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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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ließ, und riet deshalb zur Versiegelung der Fässer mit Teer oder Wachs. Josephus hielt dies anfangs für übertrieben, doch Anselm belehrte ihn eines Besseren. Er ließ seinen Lehrling Wein aus einem einzigen undichten Fass kosten, entnahm ihn aber von drei unterschiedlichen Stellen. Die oberste Schicht schmeckte essigartig, die mittlere gut, während die unterste ungenießbar war.
    Josephus hatte doch tatsächlich geglaubt, das Fass beinhaltete drei Sorten, bis Anselm ihm das Phänomen erklärte: „Nur durch die Einwirkung der Luft von oben und durch die Sedimente am Boden kommt diese Veränderung zustande. Deshalb variiert sein Geschmack je nach Schicht. Dieses Beispiel zeigt dir, dass beim Hantieren äußerste Sorgsamkeit geboten ist. Je weniger Luft eindringt und je weniger Sediment sich am Boden absetzt, umso bekömmlicher ist das Produkt. Zudem ist Sauberkeit äußerst wichtig, denn schmutzige Fässer lassen den Wein schlecht werden. Darum mach dir Folgendes zu eigen: Nur ein sauberes Fass, Vorsicht beim Umfüllen und richtiges Versiegeln garantieren ein gutes Ergebnis.“
    Dies alles hatte Josephus nun im Hinterkopf und so gab er schließlich genau zum richtigen Zeitpunkt den Befehl, mit dem Umfüllen aufzuhören. Er zapfte sich etwas Weinaus dem neuen Fass und während er den ersten Schluck verkostete, beobachteten ihn seine Mitbrüder angespannt. Als er schließlich erleichtert nickte, war die Freude unter ihnen groß. Sie hatten bewiesen, dass sie auch ohne Anselm auskamen.
    Zum wilden Eber
    Sanne hatte die halbe Nacht wach gelegen und Mathes‘ Atemzügen gelauscht. Als er schließlich leise zu schnarchen begann, deutete sie das als gutes Zeichen und schlief endlich auch ein. Erst ein Schmerzensschrei am Morgen weckte sie auf.
    „Verflucht noch eins, wieso tut mir das Aufstehen heute so weh?“, hörte sie ihn schimpfen.
    „Wirst du wohl liegen bleiben!“, ermahnte sie ihn. „Der Arzt hat gesagt, dass du zwei Tage das Bett hüten musst.“
    „Wieso denn das?“, fragte er verwundert.
    „Jobst hat dir doch ein Messer zwischen die Rippen gestoßen. Hast du das etwa vergessen? Wäre Widukind nicht gewesen, hätte es noch weitaus schlimmer kommen können.“
    „Jetzt dämmert es mir. Aber ich glaube nicht, dass er mir nach dem Leben trachtete. Er ist zwar ein Heißsporn, aber kein Mörder.“
    „Du verteidigst den Raufbold auch noch? Bist du von Sinnen?“, rief Sanne erbost. „Lass das bloß nicht Gernot hören, sonst fällt er ein zu mildes Urteil. Heute treten die drei nämlich vors Gericht.“
    Mathes lächelte sein Weib an. „Beruhige dich. Ich will ja auch, dass er bestraft wird, aber er soll nicht dem Henker übergeben werden.“
    „Du bist viel zu gutmütig!“
    „So bin ich nun einmal und deshalb hast du mich doch geheiratet, oder?“
    Nun war es an Sanne zu lächeln. Sie schätzte wirklich Mathes‘ Sanftmütigkeit, die nur eine seiner vielen positiven Eigenschaften war.
    „Von welchem Arzt sprichst du überhaupt?“, wollte er wissen.
    „Von Ibrahim. Widukind hat ihn geholt. Er hat dich zusammengeflickt.“
    „Hat er seine Sache wenigstens gut gemacht?“
    „Sehr gut, und wenn du schön liegen bleibst, behältst du nur eine kleine Narbe zurück.“
    „Und wenn nicht?“
    „Fällt dir das Gedärm raus.“
    „Du übertreibst mal wieder schamlos.“
    „Er hat dir wirklich zwei Tage Bettruhe verordnet und danach darfst du einige Zeit nichts Schweres heben“, beharrte sie, gab ihm einen Kuss und tastete nach seiner Stirn. „Fieber hast du keins. Das ist gut.“
    „Ich fühle mich allerdings, als hätte ich den ganzen Tag Mehlsäcke geschleppt.“
    „Das kommt gewiss von deinem Sturz. So, und nun muss ich deinen Verband wechseln und die Wunde mit Wein betupfen.“
    Sie sprang aus dem Bett, zog sich ein Hemd über und tapste in die Küche. Während Mathes sie hantieren hörte, wurde ihm bewusst, welch großes Glück er mit Sanne hatte. Sie war die beste Frau, die ein Mann sich wünschen konnte, und er liebte sie abgöttisch. Er kannte die Reden, die über ihre Ehe geführt wurden. Niemand verstand, warum ausgerechnet die schöne Sanne den schüchternen, schmächtigen Mathes zum Mann genommen hatte. Abersie ließ keinen Zweifel an ihren Gefühlen ihm gegenüber aufkommen und betonte immer wieder, wie sehr sie sein sanftes Wesen, seine Rücksichtnahme und die Fähigkeit, ihr zuzuhören, schätzte. Der einzige Schatten, der über ihrer Ehe lag, war ihre Kinderlosigkeit. Ihr Schoß

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