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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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hat.
    – Der Candyman ist tot.
    – Das weiß ich auch.
    – Klar, darin sind wir uns einig. Der Candyman ist tot. Er war in einem riskanten Geschäft tätig. Damit meine ich natürlich das Blut, nicht die Süßigkeiten. Dabei draufzugehen ist statistisch nicht so unwahrscheinlich, möchte man meinen. Aber, und jetzt kommt der abgefahrene Teil, er wurde auf eine Art und Weise umgebracht, die auf einen ziemlich erfahrenen Van Helsing hindeuten soll. Einen Van Helsing mit genug, nun ja, Voraussicht oder Verstand, wie immer du es nennen willst, um den Vorrat des Candyman zu vergiften, so dass ihn niemand plündern kann. Und dann wäre da noch der letzte Baum in diesem, also, nicht direkt Wald, eher Wäldchen oder, noch besser gesagt, Hain . Der letzte Baum in diesem Hain ist die nicht unerhebliche Tatsache, dass Solomon nicht das war, was ein Van Helsing als, nun ja, Vampir bezeichnen würde. Das ist also unser Hain, unser kleines Dickicht in einem großen Wald. Die Frage ist, was ist hier faul? Welcher Baum, oder welcher Busch, gehört nicht in unseren Hain?
    Ich zünde mir die Zigarette an.
    – Wie war das noch mal? Ich hab nach dem Wort Hain den Faden verloren.
    Lydia deutet auf das R AUCHEN VERBOTEN -Schild über der Tür.
    – Würdest du bitte?
    Ich nehme einen tiefen Zug.
    – Schwester, wenn du dieses Gefasel ohne Zigarette oder Drink aushältst, Respekt. Ich jedenfalls bin nicht so hart im Nehmen.
    Sie geht zu dem mit schwarzer Farbe übermalten Fenster über dem Spülbecken und nimmt einen der dreißig Nägel zwischen die Fingerspitzen, mit denen der Rahmen an das Fensterbrett genagelt ist. Nacheinander zieht sie quietschend die Nägel heraus, wobei die Tätowierung auf ihrer Schulter – ein auf dem Kopf stehendes rosa Dreieck – den Konturen ihrer Muskeln folgt. Schließlich reißt sie das Fenster auf.
    – Ich bin nicht deine Schwester. Meine Schwestern teilen meine Wertvorstellungen und Anliegen. Wozu auch gehört, kein Geld in die Taschen der Händler des Todes zu stopfen.
    Sie lässt die Nägel auf das Fensterbrett fallen.
    – Und, Terry? Ein bisschen Unterstützung bei der Durchsetzung unserer Nichtraucherpolitik wäre durchaus willkommen.
    Er legt die Handflächen auf die Knie.
    – Bäume, Leute. Der Wald. Der Hain.
    Lydia verschränkt die Arme.
    – Der Candyman war nicht infiziert. Der oder die Van Helsing hat ihn aber so zugerichtet, als wäre er es gewesen. Er oder sie wusste über alles genau Bescheid, außer dass Solomon Zivilist war. Und genau das ist der Baum, der hier nicht hingehört.
    Er schnippt mit den Fingern.
    – Davon rede ich doch die ganze Zeit. Dieses seltsame, scheinbar fremde Gewächs ist Teil des Ökosystems, ein weiteres Glied in der Kette des Lebens. Doch in Bezug auf unseren Wald sticht es heraus wie ein Sequoia am Amazonas. Ein uninfizierter Dealer im Wald des Vyrus. Solomon war schon immer ein Exot, nicht wahr? Doch jetzt hat jemand diesen Baum entwurzelt und Salz auf den Boden gestreut. So wie es aussieht, kennen sich die Leute, die das getan haben, ziemlich gut aus. So gut, dass sie es eigentlich besser hätten wissen müssen. Also, warum diesen Baum fällen, als wäre er – und diese Analogie gefällt mir genauso wenig wie dir, Lydia, doch ich spreche jetzt aus der Perspektive des Gärtners – Unkraut?
    Ich schnippe meine Kippe durch das offene Fenster und die Gitterstäbe dahinter.
    – Weil er ein Schwachkopf ist, Terry. Weil er zu den Arschlöchern gehört, die Leuten den Kopf abhacken, anstatt sie einfach zu erschießen. Weil er ein beschissener Geisteskranker ist, der genug über uns weiß, um uns gefährlich zu werden, aber keinen blassen Schimmer hat, dass Solomon nicht infiziert war.
    Lydia deutet auf das Fenster.
    – Steigst du jetzt da raus und hebst deine Kippe auf? Abfall trägt sich nämlich nicht von selbst zum Mülleimer.
    Ich ziehe eine weitere Zigarette hervor.
    – Mach’s doch selbst, wenn’s dich so aufregt.
    – Bei Gott, Joe, manchmal denke ich, dass Tom Recht hatte und du wirklich für die Koalition arbeitest. Du untergräbst alles, was wir hier aufbauen.
    – Und wir alle wissen ja, wohin Tom seine Vermutungen gebracht haben.
    Sie kommt auf mich zu.
    – War das eine Drohung?
    Eine Drohung? Werde ich der Vorsitzenden der schwul-lesbischen Gemeinschaft innerhalb der Society drohen? Einer Frau, mit der ich wahrscheinlich nicht einmal allein fertig werde, geschweige denn, wenn sie ein paar ihrer Gorillas im Schlepptau hat?
    Scheiße, nein.

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