Das Blut-Skelett
und mit einem eingerissenen Dach. Etwa hundert Meter weiter sahen wir es. Es stand da, als wäre es vergessen worden. Umschmeichelt von den Dunstfahnen wirkte es wie ein verkleinertes Märchenschloß. Nur hatte es nichts Märchenhaftes an sich. Es sah düster aus und schien die Menschen davor warnen zu wollen, es zu betreten.
Ein Fahrzeug parkte nicht in der Nähe. Demnach schien dieser Warlock nicht im Haus zu sein oder hatte seinen Wagen hinter dem Gebäude abgestellt. Langsam fuhren wir heran. Ich lenkte den Rover nach links, schaltete die Scheinwerfer aus und löste den Gurt.
Suko war schon vor mir ausgestiegen. Er stand vor dem Eingang und ließ seinen Blick an der grauen Fassade hochwandern.
»Und?« fragte ich.
»Es sieht alt aus.«
»Auch verfallen?«
»Sagen wir so: Man kann darin leben.«
»Besser als ein Zelt.«
Auch ich hatte die Tür zugedrückt und sah, daß Suko auf das Haus zuging. Vor der Tür blieb er stehen und bückte sich auch.
»Ist sie offen?«
»Ich glaube nicht.« Er bückte sich noch tiefer, um das Schloß zu inspizieren. »Es dürfte kein Problem werden, sie zu öffnen.«
Ich hatte nur mit einem Ohr hingehört. Statt dessen war mein Blick über die Fenster geschweift, die alle sehr alt und grau aussahen, aber noch heil waren. Keine Scheibe war eingeschlagen. Vor den Scheiben waberte der dünne Dunst wie lange Gardinen, die einfach kein Ende nehmen wollten. Deshalb konnte ich auch nicht in das Haus hineinschauen.
Ich war an der Fassade auf und ab gegangen, um nach einer Spur zu suchen, die auf den Besitzer hinwies. Auch da hatte ich Pech. Ich entdeckte kein Namensschild. Es brannte auch kein Licht im Haus. Der gesamte Bau wirkte verlassen oder wie aufgegeben.
»Es ist übrigens offen, John!«
Wie immer hatte Suko es geschafft, das Schloß zu öffnen, darin war er ein kleiner Meister. In diesem Fall war es auch nicht schwierig gewesen, denn man hatte auf ein modernes Sicherheitsschloß verzichtet.
Ich schlenderte noch immer durch das vom Wind herabgewehte Laub, aber die Geräusche kamen mir wenig romantisch vor, denn mein inneres Gefühl hatte sich verändert. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich eine Spannung in mir aufgebaut, mit der ich zunächst einmal fertig werden mußte. Es war diese Ahnung, auf etwas zu treffen, obwohl das Haus so leer wirkte.
Suko hatte auf mich an der Tür gewartet. Auch von seinem Gesicht war der Ausdruck jeglicher Fröhlichkeit verschwunden. Die Blicke wanderten unruhig hin und her, und er drückte sein Gefühl in Worten aus, als ich bei ihm stand.
»Da stimmt etwas nicht, John. Dieses Haus birgt ein Geheimnis. Ich kann dir nicht sagen, was es ist, ich fühle es nur.«
»Genau.«
Suko ging vor mir hinein. Uns beiden fiel schon im eigentlichen Entree auf, daß es eine Treppe gab, die in einen Keller führte. Suko blieb stehen und schaute den Stufen nach, die allmählich in der Düsternis verschwanden.
Ich war schon einige Meter tiefer in das Haus hineingegangen. Eine ver- oder geschlossene Tür fiel mir nicht auf. Der Flur endete an einer offen stehenden Tür. Bereits aus einer gewissen Entfernung fiel mein Blick in den dahinterliegenden Raum.
Ich bin um alles in der Welt kein Hellseher. Manchmal jedoch überkommt mich ein bestimmtes Gefühl. Das sagt mir dann, daß in meiner Nähe etwas lauert.
So auch hier.
Ich ging schneller, ohne die Vorsicht außer acht zu lassen. Ich hatte noch nicht die Schwelle zum nächsten Raum erreicht, als mir bereits ein typischer Geruch entgegenwehte, den ich leider nur zu gut kannte. Zu oft waren Suko und ich damit konfrontiert worden. In diesen Momenten schlug mir der Geruch auf den Magen.
So roch nur Blut.
Ich ging weiter, ohne Suko etwas zu sagen. Der Raum war recht kahl. Alte Bohlen bedeckten den Boden. Irgendwie hatte der Wind es auch geschafft, Blätter in das Zimmer zu wehen.
Das alles war uninteressant.
Mein Blick klebte an den beiden Männern fest, die auf dem Holzboden lagen. Es fiel genügend Licht durch das Fenster, um zu erkennen, wie grausam sie umgebracht worden waren...
***
Es war schon ein Schock gewesen, der mich hatte starr werden lassen. Erst als Suko mich berührte, merkte ich, daß er auch noch da war und dicht neben mir stand.
»Sieh dir das an«, flüsterte ich.
Es war durchaus möglich, daß sich die beiden Männer gewehrt hatten. Sie hielten noch im Tod ihre Waffen umklammert. Einen Revolver und ein Messer. Beides hatte ihnen nichts genutzt. Jemand hatte sie auf eine schlimme
Weitere Kostenlose Bücher