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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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drein und ging unruhig auf und ab.
    „Ich habe deinen Besuch gar nicht erwartet“, strahlte sie ihn an.
    „Ich will mich nicht lange aufhalten, sondern kam, um dich mitzunehmen“, meinte er ohne Umschweife.
    „Warum sollte ich mit dir kommen?“
    „Hast du denn nicht gehört, was geschehen ist?“
    „Natürlich habe ich das, aber es beunruhigt mich im Augenblick nicht übermäßig.“
    Dithmar schaute sie verstört an. „Wie kannst du nur so gelassen bleiben?“
    „Warum regst du dich so auf?“, erwiderte sie.
    „Dir scheint es gleichgültig zu sein, dass du in deinem Haus ohne männlichen Schutz bist.“
    „Bertram ist bei mir.“
    „Das reicht aber nicht aus. Ich hätte dich gern in Sicherheit, am liebsten in unserem Haus.“
    „Ich fühle mich hier gut aufgehoben. Abgesehen davon, dass dein Vater das gewiss nicht zulässt, da wir noch nicht verheiratet sind. Die Leute würden über uns reden und es gibt schon genug Gerüchte über mich. Oder hast du deinem Vater von unserer Verlobung erzählt und er billigt meinen Aufenthalt in seinem Haus?“, fragte sie erwartungsvoll.
    Dithmar blickte betreten zu Boden. „Der rechte Zeitpunkt ist noch nicht gekommen und im Augenblick halte ich es auch nicht für klug.“
    „Also, damit wäre die Angelegenheit erledigt“, stellte sie fest, ohne ihm einen weiteren Vorwurf zu machen. „Mir wird schon nichts geschehen. Ich habe vorgesorgt, falls es zum Schlimmsten kommt.
    „Sagst du mir wenigstens, was du vorhast?“
    „Ich werde von Gerhard und Reinhedis aufgenommen.“
    „Hältst du das wirklich für einen guten Gedanken?“
    „Ja, seine Burg ist eines der wehrhaftesten Gemäuer der Stadt und er hat Soldaten, die sie verteidigen.“
    „Aber er beherbergt auch die Juden und die werden die Kreuzfahrer anlocken.“
    Griseldis überlegte kurz. „Trotzdem werde ich dorthin gehen.“
    „Vertraust du mir nicht?“, fragte er beleidigt.
    „Natürlich“, versicherte sie ihm und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Aber hält euer Haus einem Vergleich mit der Burg stand? Sie ist eine kleine Festung, euer Haus ist nur ein Haus. In welchem der beiden würdest du dich sicherer fühlen?“
    Dithmar blieb ihr die Antwort schuldig. „Falls du es dir anders überlegst, weißt du, wo du mich findest“, meinte er nur und stand auf.
    „Bist du mir böse, weil du mich schon verlässt?“
    „Nein, aber es ist eine Versammlung einberufen worden, an der ich teilnehmen muss. Die Bürgerschaft will ihre Interessen gewahrt wissen. Nicht, dass wir uns gegen den Erzbischof oder den Stadtgrafen stellten. Wir tragen ihre Entschlüsse, was die Verteidigung anbelangt, voll und ganz mit. Wir fürchten aber zugleich, dass uns Ruthard in die Pflicht nehmen wird, wenn Kosten für die Kirche entstehen und er deshalb eine Steuer erheben könnte. Dazu sind wir aber nicht bereit – es sei denn, er gewährt uns im Gegenzug Privilegien.“
    „Dann hoffe ich für dich, dass ihr zu einem befriedigenden Ergebnis kommt.“
    „Das wünsche ich mir auch. Und du willst ganz sicher hierbleiben?“, versuchte er sie nochmals umzustimmen.
    „Ja, mir geschieht schon nichts.

Sonntag, 25. Mai 1096, 1. Siwan 4856
    Vor der Stadt
    Die Wachen auf den Türmen rieben sich verwundert die Augen. Aber es war kein Trugbild, das sie sahen, sondern ein gigantischer Menschenschwarm, der in einer Riesenwelle über die Kuppe schwappte. In nicht enden wollenden Reihen rückten neue Kreuzfahrer an. Bis zum Horizont erstreckte sich das Heer, unter dessen Füßen der Boden erbebte und dessen Gesang und Getrommel die Luft zum Vibrieren brachte.
    Die Wachen bliesen die Signalhörner, um die Bürger von Mainz und die Flüchtlinge zu warnen, die sich zu dieser Stunde in den Kirchen zur Messe versammelt hatten. Ihre Warnung drang bis ins Zentrum der Stadt. Die Priester unterbrachen die Gottesdienste und die Gläubigen strömten hinaus ins Freie, wo sie erfuhren, was vor den Mauern geschah.
    Die Reaktionen waren unterschiedlich. Frauen und Kinder brachen in Weinen aus und schlugen vor Angst ihre Hände vors Gesicht, während die Mienen der Männer sich verfinsterten. Manche Bürger waren vor Furcht wie gelähmt und unfähig, sich zu bewegen, während andere kopflos in ihre Viertel rannten, um sich in ihren Häusern oder in Kirchen zu verbergen.
    Vor den Toren wuchs innerhalb kurzer Zeit eine riesige Belagerungsstadt, deren Bewohner die Anzahl der Mainzer Bürger überstieg. Halbkreisförmig umspannte sie wie ein Ring die

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