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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wer, frage ich euch?«
    Er bekam keine Antwort.
    Ich stand günstig und bekam so manch verstohlene Handbewegung einer Ehefrau mit, als sie ihren Gatten festhielt. Einige trauten den Ehemännern wohl nicht.
    Der Zauberer hatte seinen Spaß. Bis an den Rand der Bühne war er vorgetreten, wo er sich bückte und so schaute, daß jeder das Gefühl haben konnte, er würde nur ihn ansehen.
    »Warum wollt ihr nicht? Seid ihr zu feige, weil eure Frauen dabei sind? Hat euch der Mut verlassen?« Mondrian schüttelte den Kopf. »Das begreife ich nicht. Ihr seid doch sonst nicht so, wenn ihr in die Badehäuser zu euren Huren geht und mit ihnen zusammen in die Zuber steigt, um das Wasser und die Frauen zu genießen. Was ihr macht, finde ich nicht gut.« Er richtete sich wieder auf. »Nun ja, ich habe es mir gedacht. Ja, ich habe damit gerechnet, deshalb wird euch Elvira einiges zeigen, auch ohne euch auf die Bühne zu holen.«
    Ich blieb zwar an meinem Platz, schaute allerdings zurück, denn ich dachte an die Soldaten oder Söldner. Ich ging einfach davon aus, daß sie eingreifen würden. Bisher hatten sie sich nicht gezeigt. Möglicherweise wollten sie bis zum Höhepunkt der Darbietung warten. So verfolgte ich die Kunststücke des Zauberers Mondrian, der sich dicht vor Elvira hinstellte und sie anschaute. Seine Hände glitten mit langen Fingern über ihre Haut, und sie berührten wirklich alles, was ihn noch zusätzlich amüsierte.
    Die Kinder bekamen die Augen zugehalten und durften sie erst wieder öffnen, als Mondrian einen Schritt zurückgetreten war, sich verbeugte und sich dann wieder an die Zuschauer wandte.
    »Elvira ist die Versuchung, meine sehr verehrten Herrschaften. Und, so frage ich euch, wer ist noch die Versuchung gewesen? Bitte, gebt Antwort…«
    Die Menschen überlegten. Einer war schlau und rief aus der hinteren Reihe: »Die Schlange!«
    »Ja!« jubelte Mondrian fast. »Es war die Schlange. Sie ist die Versuchung gewesen. Sie gehört einfach dazu. Die Schlange, der Apfel, die schöne Frau. Jeder Mann will sie, aber nicht alle können sie bekommen. Ich, der große Mondrian, werde euch beweisen, daß es keinen Unterschied zwischen der Schlange und der Frau gibt. Daß sie beide zusammengehören, daß sie zwei in einem sind.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, als Elvira ihren Mund so weit wie möglich öffnete.
    Mit einer tänzelnden Bewegung trat Mondrian vor sie und hob den rechten Ann an. Wie gesagt, seine Finger waren lang und dünn, so lang, daß sie in den Mund der Frau hineingreifen konnten. Es sah so aus, als wollte er nach der Zunge fassen.
    Das tat er auch.
    Mit sehr langsamen Bewegungen zerrte er die Zunge aus dem Mund hervor und hatte diese noch leicht gedreht.
    Dabei lachte er, schaute in das Publikum, zog weiter und zog… War das überhaupt noch eine Zunge, die er aus dem offenen Mund hervorzerrte?
    Nein, so sah keine Zunge aus. Nicht so zuckend, nicht so schuppig. Was er zwischen seine Finger geklemmt hatte, war nichts anderes als eine Schlange.
    Wein, Apfel, Schlange!
    Vor kurzem hatte er die Verbindung hergestellt. Da hatte er als Theoretiker gesprochen, diesmal bewies er, daß dies auch in der Praxis möglich war.
    Während sich die nackte Elvira zurückgebeugt hatte und einen Gegendruck verursachte, zerrte Mondrian weiter. So lange, bis er die Schlange aus dem Maul hervorgerissen hatte. Mit einem letzten Ruck rutschte das Ende über Elviras Unterlippe, die ein wenig den Halt verlor und zurückwankte.
    Lachend schwenkte Mondrian seine Beute. Er ließ die Schlange kreisen wie ein Lasso. Die Zuschauer fürchteten sich. Nicht wenige zogen die Köpfe ein, und tatsächlich schleuderte Mondrian seine zuckende Beute von sich. Aber über die Köpfe und Rücken der Leute hinweg. Sie wirbelte davon, klatschte irgendwo in den Dreck, und genau dort, wo sie lag, fauchte plötzlich ein Feuer hoch.
    Die Flammen schlugen um sich, zischten und sprühten, dann sanken sie zusammen. Aus, vorbei!
    Niemand rührte sich. Die Menschen waren so entsetzt, daß sie wie erstarrt wirkten. Sie saßen da, schauten nach vorn auf Mondrian, der sich tänzelnd über das Podest bewegte und Elvira das Kleidungsstück zuwarf. Sie wickelte es um ihren Körper.
    »Ich habe es euch gesagt. Die Schlange ist ein Weib! Beide gehören zusammen!«
    Urplötzlich sprang jemand auf. Es war ein älterer Mann mit Kinnbart. Er hob den Arm und ballte die Hand zur Faust. Mit dieser Drohgebärde wandte er sich an Mondrian. Seine Stimme hallte der

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