Das Blut von Magenza
Soldaten.“
Der Mönch wagte zu widersprechen: „Wäre es nicht sinnvoller, auf eine eigene Eskorte zu verzichten? Damit bekunden wir unser Vertrauen, falls sie uns Unversehrtheit zusichern. Wir könnten noch Widukind von Battenheim als Schutz für Abt Manegold mitschicken. Er ist ein Hüne von Mann und adliger Herkunft.“
„Möglicherweise hast du recht. Gib den Brief nun Karl, damit er ihn gleich morgen früh überbringt. Dann unterrichte Widukind, dass er sich bereithält“, trug er Conrad auf. „Das Gleiche gilt für Hanno“, meinte er zu seinem Verwandten. „Wir müssen jetzt mit Kalonymos reden, damit wir wissen, was wir den Belagerern anbieten können.“
Montag, 26. Mai 1096, 2. Siwan 4856
Vor den Toren
Karl, den der Erzbischof zum Boten bestimmt hatte, war ein alter Mann, der auf ein erfülltes Leben zurückschauen konnte. Lange hatte er Ruthard und auch seinem Vorgänger gedient. Nun waren seine Beine schwer und seine Augen schwach und er fristete seinen Lebensabend. Als Anerkennung für seine Dienste bekam er jeden Monat ein kleines Salär, das für seine bescheidenen Ansprüche völlig ausreichte, und übers Jahr verteilt ein halbes Fuder Wein. Als Conrad mit der Bitte des Erzbischofs an ihn herantrat, fühlte er sich geehrt, auch wenn er um die Gefahr des Unterfangens wusste. Er war zwar betagt, aber noch bei vollem Verstand. Ruthard hatte ihn ausgewählt, um nicht das Leben eines Jüngeren zu gefährden.
„Karl, sei vorsichtig. Die Pilger sind immer noch wegen des toten Wallfahrers aufgebracht“, mahnte ihn Conrad.
„Meine Tage sind gezählt und ich fürchte mich nicht, meinem Schöpfer gegenüberzutreten“, erwiderte er gelassen.
Als die Sonne aufging, schlüpfte er durch die Tür im Stadttor und überbrachte ohne äußere Anzeichen von Furcht Emich die Nachricht. Dieser schien die Botschaft schon erwartet zu haben, denn er brach das Siegel voller Ungeduld. An seiner Miene war nicht abzulesen, was er dachte. Stattdessen rief er seinen Diener herbei. „Hol die anderen Herren! Und du wartest außerhalb meines Zeltes“, befahl er Karl.
Nachdem sich alle eingefunden hatten, fasste Emich die Antwort des Bischofs zusammen: „Gegen Mittag wird eine Delegation, bestehend aus Manegold, dem Abt des Benediktinerklosters, dem erzbischöflichen Schreiber Conrad, einem gewissen Hanno und einem Steinmetz namensWidukind, vor die Tore treten, um im Namen Ruthards mit uns zu verhandeln.“
„Welch interessante Zusammenstellung“, bemerkte Drogo von Nestle. „Kein Ritter oder Adliger und kein Vertreter der Juden. Dafür ein einflussreicher Abt und die rechte Hand des Bischofs. Ich frage mich nur, welche Rolle die beiden anderen spielen.“
„Ich halte die Wahl nicht für unklug“, konterte Hartmann von Dillingen. „Gegen die Kirchenmänner wird keiner der Krieger die Hand erheben und Hanno und Widukind scheinen Männer des Volkes zu sein und stehen somit stellvertretend für einen Großteil des Heeres.“
„Das Schreiben enthält kein konkretes Angebot, wir müssen also abwarten, was sie zu sagen haben. Bischof Ruthard will unser Ehrenwort, dass ihnen nichts geschieht, sonst kommt es zu keinem Gespräch. Dafür können wir garantieren, und da wir uns einig waren zu verhandeln, frage ich, ob es bei diesem Entschluss bleibt.“
Alle bekundeten ihr Einverständnis. „Gut, dann setzen wir eine Antwort auf und jeder von uns unterzeichnet sie“, schlug Emich vor.
In der Stadt, Palast des Erzbischofs
In der Zwischenzeit beriet sich Ruthard in Anwesenheit des Kämmerers und weiterer Vertrauter mit Kalonymos, der von den Ältesten der jüdischen Gemeinde begleitet wurde. Der Erzbischof redete offen über die Forderung der Belagerer. „Sie verlangen eure Taufe, sonst ziehen sie nicht ab.“
„Erwartet auch Ihr das von uns, angesichts der Situation?“, fragte Kalonymos mit beherrschter Stimme.
„Nein, ihr habt ein Anrecht auf euren Glauben und ichwerde dieses Recht nicht in Frage stellen. Aber ihr erkennt doch die Gefahr, in der ihr schwebt und seht ein, dass wir handeln müssen?“
„Ja“, bestätigte der Parnass.
Ruthard fuhr fort. „Wir setzten auf Verhandlungen und hoffen, die Wallfahrer durch Geld zum Abzug zu bewegen.“
„Und nun wollt Ihr wissen, ob wir neben dem Gold, das wir Euch und dem Stadtgrafen gegeben haben, auch noch welches für die Belagerer erübrigen können?“, schlussfolgerte Kalonymos ohne den Anflug eines Vorwurfs.
„So ist es.“
„Ein Pfund könnten
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