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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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uns verraten und die Oberin in Schwierigkeiten bringen? Wir haben versprochen, uns ruhig zu verhalten. Ich weiß, dass es nicht zum Besten steht, doch Jammern hilft nicht. Wir können nichts anderes tun, als es bis zum Ende durchzustehen.“
    Saras Worte wirkten und ihre Mutter schluchzte nur noch leise vor sich hin. „Wie es wohl Isaac geht? Ich habe solche Angst um ihn.“
    Auch Sara bangte um ihren Bruder, aber sie verbreitete Zuversicht. „Bei Conrad ist er gut untergebracht. Und nun sollten wir versuchen zu schlafen“, meinte sie und setzte sich aufs Bett.
    In diesem Augenblick verspürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Rücken. Er dauerte nur kurz und ließ rasch wieder nach. War das etwa eine Wehe? Oder hatte das Kind sie nur heftig getreten? Bis zur Niederkunft dauerte es eigentlich noch zwei Wochen und der Gedanke, ihr erstes Kind ausgerechnet in einem christlichen Kloster zur Welt zu bringen, behagte ihr nicht. Sie atmete tief aus und ein und hoffte, dass ihre Mutter nichts bemerkt hatte. Doch Rachel war Saras Zucken keineswegs entgangen.
    Palast des Erzbischofs
    Conrad schrak hoch, als es anklopfte. Isaac, der im Nebenzimmer geschlafen hatte, wachte ebenfalls auf, blieb aber liegen. Der Mönch ging zur Schlafkammer, legte den Finger an den Mund und schloss sie.
    Als er öffnete, stand Friedbert vor der Tür. „Der Bischof wünscht dich umgehend zu sehen. Es ist äußerst wichtig.“
    „Ich komme sofort. Ich hole nur meine Schreibutensilien.“
    Conrad ließ ihn vor der Tür stehen, ging in seine Schlafkammer und meinte flüsternd zu Isaac: „Ich muss weggehen und weiß nicht, wann ich wiederkomme. Du weißt, wo du Brot und Wasser findest. Sobald es mir möglich ist, werde ich nach dir sehen. Versprich mir, dass du unter keinen Umständen diese Räume verlässt.“
    „Ich verspreche es“, sagte Isaac und er überließ den Knaben sich selbst.
    „Hast du eben mit jemandem geredet?“, argwöhnte Friedbert.
    „Nein, ich murmelte nur ein kurzes Gebet“, log Conrad ohne Gewissensbisse.
    Die Herren des Domkapitels, der erzbischöfliche Kämmerer und Abt Manegold waren bereits anwesend, als Conrad sich zu ihnen gesellte. Ruthard nickte seinem Schreiber zu und Conrad stellte sich an das Pult.
    Der Erzbischof hielt sich nicht mit langen Vorreden auf. „Emich von Flonheim sandte mir ein Schreiben, das noch heute Nacht beantwortet werden muss. Darin stellt er Forderungen, denen ich nicht nachzugeben gedenke. Er verlangt, dass sämtliche Juden von Mainz getauft werden. Falls dies nicht geschieht, belagert er die Stadt so lange, bis wir einwilligen.“
    „Das ist ungeheuerlich!“, erboste sich der Kämmerer. „Was denkt er, mit wem er es zu tun hat? Der Erzbischof ist ein mächtiger Mann, einflussreicher als es dieser Emich jemals sein wird. Es ist eine Ungeheuerlichkeit, die er sich anmaßt! Ist er überhaupt bei Sinnen?“
    Conrad hatte inzwischen das Schreiben gelesen und bat ums Wort. „Wir sollten ihn nicht unterschätzen. Er scheint ein Eiferer zu sein, der von einer göttlichen Mission beseelt ist. Er redet davon, dass Jesus selbst ihn auserkoren hat, die Christenheit zu befreien, was wohl bedeutet, dass die Juden zum wahren Glauben bekehrt werden müssen. Ich rate zur Vorsicht. Wir sollten ihn nicht unnötig erzürnen, sondern versuchen, ihn zu beschwichtigen.“
    Ruthard nickte zustimmend. „Was schlägst du vor?“
    „Redet mit Kalonymos. Die jüdische Gemeinde hält ein Lösegeld bereit, dessen Höhe ich allerdings nicht kenne. Emichs Truppen müssen essen und im ganzen Umkreis gibt es kaum noch Nahrung. Vielleicht können wir ihn mit Geld überzeugen, weiterzuziehen.“
    Der Erzbischof wandte sich an die anderen Herren. „Das erscheint mir vernünftig. Wie denkt ihr über Conrads Vorschlag?“
    Niemand erhob Einwände, aber der Kämmerer äußerte Bedenken ganz anderer Art. „Die Kreuzfahrer haben nicht vergessen, dass einer der Ihren in dem Handgemenge vor zwei Tagen starb. Sie sind noch immer wütend auf uns. Möglich, dass sie das Schwert gegen unseren Unterhändler erheben. Bevor wir ihn hinausschicken, sollten wir das Ehrenwort ihrer Anführer und freies Geleit einfordern.“
    „Das werden wir tun“, beschloss Ruthard und diktierte Conrad die Antwort.
    „Wollt Ihr Abt Manegold etwa allein vor die Mauern tretenlassen?“, fragte einer der Domherren.
    „Nein, keineswegs“, versicherte Ruthard. „Conrad und Hanno werden ihn begleiten, außerdem eine Eskorte meiner

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