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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Mischung aus Überraschung und Verlegenheit. Ihr musste schließlich aufgegangen sein, wie wenig Beachtung sie ihm geschenkt hatte. »Nicht lange. Das EM wird zum Sammeln und Berechnen eines Abbilds etwa zehn Minuten benötigen.« Joan lächelte Henry schwach und entschuldigend an und wandte sich dann wieder ab.
Henry seinerseits drehte sich um und widmete sich wieder dem Kruzifix. Er tippte mit einem Finger auf die glänzende Oberfläche. Nach der Überprüfung der unbekannten Substanz war das Kreuz des Mönchs zweifelsohne echt. »Pures Gold«, brummte Henry in sich hinein. Zumindest ein Rätsel war gelöst, aber es gab ja noch eins.
Henry ergriff das Kruzifix, drehte es um und untersuchte die Rückseite mit der Reihe kleiner Einkerbungen. Was versuchte Francisco de Almagro zu sagen? Henry ließ einen Finger über die Einschnitte laufen. War dies eine letzte Botschaft? Wenn ja, was war so wichtig? Während er das Kreuz betastete, überfiel ihn eine böse Vorahnung, ähnlich wie in der Nacht zuvor bei seinem fehlgeschlagenen Versuch, das Lager zu erreichen. Er schob diese irrationalen Sorgen beiseite. Er war paranoid. Aber zum hundertsten Mal an diesem Tag trieben seine Gedanken zu Sam und den anderen Studenten ab. Wie kamen sie mit der vergrabenen Pyramide zurecht? Hatten sie vielleicht für diese Rätsel die Lösungen gefunden?
Henry legte beide Hände um das Kruzifix und ließ die Stirn auf den Fingerspitzen ruhen. So viele merkwürdige Dinge umgaben die Ausgrabung. Er spürte, dass es da eine Verbindung gab, eine Möglichkeit, alle Stränge miteinander zu verknüpfen: mumifizierte Priester, geheimnisvolle Metalle, versiegelte Krypten. Aber worin bestand diese Verbindung? Der Umriss des Kruzifixes drückte sich in seine Handflächen. Ein goldenes Kreuz und eine verschlüsselte Botschaft. Konnte hier die Antwort liegen?
Er stellte sich den jungen Mönch vor, der sich über sein Kreuz gebeugt hatte und mit einem scharfen Werkzeug etwas eingravierte. Ein mühseliges Werk, und das, während der Tod immer näher rückte. In Henrys Händen befanden sich vielleicht die letzten Worte dieses Mannes. Aber was wollte er sagen? »Was war so wichtig?«, flüsterte Henry.
Das Bild des Kreuzes kristallisierte sich in seinen Gedanken. Es drehte sich langsam vor seinem inneren Auge.
Plötzlich keuchte Joan hinter ihm auf und riss ihn dadurch aus seinen Träumereien. Er fuhr herum. Sie schaute zu ihm hinüber, aber nicht direkt auf ihn, sondern rechts an ihm vorbei. Er folgte ihrer Blickrichtung.
Das Becherglas stand noch immer dort auf dem Tisch, wo er es abgesetzt hatte. Beim Anblick des Inhalts verschlug es ihm allerdings den Atem.
»Henry …?«
Das Becherglas enthielt kein rohes, flüssiges Metall mehr, sondern eine grobe Kopie des goldenen Dominikanerkreuzes, das gegen die Glaswand gelehnt war. Im Großen und Ganzen kreuzförmig, jedoch verschwommen in den Details. Die Gestalt Jesu Christi auf der Oberfläche war lediglich angedeutet.
Joan und Dale traten näher.
»Haben Sie das getan?«, fragte Dale.
Henry sah den Mann an, als wäre er nicht ganz klar im Kopf, und zeigte auf den Stopfen. »Machen Sie Witze?«
Noch während sie hinsahen, gingen einige Einzelheiten auf dem Kreuz verloren. Die Kanten wurden unschärfer und die Gestalt rutschte vom Kreuz herab und bildete auf dem Boden des Becherglases eine Lache. Dennoch behielt es insgesamt seine Form bei.
Henry versuchte eine Erklärung. »Ich habe gerade an das Kreuz gedacht, da …«
Von irgendwoher in der Nähe schallte ein schrilles Klingeln laut durch den kleinen Raum.
Alle wandten sich um. Das Bild auf den Monitoren waberte und dann erschien ein blinkendes Schwarzweißbild.
»Vielleicht sind wir der Lösung einen Schritt näher gekommen«, verkündete Dale, ohne offen auszusprechen, was er damit meinte. Er ging zu den Monitoren hinüber.
Henry und Joan folgten. Sie sahen einander kurz an. Henry erkannte die Verblüffung in ihren Augen und darüber hinaus noch etwas, das wie Furcht erschien. Ehe er wusste, was er tat, drückte er ihr kurz zur Beruhigung die Hand. Sie zeigte sich für die Geste erkenntlich, indem sie ein wenig näher an ihn heranrückte.
Nach einem letzten besorgten Blick auf das Kreuz in dem Becherglas wandte sich Henry wie die beiden anderen den Monitoren zu.
Dale hatte sich über die Tastatur gebeugt und verfolgte mit einem Finger etwas auf dem Bildschirm. Darauf war jetzt eine unirdische Landschaft zu erkennen, ein raues Terrain mit seltsam geformten

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