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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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Arbeit tun und bin deshalb auf deine Hilfe angewiesen. “
    „Ich sage dir alles, woran ich mich erinnere“, meinte der Wirt eilfertig.
    „Fang am besten mit seinem Eintreffen an. Jedes Detail kann wichtig sein“, forderte Hanno ihn auf.
    Der Wirt legte die Stirn in Falten und dachte kurz nach. „An diesem Tag war er mein erster Gast. Er erzählte mir von seiner Reise nach Rom, und dass sie den Rückweg zu zehnt antraten, allesamt Mönche. Irgendwann trennten sich ihre Wege, einige zogen weiter in das Kloster Melk, andere auf die Reichenau, wo sie als Kopisten in der dortigen Schreibschule arbeiten. Die Restlichen begleiteten ihn bis Speyer. Ab dann setzte er seine Reise alleine fort. Wenn ich mich recht entsinne, blieb er einige Tage in der Stadt, aber behaupten will ich das nicht. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, weil ich das Schreibzeug für einen Brief zusammensuchte, den er für mich beantworten sollte. Das war die Gegenleistung für seine Übernachtung und die Pilgermahlzeit.“
    „Du hast ein recht gutes Gedächtnis“, bescheinigte ihm Hanno. „Gibt es noch irgendetwas, das in Bezug auf ihnwichtig wäre?“
    Der Wirt kratze sich am Hinterkopf. „Nein. Nachdem er den Brief geschrieben hatte, aß er, trank sein Bier und ging als Erster nach oben.“
    „Wer saß an seinem Tisch?“
    „Daran hab ich gar nicht mehr gedacht!“, entfuhr es ihm. „Jetzt, wo du fragst, erinnere ich mich an den Kerl, der mir gleich nicht recht geheuer war. Ich erkenne lichtscheues Gesindel, wenn ich es sehe. Aber er konnte zahlen und benahm sich anständig und so sah ich keinen Grund, ihn vor die Tür zu setzen. Wie sich herausstellte, war er wohl der Dieb, denn am nächsten Morgen hatte er sich aus dem Staub gemacht. Mir fiel auf, dass er Anselm verstohlen musterte, genau wie die anderen Gäste auch.“
    „Hättest du mal auf deinen Instinkt vertraut und ihn hinausgeworfen, dann wäre dir und deinen Gästen viel Ärger erspart geblieben“, stellte Hanno fest.
    „Hinterher ist man immer schlauer“, seufzte der Wirt zerknirscht.
    „Hast du gesehen, ob sie miteinander redeten?“
    „Die Stube war bis auf den letzten Platz besetzt und ich hatte alle Hände voll zu tun. Aber auszuschließen ist es nicht.“
    „Kannst du ihn beschreiben?“
    „Ich habe nicht auf jeden Einzelnen achten können und der Kerl saß im Halbdunkel, sodass ich sein Gesicht nicht richtig sehen konnte. Er hielt den Kopf meist gesenkt und war von durchschnittlicher Statur. Er hatte keinen Bart und trug unauffällige Kleider. Mir fiel nur sein struppiges, widerspenstiges Haar auf. Mehr kann ich dir nicht sagen. Aber er hatte etwas Lauerndes an sich. Manchmal neigte er den Kopf zur Seite und schielte aus den Augenwinkeln, wasmich an einen wilden Hund oder eher noch an einen Wolf erinnerte.“
    „Deine Beschreibung ist wirklich dürftig.“
    „Tut mir leid, aber du kannst ja mal meinen Knecht fragen, bei dem hat er bezahlt. Doch ich bezweifle, dass er dir mehr sagen kann. Ich weiß nicht, ob die beiden viel miteinander gesprochen haben.“
    „Wie konnte er überhaupt unbemerkt entkommen?“
    „Unter dem Fenster des Schlafsaals lehnte meine Leiter. Die haben aber weder mein Knecht noch ich dorthin gestellt.“
    „Demnach hatte er sie dort hingestellt, bevor er die Herberge betrat. Oder er hat einen Komplizen, der es während der Nacht tat, was ich eher vermute.“
    „So könnte es gewesen sein“, stimmte der Wirt ihm zu.
    „Bevor es dunkel wird, schaue ich mir alles einmal von außen an. Danach hätte ich gern meine Mahlzeit“, sagte Hanno und stand auf.
    „Du musst einfach hinters Haus gehen. Oben unter dem Dach ist eine Fensteröffnung, die zum Schlafsaal gehört. Darunter befand sich die Leiter. Möchtest du noch ein Bier zum Essen?“
    „Hast du auch Wein?“
    „Sicher.“
    „Ich will aber nicht den, den du den Gästen vorsetzst, sondern den, den du selbst trinkst.“
    „Der ist aber teurer.“
    „Das lass meine Sorge sein. Wo bewahrst du die Leiter eigentlich auf?“
    „Meistens im Stall.“
    Hanno ging hinter das Haus und begann mit seiner Untersuchung. Die Eindrücke, die die Leiter hinterlassenhatte, waren noch zu sehen. Dann ging er in den Stall und befragte den Burschen. Der hatte sein Pferd mit Heu und Wasser versorgt und rieb es nun ab. Wie der Wirt es vorhergesagt hatte, waren seine Auskünfte mehr als dürftig. Hanno kehrte in den Schankraum zurück, wo ihm sein Essen gebracht wurde.
    Seine Arbeit hier war erledigt und er

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