Das Blut von Magenza
fühlte sich dabei wie ein wertloses Stück Fleisch. Sie vermied, in seine Augen zu schauen, stattdessen starrte sie auf sein linkes Ohr, aus dem ein Büschel dunkler Haare wuchs. Bisher war ihr das nie aufgefallen, aber heute ekelte es sie an. Rasch schloss sie die Augen und passte sich seinen schneller werdenden Bewegungen an. Sein Stöhnen wurde lauter, ein Zucken ging durch seinen Körper, er ließ sie los und fiel rücklings auf das Bett. Sie glitt von ihm hinunter und legte sich neben ihn. Ruthard hatte die Augen geschlossen und atmete schwer, wirkte aber im Vergleich zu vorhin deutlich entspannter. Griseldis nutzte die Gelegenheit, ein Gespräch zu beginnen. „Ist dieser Mord nicht schrecklich?“
„Solche Greueltaten sind immer ein Frevel. Aber es führte wenigstens dazu, dass wir nun den Mörder von Bruder Anselm kennen“, brummte Ruthard, der keine sonderliche Neigung verspürte, darüber zu reden. Das war keine Unterhaltung, die man im Schlafzimmer führte.
„Wie gehen die Nachforschungen voran?“, bohrte sie weiter.
„Gar nicht, weil es keine geben wird, zumindest nicht von meiner Seite. Was der Stadtgraf macht, ist seine Sache.“
Griseldis richtete sich auf und streichelte ihm sanft über die Wange. „Wieso seid Ihr heute so missgestimmt?“
Ruthard schlug die Augen auf. „Es gibt weit besorgniserregendere Dinge als dieses Verbrechen. Aber das braucht dich nicht zu interessieren.“
„Wenn es das aber doch tut?“
Ruthard seufzte. „Es gab eine Warnung aus Frankreich an die jüdische Gemeinde von Magenza. Es ist zu befürchten, dass die Kreuzfahrer auch nach Mainz kommen und ähnliches Unheil anrichten wie in Rouen.“
„Ich habe zwar Gerüchte gehört, ihnen aber keine Bedeutung beigemessen“, bemerkte Griseldis.
„Das tun einige, aber es könnte kritisch für die Stadt werden.“
„Ich verstehe nicht wieso.“
Ruthard erklärte ihr, was er inzwischen aus Frankreich erfahren hatte. „Die Gemeinde von Magenza muss vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt werden“, stellte er abschließend fest.
Beide schwiegen, denn sie waren sich bewusst, dass Mainz wirklich ein überaus lohnendes Ziel war.
Griseldis stützte sich auf ihren Arm und schaute ihn an. Ihre freie Hand ruhte auf seiner Brust und er hatte seinedaraufgelegt. „Ihr tragt wirklich schwer an der Bürde Eures Amtes und wie mir scheint, wird sie mit jedem Tag größer. Weiß der Kaiser von den Vorgängen?“
„Ich habe ihm geschrieben, glaube aber schon jetzt, seine Antwort zu kennen. Er wird von mir erwarten, dass ich die Juden mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln schütze. Aber genau diese sind eben begrenzt. Ich habe nur eine bestimmte Zahl an Soldaten. Und wie groß das Kreuzfahrerheer ist, weiß momentan noch niemand, da es täglich wächst. Ausgerechnet jetzt muss der Kaiser in Italien für seine Interessen kämpfen, statt für das Wohlergehen seines Volkes zu sorgen. Er sollte lieber mehr ans Regieren denken als an seine eigenen Belange. Dieser stetig schwelende Konflikt mit Papst Urban und der damit verbundene Krieg haben für ihn Vorrang und lenken sein Hauptaugenmerk in die falsche Richtung. Es gibt dringendere Aufgaben zu bewältigen, als darum zu streiten, wer das Recht hat, Kirchenämter zu besetzen. Aber er will unter allen Umständen seine Vormachtstellung gegenüber dem Pontifex durchsetzen und vernachlässigt darüber seine Amtsgeschäfte. Ich habe immer treu zu ihm gestanden, aber manchmal erscheint mir Heinrichs Verhalten eines Herrschers nicht angemessen“, äußerte er ungewohnt kritisch.
„Ihr hört Euch an, als hättet Ihr gern einen anderen Regenten“, meinte sie.
Ruthard machte eine Pause und kräuselte seine Stirn. „Darüber habe ich tatsächlich schon mehr als einmal nachgedacht.“
„Und zu welchem Schluss seid Ihr gekommen?“
Ruthard blickte sie an und ihm wurde auf einmal bewusst, dass er viel zu redselig gewesen war. Ab jetzt behielt er seine Ansichten besser für sich. „Zu keinem. Das sind allessowieso nur Gedankenspiele. Heinrich ist unser Kaiser und wird es auch bleiben. Dazu stehe ich“, betonte er, allerdings klang es nicht sonderlich überzeugend.
Er wollte aufstehen, doch Griseldis hielt ihn zurück. „Gönnt uns noch einen kurzen Augenblick“, säuselte sie sanft, während ihre Hand zu seinen Lenden wanderte, seine Hoden umfasste und sanft massierte, was in Ruthard erneute Erregung auslöste.
„Du schaffst es immer wieder, Begierde in mir zu wecken, du
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