Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
Vom Netzwerk:
Schätzchen. Beweg dich noch mal, und ich werd ihm auch noch das andere durchlöchern. Und zwar auf direktem Weg.
    Sie bleibt, wo sie ist.
    – Die Cops. Sie durchsuchen die Autos. Sie kommen die 37te runter.
    Ich spähe durch die Windschutzscheibe. Tanzende Taschenlampenstrahlen arbeiten sich langsam zur Kreuzung vor.
    Scheiße.
    Ich könnte Stretch den Pfeil ins Hirn jagen und mich auf das Mädchen stürzen. Vielleicht schaffe ich es, ihr das Genick zu brechen, bevor sie anfängt zu schreien. Dann könnte ich den Lieferwagen starten, ohne Licht davonfahren und den Umweg über Seagate nehmen.
    Ich lecke mir über die Lippen, verlagere das Gewicht, und meine linke Hand spannt sich um den Pfeil.
    Stretch sieht mir in die Augen.
    – Sie lebt.
    Ich bohre den Pfeil noch etwas tiefer in sein Ohr.
    – Was hab ich gerade gesagt? Ich will diese Zähne nicht mehr sehen.
    Er zuckt zusammen.
    – Sie haben sie. Aber sie lebt. Schaff uns hier raus, dann sag ich dir, wo sie ist.
    Die Lichter kommen näher. Wenn die Cops die Kreuzung erreichen, bin ich geliefert. Wenn sie sehen, dass der Lieferwagen plötzlich losfährt, werden sie mich verfolgen. Eine Verfolgungsjagd in dieser Rostlaube? Keine Chance. Entweder sie schnappen mich, oder ich geh dabei drauf.
    Ich knie mich auf seine Brust, ziehe den Pfeil aus seinem Ohr und stopfe ihn in seinen Mund, so dass sich die Widerhaken in die Innenseite seiner Wange bohren. Dann ziehe ich ihn zu mir hoch.
    Er muss den Hals ordentlich strecken, damit sein Gesicht intakt bleibt.
    Ich gebe dem Pfeil einen Ruck.
    – Wo?
    Er röchelt.
    – Figggdchhh.
    Die Lichter am Ende der Straße werden immer heller.
    Ich lasse den Pfeil los, hebe die Schrotflinte auf, trete ihm mit meinen Stahlkappen dreimal in die Eier, ziehe Vendetta den Lauf der Flinte über den Schädel und lasse auch sie meinen Stiefel spüren.
    – Verarsch mich nicht, sonst mach ich dich kalt.
    Ich klettere auf den Fahrersitz, lasse den Motor an und fahre los, ohne das Licht einzuschalten.
    – Wo?
    Er dreht den Kopf zu mir herum.
    – Wie bitte? Auf dem Ohr höre ich nicht so gut.
    – Wo, verdammte Scheiße?
    Mit einem blutigen Grinsen zieht er sich den Pfeil aus dem Mund.
    – Gravesend.
     
    Stretch ist eine echte Plaudertasche.
    – Das kotzt mich wirklich an. Heute ist Freitagnacht. Eigentlich ist es da total sicher. Wir ziehen unsere Show immer nur freitags ab.
    Er befummelt sein blutverkrustetes Ohr.
    – Weißt du zufällig, ob so ein Trommelfell wieder nachwächst?
    Ich beachte ihn nicht weiter und denke nach. Überlege, wie hoch der Preis wäre, ohne Lydia nach Hause zu kommen.
    Er deutet auf mein verstümmeltes rechtes Ohr.
    – Ich frag nur, weil du anscheinend ähnliche Erfahrungen gemacht hast.
    Ich könnte ihn und Vendetta beseitigen und dann zurück nach Manhattan düsen. Ich könnte Terry erzählen, ich hätte alles in meiner Macht stehende getan, Lydia aber trotzdem nicht retten können.
    – Aber bei dir ist das mehr äußerlich, oder?
    Er schnippt mit den Fingern neben seinem kaputten Ohr.
    – Scheiße. Das Ding ist toter als tot. Arschloch. Jahrelang hab ich mich selbst verstümmelt, ohne bleibende Schäden, und jetzt das. Du kannst mir glauben, ich hatte ne harte Lehrzeit und Glück, dass ich mir nie was abgebissen hab, was nicht mehr nachwächst.
    Ich denke an den Gefallen, den mir Lydia mal getan hat. Für den ich mich nie revanchiert habe, weil er einfach zu groß war. Ich hätte ihn schon in Raten abstottern müssen. Doch jetzt sieht die Sache anders aus.
    Vendetta sieht zu Stretch auf. Sie sitzt auf dem Boden zwischen den Vordersitzen.
    – Vergiss den Zeh nicht.
    Er hebt abwehrend die Hände.
    – Ja klar, der Zeh. Aber das war nur der kleine Zeh. Da war ich in Experimentierlaune. Weißt du, dem Zeh weine ich keine Träne nach. Hätte mir ja auch einen Finger oder so abbeißen können. Aber Tatsache, ich hab schon auf alle erdenkliche Art und Weise an mir rumgeknabbert und bin immer heil geblieben. Ich war damals ’ne richtige Berühmtheit, als die Stadt noch offen für alle war. Brooklyn auf Long Island war ein nettes Viertel, wo ein Mann die Freiheit hatte, zu tun und zu lassen, was er wollte.
    Wir fahren die Stillwell hinunter. Er deutet auf die Seitenstraßen, die an uns vorbeiziehen.
    – Bin von Greenpoint nach Brighton, von Cobble Hill nach Canarsie und Bay Ridge getourt. Überwintert hab ich dann natürlich auf Coney Island. Damals gab’s in Brooklyn keine Territorien. Jetzt muss man ja

Weitere Kostenlose Bücher