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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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Stück Käse und etwas Brot ab und nahm auch gleich noch von dem Fisch. Dann schenkte er in beide Pokale Wein ein und prostete Ruthard zu.
    Ruthard verfolgte seine Bewegungen mit unterdrücktem Abscheu. Was Finanzen anbelangte, war er ein überaus korrekter Mann, aber beim Essen verlor Embricho jegliches Maß. Seine Völlerei stieß den Erzbischof ab, obwohl er längst daran gewöhnt war. Selbst die Fastenzeiten hatten keinen Einfluss auf sein Gewicht. Gerade dann zeigte er sich besonders erfinderisch, was seinen Speiseplan betraf, um keine Einschränkungen hinnehmen zu müssen. Ruthard hatte ihn deshalb schon häufig ermahnt, doch der Kämmerer bekam seine Gier einfach nicht in den Griff.
    „Hältst du einen Dank vor dem Essen nicht fürangebracht?“, wies der Erzbischof seinen Gast zurecht.
    „Natürlich“, entgegnete Embricho geflissentlich, stellte den Pokal wieder ab und sprach mit Ruthard ein Gebet.
    Während des Essens gab Embricho bereitwillig Auskunft über die Vorfälle der letzten Tage, dann zögerte er. Noch wusste der Bischof nichts von der Ausrufung des Kreuzzuges. Conrad und er hatten ihm diese Nachricht vorenthalten. Sie wollten ihm jede Aufregung ersparen, solange er so schwach war, dass er einen Rückfall erleiden konnte. Embricho entschied, es dabei zu belassen, Ruthard war noch nicht soweit genesen, dass er das verkraftet hätte. Dafür erzählte er ihm aber vom Mord an Bruder Anselm. „Ich habe dir noch eine traurige Mitteilung zu machen. Du kennst doch Bruder Anselm?“, fragte er kauend.
    „Natürlich.“
    „Vor gut einer Woche fand man ihn tot in einer Herberge bei Worms. Als Lukas ihn für die Bestattung fertig machte, entdeckte er Anzeichen, die auf einen gewaltsamen Tod hindeuten“, fuhr er fort.
    Diese Äußerung ließ Ruthard aufhorchen. „Inwiefern?“
    Der Kämmerer erklärte es ihm und fuhr dann fort: „Abt Manegold kam zu mir und bat mich um Unterstützung. Ich dachte, ich handle auch in deinem Sinne, wenn ich Hanno aussende, damit er Nachforschungen anstellt.“
    „Das war richtig, ich hätte das genauso entschieden. Mich wundert nur, warum jemand Anselm tötete. Er war arm. Selbst ein Dieb muss das gewusst haben.“
    „Genau das haben Manegold und ich uns auch gefragt. Im Augenblick dürfte Hanno in Worms sein. Bis Weihnachten erwarte ich ihn zurück und hoffe, dass er dann Licht ins Dunkel gebracht hat.“
    Herberge bei Worms
    Hanno hatte lange gesucht, bis er endlich die Herberge fand, in der Anselm gestorben war. Der Stallbursche, der ihm die entsprechenden Auskünfte erteilte, machte große Augen, als der Fremde abstieg und ihm das Pferd übergab. Seit dem Diebstahl kamen nämlich nur noch wenige Gäste hierher und es würde noch Wochen dauern, bis der Vorfall in Vergessenheit geriet.
    „Dann bleibst du, obwohl die Gäste ausgeraubt wurden?“
    „Mich kümmert das wenig. Der Dieb kehrt gewiss nicht wieder hierher zurück.“
    Als Hanno die Herberge betrat, empfing ihn der Wirt äußerst zuvorkommend. Jede Münze war in Tagen wie diesen herzlich willkommen.
    „Gib mir eine kleine Kammer für die Nacht“, sagte Hanno und legte ihm das Geld hin. „Und Hunger habe ich auch. Du hast doch etwas zu essen?“
    „Ja“, antwortete der Wirt geflissentlich.
    „Gut“, bemerkte Hanno und nahm Platz. „Zuerst hätte ich aber gern einen Krug Bier. Nimm dir auch einen und setz dich zu mir“, forderte Hanno den Mann auf, der das Angebot gern annahm.
    „Ich will nicht lange um den heißen Brei reden, sondern sofort zur Sache kommen. Der Erzbischof von Mainz schickt mich. Es geht um den Mönch, der hier starb. Kannst du mir dazu etwas sagen?“
    „Wieso zeigt der Erzbischof höchstpersönlich Interesse am Schicksal eines einfachen Mönchleins?“, fragte der Wirt erstaunt.
    „Weil es bei dessen Tod nicht mit rechten Dingen zuging. Jemand hat ihn ermordet“, sagte Hanno und beobachtetedie Reaktion seines Gegenübers genau. Der Wirt erbleichte und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Ein Diebstahl war schon geschäftsschädigend genug, ein Mord würde ihn ruinieren. „Um Gottes Willen, du behauptest allen Ernstes, dass ich einen Mörder beherbergte? Dabei sah der Mönch aus, als wäre er im Schlaf gestorben“, flüsterte er erschrocken.
    „Dem war aber nicht so und dafür gibt es hinlänglich Beweise. Aber sei getrost, außer dir wird hier niemand davon erfahren, nicht mal euer Schultze. Ich sehe ja, dass du es im Augenblick nicht leicht hast. Aber ich muss meine

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