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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Gipfeln und Tälern, als hätte jemand eine Schwarzweißaufnahme der Marsoberfläche gemacht. »Das ist unmöglich«, meinte Dale. Er zeigte in eine Ecke des Bildschirms, in der ein vergrößerter Abschnitt der Landschaft zu erkennen war. »Da! Das Metall ist in Wirklichkeit eine Ansammlung winziger Partikel. Seht mal, wie sie miteinander verhakt und verbunden sind!«
Die Querschnittansicht zeigte winzige oktogonale Strukturen, die über sechs ausgeprägte Beine ineinander gehakt waren. Die winzigen Gebilde waren mit ihren Nachbarn zu einem dichten Tetraedermuster verbunden.
Joan streckte die Hand aus und berührte eines der grauen Partikel, die sich auf dem Monitor zeigten. »Sie wirken fast organisch, wie virale Phagen oder so etwas.«
Der Metallurg brummte etwas und wies mit einer Hand auf die Landschaft. »Nein, es sind ganz bestimmt keine Viren. Den Rissen und der internen Matrixstruktur nach zu urteilen, ist die Substanz entschieden anorganisch. Ich würde fast sagen, kristallin.«
»Was zum Teufel ist es dann?«, fragte Henry schließlich. Der Mann regte ihn immer mehr auf. »Metall, Kristall, Virus, Gemüse, Mineral?«
Kirkpatricks Blick wanderte kurz zu dem Kreuz im Becherglas. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber wenn ich raten sollte, würde ich auf alles tippen, was Sie genannt haben.«
    Vom Kommunikationszelt aus sah Philip Sykes zu, wie die Sonne auf die Berge sank. Es war der zweite Tag seiner Wache an den eingestürzten Ruinen. Was einmal ein Hügel gewesen war, der den vergrabenen Tempel bedeckt hatte, war jetzt eine von Kratern durchsetzte Ruine. Aus der kohlschwarzen Erde ragten umgestürzte Granitbrocken und Steine hervor wie abgebrochene Zähne.
    Hätte Philip nicht über Funk von Sams Entdeckung eines natürlichen Höhlensystems erfahren, hätte er sie längst alle für tot gehalten. Den letzten halben Tag über hatte sich der Hügel nicht mehr gerührt und war auch nicht mehr weiter in sich zusammengesackt. Das Geräusch mahlender Felsbrocken im Boden war verstummt. Die Ausgrabungsstätte lag schweigend wie ein Grab da. Der Tempel war völlig in sich zusammengefallen.
    Aber Sam hatte sich gemeldet.
Philip ballte eine Hand zur Faust. Ein Teil von ihm wünschte sich, der arrogante Texaner hätte es nicht getan. Es wäre einfacher gewesen, sie alle für tot zu erklären; dann hätte es ihm frei gestanden, von hier zu verschwinden und diese verfluchten Indianer ihrem finsteren Regenwald zu überlassen. In jeder Stunde, die er hier blieb, war er dem Risiko eines Überfalls durch Guillermo Sala ausgesetzt. Als eine kühle Brise vom Berggipfel herabwehte, legte er die Arme um sich. Wer käme wohl als Erster – die von den Indianern herbeigeholte Rettungsmannschaft oder Gils Gefolgsleute, die ihr Werk beenden wollten?
Die Anspannung zerrte an seinen Nerven. »Wenn ich nur verschwinden könnte …« Aber natürlich ging das nicht – erst müsste der Rettungstunnel gegraben sein. Philip blickte zum Rand des Regenwalds.
Von der anderen Seite des Hügels schallten die Rufe und der leise Gesang der Quecha-Arbeiter herüber. Der Tunnel der Plünderer war an diesem Tag volle fünf Meter länger geworden. Obwohl die Indianer ihm nach wie vor finstere Blicke zuwarfen und scharfe Worte brummelten, konnte Philip nicht in Abrede stellen, dass sie hart arbeiteten. Die Mannschaft hatte sich in drei Schichten aufgeteilt und mit Spitzhacken und Schaufeln die ganze Nacht über bis in den Tag hinein gegraben.
Möglicherweise lag er mit seiner Schätzung, dass sie die anderen innerhalb von zwei Tagen freigraben könnten, gar nicht so weit daneben.
Aber wäre es schnell genug?
Plötzlich gab es weiter hinten im Regenwald einen Tumult. Dort hatten ein paar der Indianer im Schatten einiger Bäume eine Rast eingelegt. Philip reckte sich, als könnten zwei zusätzliche Zentimeter an Höhe ausreichen, um die Schatten des Walds zu durchdringen, und hielt den Atem an.
Ein Indianer, einer der Arbeiter, kam aus den Bäumen herübergerannt. Mit dem Arm winkte er Philip zu sich. Aber Philip wollte nicht, er wollte sich nicht vom Fleck rühren; er trat sogar einen Schritt zurück. Während er noch zögerte, wurden die Stimmen der Indianer deutlicher, und weitere Arbeiter versammelten sich am Waldrand. Er begriff, dass sie wohl nichts weiter Bedrohliches entdeckt hatten.
Er wappnete sich mit einem tiefen Atemzug und stapfte dann von der Höhe des Lagers zum Wald hinab. Schon die Überquerung der Lichtung strengte

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