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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Enklave. Kommen einfach so reingeschneit. Bamm, bamm. Da brauche ich keinen Daniel, um zu wissen, dass das einen neuen Rekord darstellt. Das hat eine Bedeutung. Eine perfekte Gelegenheit, wofür auch immer. Um was zu lernen wahrscheinlich.
    Er zieht Evies Decke weg.
    – Man kann nämlich alles Potenzial der Welt haben.
    Er hält sich das spitze Ende der Röhre vor sein Herz.
    – Aber es hat keine Bedeutung.
    Er hebt den Hammer.
    – Wenn man es nicht einsetzt.
    Er klopft auf das Ende des Rohrs, das sich in seine Brust bohrt. Blut schießt aus der Öffnung. Er beugt sich vor und legt das Rohr auf Evies Luftröhrentubus. Es dauert nicht lange, bis der Tubus überfließt. Blut rinnt über ihren Nacken und ihr Gesicht. Sie schlägt mit den Fersen gegen den Boden, ihre Arme zittern, und ihre Kehle bewegt sich.
    Sie schluckt.
    Aber sie stirbt nicht.
    Sie stirbt nicht.
    Und ich versuche, an der Enklave vorbei zu dem Mann zu gelangen, der tut, wozu nur ich das Recht habe. Aber ich schaffe es nicht. Ich bin zu schwach.
    Ich habe versagt.
     
    – Das war ganz die alte Schule.
    Mit dem zusammengeknüllten Hemd wischt er sich das Blut von der Brust, wobei er sorgsam versucht, das Loch nicht zu berühren, in das er einen Finger gesteckt hat.
    – Klar, man muss es nicht unbedingt so machen, aber wenn ich recht verstanden habe, verschafft es einem hier Respekt.
    Er lässt das blutige Hemd fallen, lehnt sich mit dem Rücken gegen die Wand und schüttelt den Kopf.
    – Und da ist auch was dran, findest du nicht? Wenn schon die Tatsache, dass man sich selbst ein Loch ins Herz sticht, nichts über einen aussagt, was dann? Tut jedenfalls scheißweh, das kann ich dir sagen.
    Ich sitze in der gegenüberliegenden Ecke des Raums und starre den Boden an, auf dem Evie gelegen hat, bevor sie sie rausgetragen haben.
    – Herzblut. Keine Ahnung, wo da der Unterschied sein soll, aber Daniel hat es öfter erwähnt. Er hat behauptet, dass dadurch die Bindung zwischen dem, der das Blut vergossen und dem, der es getrunken hat, verstärkt wird. Was glaubst du? Ich wüsste nicht, wieso das so sein sollte. Andererseits, wer weiß? Mütter können über Meilen hinweg spüren, wenn ihre Kinder in der Scheiße sitzen. Vielleicht ist das so was in der Art, und ich weiß ab jetzt, wann sie Ärger hat. Oder glücklich ist. Oder traurig. Vielleicht weiß ich jetzt immer, wie sie sich fühlt. Das wäre echt abgefahren, oder?
    Ich berühre den Finger, den ich in die erneut geöffnete Wunde in meinem Hals gesteckt habe. Schon hat sich Schorf darum gebildet. Ich ziehe den Finger heraus. Etwas Blut fließt, hört aber sofort wieder auf.
    Der Graf deutet auf seine eigene Verletzung.
    – Ist es schon so weit? Sehen wir mal nach.
    Er zieht den Finger heraus, und die rosa Kanten seines narbenfreien Fleisches schließen sich.
    Er sieht sich in dem leeren Raum um und fängt an zu flüstern.
    – Um die Wahrheit zu sagen, hab ich gar nicht mein Herz erwischt. Scheiß drauf. Da macht sich meine medizinische Ausbildung bezahlt, das kann ich dir sagen. Hey, es hätte ja sein können, dass ich danebenziele und die Schlagader treffe. Deshalb hab ich’s gar nicht erst versucht. Wir können von früh bis spät Theorien darüber aufstellen, was das Vyrus heilen kann und was nicht, aber dieses Risiko wollte ich lieber nicht eingehen.
    Ich drücke mich mit den Händen vom Boden ab und richte mich auf, indem ich mich an der Wand abstütze. Endlich stehe ich auf meinem gesunden Bein.
    Der Graf erhebt sich ebenfalls.
    – Wird langsam spät. Machen wir Schluss für heute. Wenn’s morgen genau so interessant wird, brauch ich unbedingt meinen Schönheitsschlaf. Willst du wirklich nicht bleiben? Dann kannst du rausfinden, ob die ganze Sache auch gut ausgeht.
    Ich gehe zur Tür.
    Er folgt mir.
    – Hab ich mir schon gedacht. Lass mich raten, du musst dringend was erledigen, wahrscheinlich irgendjemand die Fresse polieren. Schade. Es wird wirklich bald ziemlich interessant hier, Joe. Die haben niemanden, Mann. Also, niemand, der Daniels Stelle einnehmen kann. Und da komme ich daher. Aus dem Nichts. Hab in meiner ersten Nacht unglaubliche Strapazen durchgestanden. Hab mich beliebt gemacht, indem ich mir ein bekacktes Rohr ins Herz gesteckt und ein neues Mitglied der Enklave mit dem Vyrus bekannt gemacht habe. Ich hab’s drauf, Mann. Schon hab ich Einfluss. Der König ist tot, lang lebe der König, verstehst du?
    Wir bleiben auf dem Treppenabsatz stehen und schauen auf die

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