Das Blut-Haus
Bühne entgegen wie ein Trompetenstoß. »Das war Gotteslästerung!« brüllte er. »Dafür wirst du in der Hölle schmoren, Verfluchter. Der Herrgott läßt sich nicht ins Handwerk pfuschen.«
Mondrian hatte die Worte gehört und amüsierte sich darüber. Er bewegte sich auf dem Holzboden wie der Hofnarr eines Königs, der seinen gesamten Spott, die Ironie und den Zynismus zum besten geben wollte. Linkische Verbeugungen wechselten sich ab mit Grimassen. Er streckte ihnen sogar die Zunge entgegen. Sie sah aus wie ein schwarzer verkohlter Klumpen.
»Ich in der Hölle schmoren, du Narr?«
»Ja, du!«
»Kannst du dir vorstellen, daß ich mich darauf freue? Ja, ich freue mich auf die Hölle.«
»Er ist der Teufel!« Die Frau, die diesen Satz geschrien hatte, sprang auf und bekreuzigte sich. »Das kann kein Mensen sein. Es ist der Gehörnte in der Verkleidung.«
»Ha, ha!« lachte Mondrian dumpf dazwischen und hob dabei seinen Mantel an. »Bin ich tatsächlich der Teufel, der Gehörnte? Da, schaut hin! Habe ich einen Bocksfuß? Habe ich Hörner, die aus meiner Stirn wachsen? Nein, ich habe beides nicht.«
Die Frau ließ sich nicht beirren. »Der Teufel in Verkleidung. Du bist der Teufel in Verkleidung.«
Mondrian hörte auf zu lachen. »Auch das bin ich nicht, obwohl ich zugeben muß, daß mir der Teufel nicht unsympathisch ist. Er ist mächtig, wie ihr wißt. Er hat mir die Kraft gegeben, denn er mag außergewöhnliche Menschen wie mich. Ich bin ein Zauberer, ein Magier. Ich ziehe den Menschen die Schlange aus dem Mund. Willst du nicht auch kommen, Frau? Willst du nicht hoch zur Bühne und deinen Mund öffnen, damit ich dir auch die Zunge als Schlange herausziehen kann?«
»Nein, ich komme nicht. Aber dir, Verfluchter wird man die Zunge mit einer glühenden Zange aus dem Rachen ziehen. Dich trifft das Strafgericht des Herrgotts!«
Mondrian winkte mit beiden Händen ab. »Wer ist das schon? Ich bin der Meister.«
»Du wirst bald…«
»Komm doch schon, Frau! Komm doch. Vielleicht findest du gefallen am Teufel. Er liebt die Hexen, das brauche ich euch nicht zu sagen. Möchtest du gern eine Hexe sein und mit dem Satan buhlen? Er würde sich freuen, wenn du dich ihm nackt zeigst.«
Mondrian war über das Ziel hinausgeschossen. Das mußte er einfach merken, denn die Stimmung schlug gegen ihn um. »Gut«, sagte er und bewegte beide Hände kreisförmig, als wollte er sie Zuschauer mit diesen Gesten hypnotisieren. »Vergessen wir es. Kommen wir zu den Dingen, die ich als großen Schluß für euch ausgesucht habe. Es wird wunderbar werden, das kann ich euch versprechen.«
»Nein!« Der Bärtige sprach gegen ihn. »Du wirst nichts mehr tun! Diese Frau hat recht gehabt. Du bist nicht besser als der Teufel. Du bist ebenso schlimm.«
Mondrian freute sich. Er riß die Arme in die Höhe und lachte breit.
»Danke, daß du so etwas gesagt hast. Ich fühle mich nämlich stolz und geehrt.«
Der Mann spie aus. »Wie kann man sich als Mensch nur stolz und geehrt fühlen, wenn man mit dem Gehörnten verglichen wird?«
»Oh, das will ich dir sagen, mein Freund. Der Teufel liebt mich. Er hat mich unter seinen schützenden Mantel genommen, wenn du verstehst. Er ist nicht nur mein Freund, er ist mein allerbester Freund, das kann ich dir sagen.«
Der Bärtige nickte, hörte dann auf und legte den Kopf schief. »Und er wird dir immer helfen?«
»Natürlich. Das hat er versprochen.«
»Ich möchte es herausfinden.«
Mondrian verbeugte sich spöttisch in seine Richtung. »Bitte sehr, mein Freund, du kannst es herausfinden. Wenn du Mut hast, tritt auf die Bühne und komm zu mir.«
Danach wurde es still. Die Forderung war gesprochen worden. Jetzt kam es darauf an, wie der andere reagierte. Besaß er tatsächlich den Mut, die Bühne zu betreten? Wenn ja, wie mutig oder weniger mutig würde er sich verhalten?
Noch tat er nichts. Die Forderung stand, er dachte nach, schaute in die Runde, weil er sich von anderen Personen Hilfe erhoffte. Aber es war niemand da, der ihn ermunterte.
Auch ich hielt mich zurück, denn ich wollte meine Identität nicht zu früh preisgeben.
Der Bärtige geriet ins Schwitzen. Unsicher trat er von einem Fuß auf den anderen.
Mondrian amüsierte sich darüber. »Na, hast du dein Maul zu voll genommen? Willst du jetzt kneifen, mein Freund? Der Teufel nimmt jeden, er ist wirklich froh, wenn er sich mit einem Menschen unterhalten kann. Er wird auch jeden bekehren, das kann ich dir versprechen. Ich habe mich
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