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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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stützt sich mit der Hand an der Wand ab und schließt die Augen.
    – Kurze Pause, Mann. Ich bin immer noch völlig fertig. Da sieht man Sachen, Joe. Mit so einer Dosis fängt man an, Sachen zu sehen. Ich weiß nicht, ob sie wirklich sind, aber man sieht sie.
    Er öffnet die Augen.
    – Und ich hab nur Scheiße gesehen. Das ganze Zeug an den Wänden und am Boden, das war keine Show. Ich dachte, irgendwas will mich holen. Da hab ich angefangen, im Internet Crowley und den ganzen Scheiß zu lesen. Wicca.com. Scheißlangweilig, aber ich hatte echt Angst. Jedes Mal, wenn ich kein Blut mehr hatte oder mir das Anathema ausging, das Terry schickte, war ich plötzlich ganz woanders, Mann. Ich war bereit. Bereit zu sterben.
    Er nimmt die Hand von der Wand.
    – Und dann bist du gekommen. Musste ja so sein. Phil und du, ihr wart die Einzigen, die mich überhaupt besucht haben. Phil hat immer das Anathema und das Blut vorbeigebracht. Und du hast mir gesagt, wie viel Geld ich für Terry auf die Konten der Society überweisen soll. Ich wusste, dass Phil dich anruft, wenn er mich als Erster findet. Ich hatte nur Angst, dass ich ihn vorher leertrinke.
    Er verzieht das Gesicht.
    – Ich kann einfach nicht glauben, dass ich sein Blut getrunken habe. Eklig.
    Er beißt sich auf die Lippe.
    – Na ja, egal. Was ich sagen will, das war beileibe keine Show. Klar, ich hab mich in eine Lage gebracht, in der du mir zwangsläufig helfen musstest, aber nichts davon war gespielt. So, jetzt weißt du’s. Vielen Dank, sag ich mal.
    Ich sage gar nichts.
    Er nickt.
    – Ja, ja, ich weiß. Ich bin ein Arschloch.
    Er geht den Korridor hinunter, zu dessen beiden Seiten sich die Zellen befinden, in denen die Mitglieder schlafen.
    – Ich hätte nie gedacht, mal hier zu enden. Klar, ich hab von den Typen gehört, aber mir wäre im Traum nicht eingefallen, dass du mich hierher bringst. Wer hätte das gedacht. Wusstest du es?
    – Was?
    – Dass hier nur Mitglieder erlaubt sind?
    Ich stütze mich an der Wand ab, um das Gewicht von meinem Knie zu verlagern, während wir den Gang hinunter gehen.
    – Keine Ahnung.
    – Du hast mich einfach so hergebracht? Ohne zu wissen, was es bedeutet, wenn sie mich reinlassen? Einfach so?
    – So ähnlich.
    – Ja, darüber solltest du mal nachdenken. So ähnlich. Zufall gibt’s nicht, stimmt’s?
    Er bleibt vor der letzten Tür stehen und dreht sich zu mir um.
    Ich kann sie riechen.
    – Pass auf. Du pumpst mich mit Anathema voll. Gibst mir die böse Dosis. Dann sehe ich Sachen. Ich halt’s nicht aus, und instinktiv oder weil doch was von meinem Studium hängen geblieben ist, versuche ich, das Vyrus auszuhungern. Du bringst mich hierher. Ich gehöre rein zufällig zur Enklave. Daniel sieht mich an und weiß es. So was hatte er echt drauf, nehme ich an. Dann schickt er mich auf diesen Trip. Erst bin ich völlig weg, dann holt er mich wieder zurück. Und hier bin ich. Gesund und munter. Weißt du, eigentlich war ich sofort wieder fit. Er war beeindruckt. Na ja, alle waren schwer beeindruckt. Wegen der Dosis, auf der ich war, und dass ich alles so gut weggesteckt habe. Daniel hat mich dazu gebracht, ein Tänzchen mit dem Vyrus zu wagen. Und ich hab’s überlebt, was anscheinend eine Riesensache ist. Mann, Joe. Du hast mich nicht einfach nur hier abgestellt. Ich hab Potenzial. Ein Riesenpotenzial.
    Ich schubse ihn zur Seite.
    – Ist mir scheißegal.
    Ich betrete das Zimmer, und da ist sie. Sie liegt unter einer dünnen Decke auf einer Matte auf dem Boden. Sie zittert. Ihr Gesicht ist schweißnass. Ein Mitglied der Enklave hockt zu ihren Füßen, hält ihre Zehen und flüstert ihr etwas zu.
    Der Graf folgt mir.
    – Mann, Joe. Jetzt ist mir alles klar. Obwohl sie völlig im Arsch ist, weiß ich, was du an ihr hast.
    Ich gehe zu ihr, knie mich auf den Boden und streiche ihr über den Kopf. An meiner Hand kleben Schweiß und Haare.
    Leider habe ich kein Messer dabei. Nur Rebbe Moishes Defender.
    Der Graf geht neben mir in die Hocke.
    – Was willst du mit so einem Mädchen auch anderes machen? Wenn man so eine hat, muss man einfach alles versuchen, um sie zu retten.
    Sie öffnet die Augen und blickt mich an. Sie lächelt. Eine Hand taucht unter der Decke auf und berührt die Halskette aus Brausebonbons. Ihre Lippen bewegen sich. Sie will mich etwas fragen, doch wegen des Lochs in ihrem Hals kann sie nicht reden.
    Bin ich schön?
    Ich nicke.
    Sie schließt wieder die Augen.
    Ich lege meine Finger auf den Schorfklumpen und

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