Das Blut von Magenza
der Cankors von Worms.“
„Wohl aus dem verarmten Teil, wenn du dir deinen Broterwerb verdienen musst?“
„Keineswegs, doch ist das allein meine Angelegenheit. Der Beruf des Steinmetzen ist ein angesehener und allemal ehrenwerter, als gegen wehrlose Menschen das Schwert zu erheben.“
„Widukind, mäßige dich“, zügelte ihn Manegold.
„Verzeih, es kommt nicht wieder vor“, entschuldigte er sich und trat wieder zurück.
„Das will ich hoffen, sonst sind diese Verhandlungen beendet, bevor sie begonnen haben“, meinte Emich hart.
Wilhelm von Melun, dem die raue Art seines Gefährten nicht gefiel, mischte sich ein. „Was habt Ihr uns anzubieten?“, fragte er den Abt deutlich freundlicher.
Manegold antwortete: „Weder der Erzbischof noch der Stadtgraf wollen es zum Äußersten kommen lassen. Aber sie sind vorbereitet und Mainz ist auf eine lange Belagerung eingestellt. Unsere Nahrungsvorräte reichen für Wochen“, äußerte Manegold und ließ seine Worte wirken, um den Anführern bewusst zu machen, dass die Stadt ihnen gegenüber im Vorteil war. „Wir hörten, was in Speyer und Worms geschah. Das soll sich hier nicht wiederholen. Deshalb ist die jüdische Gemeinde bereit, Euch ein halbes Pfund Gold zu übergeben, wenn Ihr abzieht.“
Wilhelm, Drogo, Hartmann und der Herr von Salmverständigten sich mit einem leichten Kopfnicken. Die Summe war großzügig, doch sie erhofften sich mehr. Emichs Miene blieb dagegen undurchdringlich. Er vermied den Blickkontakt mit den anderen und schaute stur geradeaus.
Wilhelm meinte: „Verteilt man ein halbes Pfund auf dieses riesige Heer, bleibt nicht viel. Könnt ihr uns nicht mehr anbieten?“
Manegold kniff seine Augen zusammen und tat, als überlege er. „Wie wär es mit einem dreiviertel Pfund?“
„Das klingt schon besser, ist aber immer noch nicht genug.“
Die Begleiter des Abtes zogen scharf die Luft ein und täuschten Entrüstung vor. Manegold hob seine Rechte, um sie scheinbar zu besänftigen. „Ein Pfund Gold ist das höchste, was wir euch geben können. Entweder ihr akzeptiert es oder wir trennen uns unverrichteter Dinge.“
An ihren Gesichtern ließ sich ablesen, dass diese Summe sie überzeugte, nur Emich zeigte weiterhin keinerlei Regung und meinte ablehnend: „Wir ziehen uns zur Beratung zurück. Wartet so lange hier, bis wir eine Entscheidung gefällt haben“, bestimmte er und ging voran in sein Zelt.
Der Abt, Conrad und Widukind blieben stehen, in der Hoffnung etwas von der Unterhaltung aufzuschnappen, Hanno hingegen war ein Diener aufgefallen, der durch verstohlene Blicke und Gesten versucht hatte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Er hielt einen Wasserkrug, was Hanno zum Anlass nahm, um etwas zu trinken zu bitten. „Ich bin durstig. Kannst du mir etwas Wasser geben?“, fragte er laut, flüsterte dann aber leise: „Willst du mir etwas sagen?“
Der Mann schenkte ihm etwas in einen Holzbecher ein. „Emich ist mein Herr, aber ich muss euch vor ihmwarnen. Er ist nicht mehr recht bei Verstand. Er glaubt, Jesus verlange von ihm, die Juden zu bekehren. Aber das dürftest du inzwischen wohl wissen. Er wird sich niemals durch Geld von seinen Absichten abbringen lassen, auch wenn er vielleicht den Anschein erwecken mag. Eher stirbt er! Seine vermeintlich göttliche Mission geht ihm über alles.“
Hanno hatte leergetrunken und gab ihm den Becher wieder. „Ich danke dir.“
Dann gesellte er sich zu den anderen. „Wir müssen vorsichtig sein mit unseren Zusagen. Wenn wir zurück in der Stadt sind, sage ich euch auch warum“, sagte er leise, woraufhin sie zustimmend nickten.
„Sie werden sich nicht einig, scheint mir“, stellte Abt Manegold fest, denn im Zelt war inzwischen ein heftiger Disput entbrannt, den vor allem Emichs laute Stimme beherrschte.
„Ich bin dafür, auf den Vorschlag einzugehen. Meine Mannen werden unruhig, es zieht sie nach Osten. Sie wollen endlich nach Jerusalem“, beharrte Drogo.
„Ich teile Drogos Ansicht. Auch meine Soldaten wollen endlich in eine ruhmreiche Schlacht ziehen. Zu lange schon verweilen wir auf deutschem Boden“, stimmte ihm Wilhelm von Melun zu, der die Unterstützung des Herrn von Salm und Hartmanns von Dillingen erhielt.
„Gold ist nicht alles!“, beschwichtigte Emich. „Es geht auch um die Ehre!“
Der Herr von Salm entgegnete: „Das mag sein. Aber von der Ehre wird niemand satt, von Gold dagegen schon. Die Aussicht auf eine solche Summe kann die Krieger beruhigen. Oder
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