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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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nicht gerade der Hellste und hat ihm das Licht ausgeblasen, bevor er mitgekriegt hat, dass er gar nicht infiziert war. Oder er wusste, dass Solomon der Candyman ist. Wusste, dass er uns echte Schwierigkeiten bereitet, wenn er den Bluthahn hier unten zudreht. Dann ist dieser Bram-Stoker-Scheiß nur Show, mit der er Eindruck machen will. Das würde auch das vergiftete Blut im Kühlschrank erklären.
    Christian geht in die Hocke und sucht die kleineren Teile zusammen.
    – Schon möglich.
    Er lässt eine Hand in einen Müllbeutel fallen.
    – Tut mir echt leid für dich, Sol. Warst ein prima Kerl.
     
    Evie will nicht mit mir reden.
    Wenn ich sie anrufe, sagt die Schwester, dass es ihr gut geht und dass sie gerade fernsieht, aber mit niemandem reden will.
    Das könnte alles heißen. Entweder sitzt sie wirklich vorm Fernseher oder sie beugt sich gerade über eine Nierenschale und würgt, ein Nebeneffekt der Chemotherapie. Was wahrscheinlicher ist, obwohl ich mir gern das Gegenteil einreden würde.
    Sie will mein Mitleid nicht. Aber sie will auch nicht, dass ich im Bett liege, die Decke anstarre, eine Lucky nach der anderen rauche und über das Virus nachdenke, das sie bei lebendigem Leib auffrisst. Wenn es nach ihr geht, kann ich jederzeit aufhören, mich nach ihr zu erkundigen und mich einfach verpissen.
    Oder ich soll gefälligst was unternehmen, um sie zu retten.
    Diese Art Äußerungen nehme ich jedoch nicht allzu ernst. Das sagt sie nur wegen der Chemotherapie, der Schmerzen und dem Gift, das sie in sie hineinpumpen. In Wahrheit glaubt sie nicht daran, dass ich irgendwas an der Situation ändern kann. Sie ist einfach nur verzweifelt.
    Sie ist einfach nur krank.
    Sie war schon krank, als ich sie kennenlernte. Ich wusste es und hab mich trotzdem mit ihr eingelassen. Seitdem hat sich nichts geändert. Sie ist immer noch krank, wir schlafen nicht miteinander, und jedes Mal, wenn ich sie sehe, bricht mir das Herz.
    Okay Leute, ich bitte, von Mitleidsbekundungen abzusehen.
    Ich pfeif nämlich auf Mitleid.
    Eines hat sich jedoch geändert. Ihr Zustand verschlechtert sich zusehends. Sie stirbt schneller als zuvor. Schneller als ich. Sie stirbt wirklich verdammt scheißschnell.
    Natürlich hat sie keine Ahnung, dass ich auch sterbe. Sie weiß einen Scheißdreck über mich. Sie denkt, dass ich eine Sonnenallergie habe, Urticaria solaris, und mich deshalb tagsüber nicht aus dem Haus wage. Wozu ich die Waffen und den anderen Kram in meinem Keller brauche? Warum ich einen mit einem Vorhängeschloss versehenen Kühlschrank in meiner Wohnung habe? Wieso immer genug Blutkonserven für ihre Transfusionen da sind, weil sie aufgrund der Chemotherapie Blutarmut hat? Alles wegen meinem Job.
     
    Organkurier.
    Ich hole gesundes Gewebe von Leuten mit perfekten Nieren und Augenhornhäuten, melanomfreier Haut, rosigen Lungen, Eingeweiden ohne Löcher und bringe sie den jämmerlichen, von Krankheiten zerfressenen Arschlöchern, die außer Geld nichts mehr haben. Eigentlich ein toller Job.
    Nur ist es leider eine Lüge.
    Jawohl, ich habe mein Mädchen angelogen. Und das nicht zum ersten Mal. Sobald man jemandem die nicht unwesentliche Tatsache verschweigt, dass man Blut zu sich nehmen muss, um das Vyrus zu füttern, das einen am Leben hält, kann man eine wirklich ehrliche Beziehung vergessen.
    Unsere Beziehung jedenfalls baut auf Lügen auf. Wenn sie wüsste, was ich bin und was ich tue, würde sie die Hände vors Gesicht schlagen, NEEEEEEEEIN schreien und aus dem Zimmer rennen, um Hilfe zu holen. Oder auch nicht. So wie ich Evie kenne, würde sie mir wegen der Lügerei erst mal kräftig in die Eier treten. Und danach würde sie anfangen, Fragen zu stellen. Zum Beispiel, ob das Vyrus mit dem Virus in ihr fertig werden kann.
    Und dann müsste ich ihr zur Abwechslung mal die Wahrheit erzählen.
    Natürlich würde es locker damit fertig werden. Das Vyrus würde alles ausmerzen, was ihm Konkurrenz macht. Alles, das seinem Wirt Schaden zufügt.
    Es würde sie retten.
    Keine Kotzerei mehr. Kein Haarausfall, keine Geschwüre im Mund, keine lockeren Zähne. Keine Chemotherapie, kein Kaposi-Syndrom, kein AIDS.
    Keine kalten Duschen mehr. Keine Handjobs. Kein Petting wie in der High School, die ich nie besucht habe.
    Nur ich und sie und alle Zeit der Welt. Dabei wären wir so gesund, wie ein menschliches Wesen nur sein kann. Noch gesünder sogar. So gesund wie ein Wesen, das weder richtig menschlich noch richtig lebendig ist. Natürlich nur, solange

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