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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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äußerlich als Chef der Truppe zu erkennen, denn sein spitzer Hut überragte alle. Das Gesicht kannte ich. Es sah auch jetzt aus, als wäre es aus mehreren Teilen zusammengesetzt worden, die von den Proportionen her nicht zueinander paßten. Die zu dicken Wangen, die klumpige Nase, Augen, die aussahen, als wollten sie jeden Augenblick aus den Höhlen schnellen, lange, spinnengleiche Finger, ein breiter Mund fast ohne Lippen, der verzogen war wie ein Gummiband und dem Gesichtsausdruck etwas Kasperhaftes gab.
    Mondrian war nicht besonders groß, wirkte aber größer, denn er besaß ein Aura, der sich die meisten Zuschauer nicht entziehen konnten. Die in der ersten Reihe spürten es besonders. Sie sahen aus, als wollten sie aufstehen und weglaufen.
    Das bemerkte auch Mondrian. Er verzog das Gesicht noch stärker, als er lachte und danach fragte: »Wollt ihr etwa verschwinden? Habt ihr Angst vor mir?«
    Natürlich bekam er keine Antwort. Er lachte wieder. »Ja, ihr habt Angst, das sehe ich euch an. Ihr müßt auch Angst haben, denn ich bin etwas Besonderes. Ich bin der Meister, ich herrsche über die Natur. Ich kann mit ihr spielen, ich kann Gesetze durchbrechen, denn ich schaue hinter die Dinge, wenn ihr versteht.«
    Sie verstanden nicht, was sie durch Schütteln der Köpfe bewiesen. Mondrian lachte. »Das ist aber schade. Dann wollt ihr wahrscheinlich den Beweis bekommen?« Er wartete die Erwiderung nicht ab, sondern nickte sich selbst zu. »Ja, ihr könnt ihn haben. Ich bin bereit, euch diesen Beweis zu liefern. Kommt her, Feuermänner!«
    Aus dem Hintergrund lösten sich zwei Männer. Sie trugen bunte Flatterkleidung, grinsten breit und warteten darauf, daß ihr Chef sie an bestimmte Plätze stellte.
    Dann begab er sich zwischen sie, breitete die Arme aus und konnte jeden der beiden mit den Fingerspitzen berühren.
    Einen Moment später passierte es.
    Die ersten Zuschauer schrien auf, als plötzlich die Flammen aus Mondrians Fingerspitzen zuckten, sich rasend schnell ausbreiteten und die Konturen der beiden Helfer nachzeichneten.
    Das Feuer hüllte sie ein. Die beiden hätten verbrennen müssen, aber sie standen da und grinsten nur.
    Zwischen ihnen hielt sich breitarmig Mondrian auf. Über sein Gesicht huschten die Schatten und hellen Flecke hinweg.
    Die Augen sahen aus wie böse Kugeln.
    Dann sanken die Flammen zusammen. Nein, nicht direkt, sie liefen auf ihn zu, über seinen Körper hinweg und zielten dem offenen Mund entgegen, in dem sie verschwanden.
    Mondrian hatte das Feuer geschluckt!
    Kein Zuschauer klatschte, niemand sprang in die Höhe, um ihm anderweitig Beifall zu spenden, was Mondrian verwunderte, denn er fragte provozierend: »Hat es euch nicht gefallen?«
    Natürlich bekam er keine Antwort. Die Zuschauer standen zu sehr unter dem Eindruck des Erlebten.
    Mondrian amüsierte sich köstlich. Er schickte seine beiden Helfer wieder weg. Noch immer lachend winkte er eine Frau heran. Sie war klein, besaß eine dunklere Haut, wie ich erkennen konnte. Wahrscheinlich stammte sie nur aus einem südlichen Land. Das Haar trug sie offen. An ihrem Hinterkopf bildete es einen Schleier. Sie schleuderte ihren Umhang ab - und war plötzlich nackt!
    Damit hatte niemand gerechnet, auch mich überraschte es. In der damaligen Zeit mußte so etwas als Provokation angesehen werden, zudem noch vor den Augen der Frauen und Kinder.
    Die Mütter reagierten auch, sie hielten ihrem Nachwuchs die Augen zu, während die Männer sitzenblieben, aber dabei unruhig wurden, sich entsprechend bewegten und ihre Blicke nicht von dem Körper wenden konnten.
    Die Person war nicht groß, doch gut proportioniert. Schwellende Hüften, pralle Brüste, und das dunkle Dreieck der Schamhaare verschwand mit dem Schatten der Feuer.
    Mondrian hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt. »Ist sie nicht schön?« rief er den Gaffern zu. »Ist sie nicht einmalig, Leute? Schaut sie euch an, schaut genau hin. Sie ist wirklich etwas Besonderes. Ich sehe sie als ein Ereignis an. Ich habe ihr sogar einen Namen gegeben. Ich nenne sie Elvira, die Versuchung.«
    Da hatte er recht.
    Elvira war bei seinen Erklärungen unbeeindruckt geblieben. Ihr Lächeln wirkte stereotyp. Die Augen hielt sie weit offen. In den Pupillen tanzte der Widerschein der Feuer.
    Mondrian amüsierte sich über die Sprachlosigkeit des Publikums. Er sprach die Zuschauer dann direkt an. »Ich wende mich an euch Männer. Wer von euch will auf die Bühne kommen und sich von Elvira versuchen lassen?

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