Das Blut des Teufels
dir.« Er setzte beide Hände auf die Knie und musterte den Studenten. »Jetzt berichte mir, mein Sohn, was hier geschehen ist! Wie können wir dir helfen?«
Philip nippte an seinem Saft und sammelte sich. Die einfache Tätigkeit als Gastgeber hatte seine Nerven beruhigt, doch er merkte, dass er den Blick des Mönchs nicht erwidern konnte. Die Augen des Mannes waren dunkel im Dämmerlicht des Zelts, durchdringende Schatten, tiefe Brunnen, und schienen ihm bis in die Seele zu blicken. Philip war presbyterianisch aufgewachsen, jedoch nie sonderlich religiös gewesen. Dennoch spürte er die Macht, die diese ruhige Gestalt vor ihm ausstrahlte, und seine erste Erleichterung wich langsam einer leichten Beklommenheit in der Gegenwart dieses Mannes. Er könnte ihn nicht anlügen, das wusste er genau; der Mönch würde seine wahren Gedanken erkennen.
Philip setzte sein Glas ab und begann mit seinem Bericht von Gils Verrat und dem anschließenden Sabotagewerk. »… und nach der Explosion ist der Tempel weiter in sich zusammengestürzt, sodass die Eingeschlossenen immer tiefer getrieben wurden. Ich konnte nichts tun, um ihnen zu helfen.«
Bruder Otera nickte einmal, wie zum Segen. »Beruhige dich, Philip. Du hast getan, was in deiner Macht stand.«
Philip schöpfte Kraft aus diesen Worten. Ja, er hatte alles in seiner Macht Stehende getan. Er setzte sich aufrechter hin und berichtete weiter: dass die Indianer versuchten, einen Rettungsschacht zu graben, und dass Sam und die anderen einen Geheimgang hinter einer goldenen Statue entdeckt hatten. Er merkte, dass er überhaupt nicht mehr aufhören konnte. Er beschrieb sogar Sams Entdeckung des Schlüssels zur Statue. »Ein goldener Dolch, der irgendwie die Form verändert hat.«
Bei den letzten Worten bekam der Mönch große Augen, was Philip zögern ließ. »Ein goldener Dolch und ein verborgener Tunnel in die Berge?«, unterbrach Bruder Otera, dessen Stimme seltsam dunkel und tief geworden war.
»Ja«, erwiderte Philip zaghaft.
Der Mönch schwieg einen Augenblick lang. Dann verhielt er sich wieder so, als wäre nichts weiter gewesen. »Danken wir dem Herrn für ihre Errettung! Wenigstens haben deine Freunde einen sicheren Zufluchtsort gefunden. Der Herr öffnet solchen, die reinen Herzens sind, stets einen Weg.«
»Ich hoffe, der Rettungsschacht ist in etwa zwei Tagen fertig. Aber wenn die Indianer, die ich für weitere Hilfe ausgeschickt habe …?«
Plötzlich stand Bruder Otera auf. »Fürchte dich nicht! Der Herr wird über alle hier wachen. In Seinen Augen sind wir alle Seine geliebten Schafe. Uns wird nichts geschehen.«
Auch Philip erhob sich rasch und wollte den Bruder hinausbegleiten. Doch der Mann bedeutete ihm, zu bleiben. »Ruhe dich aus, Philip, du hast es verdient. Du hast das Werk des Herrn getan, indem du deine Freunde beschützt hast.«
Seufzend sank Philip in seinen Stuhl zurück, während sich Bruder Otera bückte und das Zelt verließ. »Vielen Dank!«, rief er dem Mönch nach.
Allein in seinem Zelt schloss er einen Moment lang die Augen. Jetzt konnte er gewiss schlafen. Die Last lag nicht mehr auf seinen Schultern und von der Schuld für seine fragwürdige Tat war er erlöst.
Philip starrte den geschlossenen Zelteingang an. Er dachte an die schwelende Energie, die der Mann ausgestrahlt hatte.
Bruder Otera musste wirklich ein frommer Mann sein.
In einiger Entfernung zu den Zelten traf sich Bruder Otera mit einem der anderen Mönche am Waldrand. Gewaltsam unterdrückte er das Zittern seiner Hände. Konnte es wahr sein? Nach so langer Zeit?
Der Mönch durchwühlte seinen Rucksack und reichte Otera das Funkgerät. Unter dem Blätterbaldachin trat er einige Schritte beiseite, wählte den richtigen Kanal und rief seinen Vorgesetzten.
Er sprach jetzt wieder Spanisch. »Kontakt geschlossen. Over.«
Einem kurzen Rauschen folgte eine rasche Antwort. »Und wie lautet deine Einschätzung?«
»Positiv. Die Ausgrabung erscheint golden. Wiederhole, golden.« Bruder Otera lieferte eine knappe Zusammenfassung dessen ab, was er von dem teiggesichtigen Studenten erfahren hatte.
Selbst über die Ätherwellen hörte Bruder Otera das schokkierte Murmeln sowie die geflüsterten spanischen Worte: »El Sangre del Diablo.«
Allein bei der Erwähnung dieses Namens schauderte es ihn. »Und Ihre Befehle?«
»Freunde dich mit dem Studenten an. Gewinne sein Vertrauen. Dann mach den Arbeitern Feuer unterm Hintern. Grabe einen Weg zu diesem Tunnel.« Es folgte eine lange Pause, dann kam
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