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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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eines der Holzstücke, die im Wagen herumliegen.
    – Was für eine Riesenscheiße. Man kann sich auf nichts mehr verlassen. Jeder weiß, dass sie von Freitagnacht bis Samstagnacht nichts unternehmen. Sie arbeiten nicht, sie fahren nicht Auto, sie gehen nicht ans Telefon, sie machen nicht mal das Scheißlicht an. Nur Freitagnacht kann man in Brooklyn mal die Sau rauslassen. Nur da ist es sicher, auf die Jagd zu gehen. Wenn Sie selbst Freitagnacht keine Ruhe mehr geben, können wir unsere Show vergessen.
    Ich hebe ein Holzstück auf, öffne mein Klappmesser und fange an zu schnitzen.
    – Wenn man sich so ansieht, wie sie euch die Hölle heiß gemacht haben, würde ich sagen, dass diese Scheißregel nicht besonders bindend ist.
    Er deutet mit dem Daumen auf seine Brust.
    – Ich weiß nur, dass sie ihre Toten begraben müssen, und zwar auf einem ihrer eigenen Friedhöfe. Und das hier ist ihr Friedhof.
    Gekräuselte Holzspäne fallen von dem Stecken, an dem ich herumschnitze.
    – Und was, wenn sie erst morgen Nacht kommen?
    Er klemmt die Daumen in die Gürtelschlaufen seines Overalls.
    – Werden sie nicht.
    – Und wieso sind wir uns da so sicher?
    – Weil sie heute Nacht kommen.
    Er betrachtet das Holz, an dem ich gerade Feinarbeit leiste.
    – Wird das ein Holzpflock?
    Ich lasse die Klinge darübergleiten.
    – Genau.
    Er lässt die Arme sinken.
    – Soll das jetzt lustig sein oder wie?
    Ich halte mir das stumpfe Ende des Pflocks vors Auge und visiere ihn an.
    – Ich find’s nicht lustig.
    – Warum machst du’s dann?
    Ich teste die Spitze mit meinem Daumen.
    – Weil ich vielleicht mehr Leute umbringen muss, als ich Kugeln habe, wenn dein beschissener Plan tatsächlich aufgeht.
    Er grunzt, dreht sich um und setzt sich zu Vendetta in die Fahrerkabine.
    – Ich sag dir, hier sind wir richtig.
    Ich frage mich, ob das die dümmste Scheiße ist, die ich jemals vorhatte. Die Chancen stehen mehr als schlecht. Wir sitzen hier herum und warten, bis wir die Gelegenheit haben, über irgendwelche Typen herzufallen, die mit Pfeil und Bogen und weiß der Geier was bewaffnet sind. Und wenn wir Glück haben, ist Lydia bei ihnen. Oder sie wissen zumindest, wo sie ist, und wir können ihr Territorium betreten und sie suchen und befreien. Weil ich ihr noch was schuldig bin.
    Evie bin ich noch mehr schuldig. Für was, weiß ich nicht. Aber so ist es nun mal.
    Ich lasse die Schnitzerei sein, klappe das Messer zu und stecke es in meinen Stiefel. Dann suche ich in meinen Jackentaschen nach den Schlüsseln. Endlich fange ich an, nachzudenken.
    – Scheiß drauf.
    Ich klettere in die Fahrerkabine, werfe den Pflock aufs Armaturenbrett und setze mich hinters Steuer.
    Stretch streckt die Hand aus.
    – Hey, hey. Wenn wir da reinfahren, sehen sie uns. Wir müssen warten, bis sie mit der Beerdigung anfangen. Dann singen sie, tanzen so komisch und beten das Kaddisch, und wir können sie überfallen und ein paar Geiseln nehmen.
    Ich drehe mich zu ihm um.
    – Wir fahren da nicht rein. Wir fahren nach Scheißmanhattan.
    Terry Bird soll sich um die Sache kümmern. Schließlich ist er der Scheißpolitiker. Wenn sie Lydia haben, wird er sie rausholen.
    Vendetta setzt sich auf.
    – Papa.
    Er berührt sie leicht.
    – Keine Angst, Goldstück.
    Ich lasse den Motor an.
    – Also, ihr könnt jetzt entweder hier rausspringen und euch umbringen lassen oder mitfahren, wie ursprünglich geplant.
    Vendetta nimmt seine Hand.
    – Wir müssen sie zurückholen, Papa. Wir müssen Harm zurückholen.
    Ich lege den Gang ein.
    – Bird wird alles tun, was er kann. Er liebt es, Leuten aus der Patsche zu helfen. Wenn er Lydia da rausholen kann, kann er auch dein Mädchen da rausholen.
    Stretch legt eine Hand auf meinen Arm.
    – Das läuft nicht. Harm ist bei ihnen. Ich hole jetzt meine Tochter zurück. Und was deine Frau angeht, wer sagt, dass sie überhaupt noch lebt?
    Ich sehe seine Hand an.
    – Du hast gesagt, sie lebt.
    Er nimmt die Hand weg.
    – Ach so, ja.
    Ich lege meine Hand auf die Schrotflinte.
    – Du hast gesagt, dass du sie gesehen hast. Und dass sie noch am Leben war.
    Er wischt sich über den Mund und lächelt.
    – Weißt du, es war alles furchtbar chaotisch. Das ganze Blut und das Feuer und die Morde und so. Vielleicht hab ich mich ja getäuscht.
    Vendetta springt auf meinen Schoß, schlägt gegen meine Hand, so dass die Flinte auf den Wagenboden fällt, und drischt wild um sich, wobei sie das Fernlicht ein und ausschaltet und hupt. Ich ramme

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