Das Blut von Magenza
gut genug um zu wissen, dass sie nichts erzählen würde. „Ich habe übrigens vor Kurzem Dithmar getroffen und wir sprachen von dir“, sagte er zu ihrer Überraschung.
„Was gibt es über mich zu reden?“
„Ich rede jetzt nicht lange drum herum. Dithmar vermutet einen Nebenbuhler und fragte mich, ob ich mehr wüsste.“
„Wie kommt er nur auf diesen Gedanken?“
„Er war zweimal bei dir zu Hause und du warst nicht da und auch sonst traf er niemanden an. Ich rate dir, in Zukunft vorsichtiger zu sein.“
„Es geht niemanden an, was ich tue, weder ihn noch dich“, wies sie ihn zurecht. „Solange ich nicht mit ihm verlobt bin, schulde ich ihm keine Rechenschaft.“
„Das weiß er auch. Aber hast du dir einmal überlegt, dass du ihn damit vor den Kopf stoßen könntest? Was ist, wenn er sich von dir abwendet?“
„Auch wenn er zu den Zögerlichen gehört, wird er mich nicht so schnell aufgeben. Und falls er doch Zweifel bekommt, werde ich ihn wohl bezirzen müssen. Das hat bisher immer gewirkt“, lächelte sie Gerhard entwaffnend an und er glaubte ihr aufs Wort.
Anwesen des Kämmerers
Durch die Aufklärung des Mordes gewann Hanno das Vertrauen des Kämmerers zurück. Embricho überschüttete ihn geradezu mit Lob und wäre sicherlich noch viel enthusiastischer gewesen, hätte Hanno ihm gesagt, dass sein Gedächtnis Stück für Stück zurückkehrte. Inzwischen erinnerte er sich beinah an fast alles, was vor dem Überfall geschehenwar. Aber Hanno hielt es für klüger, das im Moment noch für sich zu behalten.
Als er am Abend allein in seiner Kammer saß, sortierte er seine Erinnerungen. Von Landwyn wusste er, dass sein Herr auf dem Sterbebett außer Ruthard auch Gerhard und Griseldis erwähnte. Es musste also eine Beziehung zwischen den dreien bestehen. Nur welche war das? Und warum bat er ausgerechnet Anselm, einen einfachen Mönch, seine Mission zu Ende zu bringen? Dass der Ritter als Unterhändler des Kaisers den Erzbischof und den Stadtgrafen sprechen wollte, leuchtete Hanno ein. Wie aber passte Griseldis da hinein?
Abt Manegold hatte erklärt, dass Bruder Anselm vergesslich wurde und deshalb wichtige Dinge notierte. Darum schien es Hanno nur plausibel, dass der Mönch die letzten Worte des Edelmanns aufschrieb. Und Wolff gelangte per Zufall durch den Diebstahl in den Besitz dieser Notiz, was ihn letztendlich nach Mainz lockte. Das brachte ihm aber nicht das erhoffte Glück, sondern den Tod. Demnach war das Wissen des Ritters wirklich so brisant gewesen, wie Landwyn behauptete, denn sonst gäbe es nicht diese beiden Toten.
Hanno hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Mord an Wolff aufzuklären, auch wenn weder der Erzbischof noch der Stadtgraf eine Veranlassung dafür sahen. Er hatte auch schon eine bestimmte Vermutung, wie er das Geheimnis, das Anselm umgab, enträtseln könnte, aber noch war diese zu vage. Da der sterbende Edelmann drei Personen namentlich benannt hatte, beschloss Hanno, sich auf diese zu konzentrieren, und weil er über Griseldis am wenigsten wusste, wollte er mit ihr beginnen, und zwar gleich morgen früh.
Große Scheffergasse
Als Griseldis von Gerhard zurückkam, wartete Friedbert auf sie. Das passte ihr ganz und gar nicht, denn Dithmar hatte sich für heute Abend angekündigt. Da sie aber den Erzbischof nicht verärgern wollte, musste sie diese Verabredung kurzerhand verschieben. Dithmar würde sicher verstimmt darüber sein, vor allem, da er einen Nebenbuhler vermutete. Doch ihr blieb nichts anderes übrig.
Also rief sie Bertram zu sich. „Sag ihm, dass ich heftige Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindel und Schüttelfrost habe und das Bett hüten muss und von niemandem gestört werden darf. Kannst du dir das merken?“
„Gewiss doch.“
„Gut, dann geh jetzt und sei überzeugend.“
Wie üblich wollte sie auch Margreth aus dem Haus haben, aber heute weigerte sich die Magd. „Ich will hierbleiben! Ihr schickt mich nur weg, damit ich nicht erfahre, was Ihr tut, dabei weiß ich es längst.“
„So, was denn?“, fragte Griseldis scharf.
„Ihr trefft Euch heimlich mit dem Bischof. Ich mag zwar einfältig erscheinen, aber dumm bin ich nicht“, stellte sie fest und grinste dabei überlegen.
„Wie kommst du nur auf diesen törichten Gedanken?“, versuchte Griseldis abzuwiegeln.
„Es war nicht schwer, das herauszufinden. Friedbert ist sein Diener und beim Aufräumen Eurer Truhe entdeckte ich das Nonnengewand. Ich habe einmal beobachtet, wie Ihr als Nonne
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