der Armee auf bleichen, haarigen Beinen die andere Wand herabströmte, hatte Sam plötzlich das schreckliche Gefühl, etwas würde ihm den Rücken hinaufkrabbeln.
Er legte den Kopf in den Nacken und hob seine Lampe.
Auf der Decke über ihnen wimmelte es von einer brodelnden Masse Körper, die umherkrochen, einander begatteten und miteinander kämpften. Tausende Eiersäcke hingen in ihren Seidenkokons wie Pendel an Fäden herab. Die Studenten waren über das Hauptnest der Taranteln gestolpert … und die Armee von Raubtieren jagte nach Beute. Sie kamen bereits die Säulen herab und es sah so aus, als würden die dort eingravierten Gestalten sie gebären.
Unter dem Schatten dieser Ungeheuerlichkeit spritzte die Gruppe auseinander und suchte Zuflucht in ihrem

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