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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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so zu bändigen versucht.“
    Conrad redete weiter. „Für mich hat aber auch Peter von Amiens Einfluss auf die Entscheidung des Papstes. Sein Ansehen unter den Gläubigen ist groß, denn er ist ein begnadeter Redner. Wenn er spricht, kleben sie an seinen Lippen. Er verlangt schon lange diese Pilgerfahrt und das Volk hört auf ihn. Urban will nicht hinter ihm zurückstehen.“
    „Dieser Peter wird auch „der Einsiedler“ genannt. Er kleidet sich ärmlich und soll sich außerdem kasteien. Er zieht es vor, auf einem Esel zu reiten“, meldete sich Griseldis überraschend zu Wort.
    „Ganz wie Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem“, entfuhr es Reinhedis.
    „Richtig“, stimmte Conrad den beiden Frauen zu und schaute Griseldis nachdenklich an. Für ein Weib war sie erstaunlich gut unterrichtet. „Er beabsichtigt anscheinend, genau diesen Bezug herzustellen.“
    „Höre ich aus deinen Äußerungen Missfallen?“, schlussfolgerte Bertolf.
    „Ja“, gab Conrad unumwunden zu. „Vor allem, weil in Frankreich momentan etwas geschieht, was der Papst nicht voraussah. Etliche Gläubige sind so voller Eifer, dass sie nicht den ausgerufenen Termin in gut einem Jahr abwarten wollen. Erste Gruppen schließen sich bereits unter der Führung nicht allzu redlicher Ritter zusammen. Sie alleberufen sich auf Urbans Versprechen, das jedem Teilnehmer den totalen Ablass gewährt und ihm somit einen Platz im Himmel verheißt, wenn er nur im Namen Gottes gegen die Ungläubigen kämpft. Dabei sind die meisten unerfahren und wissen gar nicht, auf welches Abenteuer sie sich einlassen. Aber ich stoße mich nicht nur an diesen Voreiligen, sondern an der Verheißung im Allgemeinen. Was ist das für eine Sündenvergebung, die durch das Schwert erfolgt?“, entrüstete er sich. „Ich fürchte, dass sich die Bauern, Tagelöhner und einfachen Kämpfer als Gotteskrieger sehen könnten. Ihnen muss dieser Kreuzzug wie ein gerechter Krieg erscheinen, da er ja aus Liebe zu Gott und mit dem Segen der Kirche geschieht. Für mich steht das aber im klaren Gegensatz zu den Forderungen Jesu, der Frieden predigt. Aber dem Papst und seinen Anhängern ist es wohl gleich. Die Begeisterung ist dermaßen gewaltig, dass die Teilnehmer Urbans Worte Deus lo vult, also Gott will es! zu ihrem Schlachtruf erkoren haben. Damit ist alles gesagt“, erschreckte Conrad die anderen mit seiner ungewohnt offenen Rede.
    „Conrad, bist du dir bewusst, was du da sagst? Du zweifelst die Autorität der Kirche an! Damit kannst du dich in Schwierigkeiten bringen“, entsetzte sich Gerhard.
    „Ich zweifle nicht an der Kirche, sondern an der Entscheidung einzelner Personen! Ich kann nun mal nicht schweigen, wenn ich der Ansicht bin, dass diese bewaffnete Pilgerfahrt ein Fehler ist.“
    Reinhedis richtete das Wort an ihren Gemahl: „Aber hat das denn überhaupt eine Bedeutung für unser Land oder für Mainz? Kaiser Heinrich IV. ist doch von Papst Urban gebannt und bekennt sich offen zu Clemens. Er wird ganz gewiss nicht an diesem Kreuzzug teilnehmen.“
    „Was den Kaisers anbelangt, pflichte ich dir bei, er wird gewiss nicht an der Seite des verhassten Gegners kämpfen. Doch ob und welche Auswirkungen es auf Reich und Stadt hat, lässt sich jetzt nicht abschätzen. Das wird die Zeit zeigen“, belehrte Gerhard sie. „Aber nun sollten wir diese trübsinnigen Gedanken beiseite lassen. Wir sind hier aus fröhlichem Anlass zusammengekommen. Außerdem würden wir alle gern etwas mehr über unsere neue Bürgerin erfahren. Griseldis, erzähl uns etwas von dir“, forderte er die junge Frau auf.
    Griseldis war dankbar, dass sie in das Gespräch einbezogen wurde, auch wenn ihr der Gesichtsausdruck von Reinhedis klarmachte, dass sie über diese Wendung wenig erfreut war. „Ihr wisst ja, woher ich komme, aber Ihr kennt den Grund noch nicht, der mich hierher führte. Ich stand kurz vor meiner Eheschließung, als mein Verlobter, der ein Ritter des Kaisers war, in einer Schlacht fiel. Dieser Verlust traf mich hart und machte mich schwermütig. Ich konnte nicht mehr unter den Menschen und an den Orten bleiben, die mich ständig an ihn erinnerten. Selbst meine Eltern erkannten, dass es für mich nicht gut war, weiter am Hof zu verweilen. Deshalb erhielt ich die Erlaubnis, nach Mainz überzusiedeln, denn auch der Kaiser schätzt die Stadt sehr.“
    Sie hatte ihre Geschichte so überzeugend vorgebracht, dass die Anwesenden ihr glaubten, obwohl nur die Sache mit der Verlobung stimmte. Ihr Galan

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