Das Blut-Skelett
Zwölf Schicksale. Damit auch zwölf Menschen, die in unterschiedlichem Alter verstorben waren.
Nur Männer. Der Jüngste war 30 gewesen, der Älteste 62. Vom Unfall bis zum Infarkt. Da fiel wirklich nichts aus dem Rahmen. Aber jeder Tote hatte etwas zurückgelassen. Familie, Freunde, Tränen, vielleicht auch ein gewisses Elend.
Andere Männer gründeten einen Verein oder Klub. Diese hier hatten sich einer Sekte mit dem Namen Atlantis angeschlossen. Ich war kein Sekten-Experte, aber in London gibt es Menschen, die sich mit diesem Thema beschäftigen.
Einen Mann kannte ich. Er gehörte der anglikanischen Kirche an. Der Mann kannte auch mich. Ich wollte die Chance nutzen und ihn zunächst einmal anrufen.
Er hieß Phil Edderly. Seine Telefonnummer herauszufinden, war kein Problem. Ich landete in seinem Vorzimmer und hatte Glück, wie mir die Dame am Telefon sagte, daß der Chef noch im Haus war. Allerdings hatte er einen Termin und war auf dem Sprung.
»Es dauert auch nicht lange«, sagte ich.
»Kann ich noch einmal Ihren Namen erfahren?«
»John Sinclair.«
»Oh – ja, ich weiß Bescheid.«
Phil Edderly lachte, als er meine Stimme hörte. »Wir haben uns ja lange nicht mehr gesprochen, Mr. Sinclair. Noch immer auf Dämonenjagd?«
»Das nimmt kein Ende.«
»Richtig. Man hört hin und wieder etwas. Was kann ich denn für Sie tun, Mr. Sinclair?«
»Mir möglicherweise eine Auskunft geben, denn ich stecke fest.«
»Geht es um eine Sekte?«
»Sicher. Sie hört auf den Namen Atlantis. Haben Sie davon gehört?«
»Ach«, sagte er nur und nährte bei mir die Hoffnung. »Ein ungewöhnlicher Name. Den hätte ich auch behalten. Es ist mir auch untergekommen, aber nicht als Sektenname. Ich kenne Gruppen, bei denen Atlantis eine indirekte Rolle spielt...«
»Mir geht es um den reinen Namen und darum, was dahintersteckt.«
»Da muß ich passen.«
»So schnell?«
»Ich will Ihnen nichts vormachen. Einen derartigen Namen behält man ja. Es kann auch sein, daß mir diese Gruppe unter einem anderen Begriff bekannt ist. Können Sie mir sagen, womit diese Sekte aufgefallen ist?«
»Nein, das kann ich leider nicht. Ich stehe am Anfang der Ermittlungen. Außerdem scheinen alle Sekten-Mitglieder tot zu sein.«
»Ein Massen-Selbstmord wie damals in der Schweiz?«
»Auf keinen Fall. Wie es scheint, sind die Menschen eines natürlichen Todes gestorben. Aber das herauszufinden, ist mein Problem. Darum brauchen Sie sich nicht zu kümmern. Jedenfalls bedanke ich mich bei Ihnen und wünsche Ihnen für die Zukunft viel Erfolg und alles Gute.«
»Ich gebe das gern zurück.«
Langsam legte ich den Hörer wieder auf. Schade, es wäre zu schön gewesen. Diese zwölf Männer hatten es tatsächlich geschafft, im geheimen zu arbeiten, und ich bezweifelte auch, daß ihre Angehörigen Bescheid gewußt hatten.
Sie waren tot. Jemand hatte ihre Gräber aufgebrochen und einige der Knochen geraubt.
Warum? Wofür?
Ich kam zu keiner Lösung und fluchte vor mich hin. Als das Telefon klingelte, zuckte ich zusammen und überlegte, ob ich abheben sollte. Ich ließ es bleiben, doch wenig später meldete sich mein Handy.
Ich meldete mich. »Ja, ich...«
»John«, sagte Suko, »hast du schon etwas herausgefunden?«
»Nein, nichts. Auch Purdy hat auf das falsche Pferd gesetzt. Es gibt keinen Hinweis auf Atlantis. Nur eben die Knochen, die man gestohlen hat. Das ist alles.«
»Dein Pech.«
Ich verdrehte die Augen, denn mir hatte Suko’s Tonfall nicht besonders gefallen. »Hör mal zu, du redest, als hättest du großen Spaß dabei.«
»Vielleicht habe ich den auch.«
»Was macht dich so fröhlich?«
»Hast du es schon mal mit der Suche im Internet versucht?« fragte er hintergründig.
»Noch nicht. Das hätte ich auch Purdy überlassen. Aber sie hat momentan zu tun.«
»Aber Shao und ich haben nachgeschaut.«
»Super.« Ich meinte es wirklich so, wie ich es gesagt hatte. »Was habt ihr gefunden?«
»Einiges. Natürlich haben Kara oder Myxin nichts ins Internet gegeben, das ist klar. Aber der Name Atlantis war schon vorhanden. Wir haben alles aussortiert, was nicht in Frage kommt und mehr Spielerei ist, aber Shao und ich sind an einem Begriff hängengeblieben.«
»Sag schon.«
»Warlock!«
»Was?«
Suko lachte. »Das gleiche habe ich mich auch gefragt. Dann hat uns der Jagdeifer gepackt, und wir sind dem Namen nachgegangen. Unter Warlock sind wir dann fündig geworden. Es gibt einen Warlock, der sich als Erbe eines Mythos’
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