Das Blut-Haus
ich und schüttelte den Kopf. Sehr einfach, zu simpel. Einen derartig leichten Fall hatte ich in meiner gesamten Laufbahn noch nicht erlebt.
Im Prinzip hätte ich froh darüber sein müssen, aber ich war es nicht. Den Grund konnte ich auch nicht so recht nennen, möglicherweise erschien er mir zu simpel.
Warum lebte der Ghoul hier? Weshalb hatte er sich gerade diesen Garten ausgesucht? Friedhöfe garantierten den Leichenfressern das Überleben, aber das hier war kein Friedhof.
Ich nahm mir vor, noch einmal mit Mason Todd über das Problem zu sprechen. Möglicherweise wußte er mehr, was die Vergangenheit seines Grundstücks betraf.
Bevor ich wieder zurück zum Haus ging, schaute ich mich in der näheren Umgebung um. Besonders interessierte mich die Stelle, die der Ghoul aufgewühlt hatte. Ich leuchtete mehrere Male genau hin, ohne irgendwelche Spuren zu entdecken, die auf einen weiteren Artgenossen des Leichenfressers hingewiesen hätten.
Der Ghoul schien tatsächlich allein gewesen zu sein. Wieder einer weniger, und trotzdem ärgerte es mich, daß es diese widerlichen Geschöpfe überhaupt gab.
Für mich gab es in diesem Garten nichts mehrzu tun. Jetzt erst war es finster geworden, allerdings hing weit im Westen noch ein schmaler Streifen Helligkeit wie eine Leiste am Himmel.
Ich konnte mir gut vorstellen, daß Mason Todd übernervös war und wartete. Das Haus wirkte wie eine geometrische Insel, denn die großen Panoramascheiben waren erhellt.
Todd brauchte Licht, er fühlte sich in seinem Schein sicherer. Ich stank, als wäre ich selbst als ein Verwester aus dem Grab gekrochen. Der Ghoulgeruch hing noch in der Sommerkleidung und würde so leicht auch nicht verschwinden.
Diesmal leuchtete ich, als ich die Treppe nach oben stieg. Todd kam mir nicht entgegen. Dafür huschten Mäuse aus dem Lichtstrahl weg, und auch ein Igel, der auf der Jagd nach ihnen war, versteckte sich im dichten Gras, aufgeschreckt vom Licht der Lampe.
Ich ließ die Treppe hinter mir und merkte erst dann etwas von dem leichten, warmen Wind, der gegen mein Gesicht fächerte. Es tat gut, ihn zu spüren, aber den Gestank fegte er auch nicht weg. Mason Todd kam mit hastigen Schritten aus dem Haus gelaufen. Er winkte dabei, sah mich und blieb stehen. Sein Hemd war so weit geschnitten, daß es ihn wie eine Fahne umflatterte. »Na, gibt es ihn noch?«
Ich schüttelte grinsend den Kopf.
Auf einmal legte er den Kopf zurück. Sein brüllendes und erleichtertes Gelächter durchbrach die Stille des Gartens. Mit einer Faust schlug er mehrere Male gegen einen nicht vorhandenen Gegner. »Das ist geschafft!« schrie er lachend. »Verdammt, das ist geschafft.« Er sprang auf mich zu, umarmte mich und sprach von seinem Bruder, der die gute Idee gehabt hatte, mich einzusetzen.
»Das sollten wir feiern, Sinclair.« Noch immer lachend trat er zurück, bis er plötzlich heftig schnaubte und seine Nase zuckend bewegte. »Mann, Sie stinken wie ein…«
»Sagen Sie ruhig Ghoul.«
»Ja, Sie stinken wie ein Ghoul.«
»Das bleibt nicht aus.«
»Trotzdem, wie haben Sie es geschafft, Sinclair?«
»Nach der Dusche erzähle ich es Ihnen. Okay?«
»Okay.«
***
Aus der Kleidung bekam ich den Gestank nicht heraus, aber Todd hatte mir versprochen, die Klamotten vor einen Propeller zu legen, der heftig Wind erzeugte.
Viel gab ich dieser Lösung nicht. Sie war aber besser als gar nichts und bewies auch Todds guten Willen.
Sein Bad war super. So groß wie manche Wohnung, und ich konnte mich darin ausbreiten. Der helle Marmor gefiel mir und hatte bestimmt ein Vermögen gekostet.
Da einige Türen der Einbauschränke offenstanden, hatte ich einen Blick hineinwerfen können und nicht nur männliche Kleidung entdeckt. Auch Dessous lagen dort, was mich zu einem Grinsen veranlaßte und mich wieder daran erinnerte, welchem Job Todd nachging. Da liefen ihm die Mädchen reihenweise die Bude ein.
Mochten Feministinnen noch so sehr dagegen wettern, sie bekamen dieses Verhalten einfach nicht weg.
Film und TV zogen die Menschen noch immer an wie starke Magnete. Natürlich duschte ich länger als üblich. Es war auch ein Genuß, sich von vier Seiten bestrahlen zu lassen, wobei noch der Druck reguliert werden konnte.
Ein sehr intensiv riechendes Gel ließ den Gestank zwar verschwinden, aber in meinem Mund schmeckte ich ihn noch immer.
Einmal schaute Todd herein. »Soll ich Ihnen andere Kleidung besorgen, Mr. Sinclair?«
Ich drehte die Dusche ab und fragte lachend: »Hat
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