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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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herumgespielt. Wenn ich kein Glück habe, kann ich es auch von jemandem in der Computerabteilung durch ein Decoderprogramm laufen lassen. Vielleicht können die den Code knacken.«
Henry stellte sich hinter sie, während sie die Inschrift aufzeichnete. »Du hast dich zu einer Frau mit vielen Talenten entwickelt, Dr. Joan Engel.«
Joan versuchte zu verbergen, dass sie schon wieder rot wurde, während sie sich auf ihre Aufgabe konzentrierte und die Kerben sorgfältig kopierte. Sie arbeitete rasch und effizient und musste ihren Blick nicht vom Kreuz nehmen, während sie auf Papier übertrug, was sie gesehen hatte. Schließlich hatte sie jahrelang Patientenproben unter dem Mikroskop studiert und sich dabei gleichzeitig Notizen gemacht. Auf diese Weise hatte sie großes Geschick im Blindschreiben entwickelt.
Innerhalb von fünf Minuten lag eine Kopie neben ihr auf dem Tisch. Reihe um Reihe von Symbolen zog sich über das gelbe Papier. Sie richtete sich auf und lockerte den verkrampften Nacken.
»Halt still!«, sagte Henry. Seine Hand glitt ihre Schulter entlang und hob sanft die Haarmähne von ihrem Nacken. Seine Fingerknöchel streiften über ihre Haut.
Sie überlief ein heimlicher Schauer. »Henry …?«
»Nicht bewegen!« Mit den Fingern knetete er die Muskeln in ihrem überanstrengten oberen Schulterbereich. Zunächst fühlte sich seine Haut auf ihrer kühl an, aber während er ihre Muskeln bearbeitete, baute sich unter seinen starken Fingern eine Hitze auf, die ihr den schmerzenden Bereich erwärmte.
»Wie ich merke, hast du dein Feingefühl noch nicht verloren.« Sie lehnte sich gegen seine Finger und erinnerte sich an eine ganz andere Zeit, einen anderen Ort. »Wenn ich dir also sage, du sollst aufhören, dann achte nicht darauf«, sagte sie und gab eine Unbekümmertheit vor, die ihre heisere Stimme Lügen strafte.
»Ist das Mindeste, was ich für dich tun kann, nachdem du mir so viel geholfen hast.« Seine Worte waren dumpfer als üblich.
Ein heftiges Klopfen an der Labortür unterbrach den Augenblick.
Henrys Hände erstarrten. Dann zog er sie zurück.
Joan erhob sich von ihrem Stuhl. Schultern und Nacken waren noch immer warm von seiner Berührung. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Es muss Dr. Kirkpatrick sein. Pünktlich auf die Minute.«
    Henry verfluchte die Pünktlichkeit des Metallurgen. Er rieb sich die Handflächen in dem Bemühen, die Erinnerung an Joans Haut abzuwischen. Reiß dich zusammen, Mann! Du benimmst dich wie ein verknallter Jüngling!
    Er sah Joan zu, wie sie davonging. Mit einer Hand strich sie sich sanft über den Nacken. Dann richtete sie sich das Haar, das sich wie ein mitternachtsfarbener Strom über ihren weißen Kittel ergoss. Rätsel hin oder her, jetzt im Moment hätte er sich nichts lieber gewünscht, als ein paar weitere Augenblicke mit ihr allein.
    Joan ging zur Tür, öffnete sie und begrüßte den Besucher. »Dale, vielen Dank, dass du rübergekommen bist.«
Dale Kirkpatrick, der Experte für Metallurgie an der George Washington Universität, war einen guten Kopf größer als Henry, jedoch spindeldürr. Er hatte ein langes Gesicht, das sich selten zu einem Lächeln verzog. Jetzt versuchte er sich gerade darin und das Ergebnis war fürchterlich – ein Bestatter, der die Hinterbliebenen begrüßte. »Für eine Kollegin tu ich doch alles!«
Henry spürte, dass der rothaarige Mann mehr als eine nur berufliche Beziehung zu Joan unterhalten hatte. Sie sahen einander unbeholfen an und das Schütteln der Hände dauerte eine Spur länger, als Sitte und Anstand es vorschrieben. Henry missfiel der Mann auf den ersten Blick. Er trug einen teuren Seidenanzug und auf Hochglanz polierte Schuhe, deren Absätze laut klackten, als er den Raum betrat. In der linken Hand hielt er einen großen Gerätekoffer.
Henry räusperte sich.
Joan fuhr herum. »Dale, darf ich dir Professor Henry Conklin vorstellen?«
Kirkpatrick streckte die Hand aus. »Der Archäologe.« Es war eine Feststellung, keine Frage, aber Henry hörte eine Spur Geringschätzung aus seiner Stimme heraus.
Kurz und höflich schüttelten sie einander die Hände.
»Ich weiß Ihre Hilfe bei dieser Sache wirklich zu schätzen«, sagte Henry. »Es ist schon ein ziemliches Rätsel. Wir können uns keinen Reim auf dieses Amalgam, oder was es sonst ist, machen.«
»Ja … nun gut, dann lassen Sie mich einfach einen Blick darauf werfen.« Die Haltung des Mannes drückte erneut Höflichkeit aus, jedoch gepaart mit einem Hauch von Arroganz, als

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