Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
Vom Netzwerk:
nähert sich.
    – Wir müssen los.
    – Sie haben Chaim umgebracht. Sie haben Fletcher und Elias erwischt. Wir müssen sie finden. Wir müssen sie töten.
    Weitere Sirenen ertönen.
    – Wir müssen los, Selig.
    – Chaim. Sie haben meinen Bruder Chaim umgebracht. Ich muss sie töten.
    Er will unter den Boardwalk kriechen.
    Ich richte beide Läufe auf seinen schattenhaften Umriss.
    Er bleibt stehen, schnüffelt und dreht den Kopf in meine Richtung. Zwei von den anderen laufen ihm nach und packen ihn.
    – Selig. Ha-Makom yenahem ethem b’tokh sha’ar aveilei Tzion v’Yerushalayim, Selig. Wir müssen weg.
    Sie ziehen ihn unter dem Holzsteg hervor, weg von den Flammen und der Schrotflinte, die seinen Bruder getötet hat.
    Da hat er noch mal Glück gehabt.
     
    Ich drücke den hohlen Metallschaft unterhalb der Plastikfedern zwischen meinen Fingern platt. Auf dem Boden des Lieferwagens hockend, den Rücken an die Sperrholzwand des Laderaums gelehnt und den Arm fest an meine Flanke gepresst, packe ich den Pfeil direkt über der zusammengedrückten Stelle und biege ihn so lange hin und her, bis das Metall ermüdet. Dabei kratzt die Spitze zwischen meinen Rippen.
    Dann schließe ich meine Faust fest um den Schaft und hole ein paar Mal keuchend Luft, wobei ich spüre, wie die Pfeilspitze in meine Lunge sticht. Schließlich reiße ich einmal kurz und heftig daran, und der Schaft des Pfeils bricht ab, was scheißweh tut. Ich lasse ihn zu Boden fallen und hebe den rechten Arm, wobei frisches Blut aus der Wunde strömt.
    Mit den Fingern drücke ich auf das Loch in meiner Seite und taste nach den scharfen Widerhaken der Pfeilspitze. Zum Glück sind sie nicht zwischen die Rippen gerutscht. Ich komme also drum herum, meine eigenen Knochen brechen zu müssen, um das Scheißding rauszuholen. Das wäre wirklich kein Spaß gewesen.
    Ich zücke mein Klappmesser aus dem Stiefelschaft und öffne es. Mit der linken Hand schneide ich links und rechts vom Pfeilschaft durch Haut und Muskeln, lasse das Messer fallen und drehe den Rest des Schafts, bis die breite Seite der Pfeilspitze parallel zu den Rippen ausgerichtet ist. Dann zerre ich heftig daran und muss feststellen, dass sich an der Spitze noch zwei kleinere Widerhaken befinden, die sich am Knochen verhakt haben und nur lösen lassen, indem ich fluchend meinen rechten Arm verrenke, mit zwei Händen zupacke und das Scheißding zusammen mit einem Klumpen aus Fleisch und Sehnen, Muskeln und Knochenstücken herauszerre.
    Mit einem der Streifen, in die ich mein Unterhemd zerrissen habe, verbinde ich meinen Oberkörper. Das Vyrus wird die Wunden bald schließen, doch je mehr Blut im Körper bleibt, desto besser. Ich hab schon ziemlich viel verloren und werde wahrscheinlich noch mehr verlieren, bis ich alle diejenigen umgebracht habe, die ich momentan tot sehen will.
    Jemand prüft nach, ob die Heckklappe des Lieferwagens auch wirklich verschlossen ist. Sie ist verschlossen.
    Durch die Windschutzscheibe kann ich die Blinklichter der Streifenwagen, Feuerwehr- und Sanitätsautos erkennen, die die Fassaden der Mietshäuser an der Kreuzung Mermaid und 37te beleuchten. Bis zu mir sind die Cops noch nicht vorgedrungen, und nur ein einzelner Streifenwagen hat seinen Suchscheinwerfer auf die Mülltonnen und Reihenhäuser in dieser Straße gerichtet. Was bedeutet, dass sie wohl noch nicht so bald anfangen werden, jedes Auto zu durchsuchen.
    Draußen rüttelt es jetzt richtig fest am Türgriff. Jemand sagt etwas. Jemand anders antwortet. Ich versuche, etwas anderes als den Gestank meines eigenen Blutes zu riechen. Dann wittere ich sie.
    Ich krieche zur Tür, hebe das spitze Ende des zerbrochenen Pfeils auf und entriegele die Heckklappe. Die Tür schwingt auf. Ich packe den Zwerg, zerre ihn in den Lieferwagen und ramme ihm den Pfeil eine Idee zu tief ins Ohr. Dann deute ich auf Vendetta, die vor dem Wagen kauert.
    – Steig verdammt noch mal ein, setz dich in die Ecke und verhalt dich ruhig.
    Sie steigt in den Lieferwagen und zieht die Heckklappe hinter sich zu.
    Stretch öffnet den Mund. Ich drehe den Pfeil herum, bis Blut aus seinem Ohr läuft.
    – Mach den Mund zu.
    Er schließt seinen Mund.
    – Wenn ich dieses Gebiss noch einmal sehe, ist auch noch das andere Ohr dran.
    Vendetta beugt sich vor.
    – Die Cops.
    Ich lasse Stretch nicht aus den Augen.
    – Ich weiß.
    Sie bewegt sich auf mich zu.
    Ich lasse Stretch den Pfeil noch einmal spüren.
    – Auf dem Ohr wird er nie wieder was hören,

Weitere Kostenlose Bücher