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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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ständig aufpassen, wo man gerade ist und dem, der gerade das Sagen hat, in den Arsch kriechen. Wenn man es einigermaßen schlau anstellt, weiß man irgendwann, wem man ein paar Dollar oder ein bisschen Blut rüberschieben muss. Wie hier in Red Hook. Wenn ich da mein Zelt aufschlagen und mir ein paar Penner von der Straße holen will, muss ich eben den Docks ihren Anteil geben.
    Er sieht mich an.
    – So war’s zumindest bis jetzt. Leider sind die Docks eines Tages nach Manhattan spaziert und auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
    Ich höre ihm nur mit halbem Ohr zu. Beim Fahren überlege ich fieberhaft, wie ich nach Hause komme, bevor ich etwas wirklich Saublödes anstelle. Noch saublöder als üblich.
    Er redet und redet.
    – Nicht, dass mich das groß kümmert. Soweit es mich angeht, haben die Arschlöcher sowieso auf einer Hochzeit zu viel getanzt. Außerdem haben sie immer die Ladies befummelt, wenn sie sich die Show angesehen haben. Ein bisschen Fummeln ist ja in Ordnung, aber die haben ihre Flossen etwas zu weit den Schenkel raufgeschoben, wenn du verstehst.
    Vendetta verschränkt die Arme auf dem Armaturenbrett und stützt das Kinn darauf.
    – Die Typen von den Docks stinken. Alle miteinander. Und zwar nach Teer. Die glauben, ein Mädchen im Showgeschäft ist automatisch eine Hure. Wir mussten das ganze burleske Element aus der Vorstellung nehmen. Sonst hätten sie mich und Harm glatt zu Tode vergewaltigt.
    Sie senkt die Stirn.
    Stretch streicht ihr über den Hinterkopf.
    – Wir holen sie zurück, Schatz.
    Ihre Stimme dringt gedämpft durch die verschränkten Arme.
    – Was werden sie mit ihr machen?
    Stretch lässt seine Zähne aufeinander krachen.
    – Gar nichts. Wer Hand an sie legt, kann davon bald nur noch den Stumpf bewundern, wenn ich erst mal in ihr Territorium komme.
    Ich berühre die Zigarette, die hinter meinem gesunden Ohr klemmt. Meine letzte Zigarette.
    Er rutscht herum und rückt sich die Holzbretter zurecht, die er von der Ladefläche genommen hat, damit er ein bisschen höher sitzen kann.
    – Ihr Territorium . Die haben mit dem ganzen Scheiß angefangen. Zuerst haben sie sich abgeschottet. Das ist jetzt fünf oder sechs Jahre her, da musste man plötzlich durch die Dyker Heights, wenn man von der Sheepshead Bay zum Sunset Park wollte. Dann haben sie sich ausgebreitet, eine Straße nach der anderen in Beschlag genommen. Man konnte nicht mal jemanden bestechen oder so. Es gab einfach kein Durchkommen mehr. Da fährt man wie gewöhnlich nach Bensonhurst, und plötzlich kommt so ein Kreuzer mit einem Haufen bärtiger Typen mit Fedora-Hüten angefahren. Sie prügeln dir die Scheiße aus dem Leib und schmeißen dich von ihrem Territorium. Wenn man Glück hat. Andernfalls kommt man aus Gravesend nicht mehr lebend raus.
    Ich will gerade die Zigarette hervorziehen, da halte ich inne und sehe ihn an.
    – Ein Kreuzer?
    Er breitet die Arme aus.
    – Straßenkreuzer. Riesige Cadillacs, Lincolns, solche Teile. Judenkanus.
    Ich stecke mir die Zigarette in den Mund, zünde sie an, und für einen Augenblick klären sich meine wirren Gedanken.
    Nur Freitagnacht haben wir unsere Ruhe. Chaim. Shiwe. Hast du nicht gesehen, wie sie versucht haben, die Leichen ihrer Freunde aus dem Feuer zu ziehen? Hast du nicht gehört, wie sie geredet haben?
    – Himmel, es sind Juden.
    Er kratzt sich die Brust.
    – So kann man es ausdrücken.
     
    – Ich kapier nicht, wie man den weiten Weg hier raus ohne Zigaretten machen kann.
    – Eigentlich wollte ich gleich wieder zurück über die Brücke.
    – Hast du nicht doch irgendwo Zigaretten?
    – Dann hätte ich mir schon längst eine angesteckt.
    Vendetta deutet auf etwas.
    – Da. Da.
    Wir kommen aus dem hinteren Teil des Lieferwagens nach vorn. Ich muss kriechen. Stretch geht aufrecht.
    Ich sehe gar nichts. Wir sind am Ende der McDonald Avenue, und der Friends Field Park liegt zwischen uns und dem Washington Cemetery.
    – Was?
    Sie zeigt mit dem Finger auf einen Spielplatz am Ende des Parks.
    – Da drin. Ich hab jemand gesehen.
    – Im Friedhof?
    Sie deutet erneut auf den Spielplatz.
    – Nein, nur im Park. Im Friedhof ist es scheißdunkel, da kann ich nichts erkennen.
    Ich setze mich wieder auf den Boden des Lieferwagens.
    – So ein Scheiß.
    Stretch folgt mir.
    – Ich sag doch, die müssen ihre Toten innerhalb von vierundzwanzig Stunden begraben. Das ist so eine Regel von ihnen.
    Vendetta dreht sich um.
    – Genau wie am Sabbat nicht zu arbeiten.
    Er tritt gegen

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