Das Blut von Magenza
weitere Kommentare. In diesem Augenblick wurden die Türen des Gebäudes geöffnet und die Menge strömte hinein. Im Gegensatz zum letzten Mal waren die Gefangenen bereits anwesend und nicht mehr in Fesseln. Nachdem Ruhe im Saal eingekehrt war, trat Gernot ein.
Er hielt sich nicht mit langen Vorreden auf, sondern kam direkt zur Sache. „Jobst, Sixt und Endris, euch wird zur Last gelegt, am Abend des 18. Dezember in der Schenke Zum wilden Eber, dessen Wirtsleute Mathes und Sanne sind, eine Streiterei begonnen zu haben. Bekennt ihr euch dessen schuldig?“, fragte er die drei und schaute sie mit durchbohrendem Blick an.
Die Fuhrleute senkten die Köpfe und nickten einmütig.
„Ich höre nichts!“, stellte Gernot fest. „Beantwortet meine Frage.“
„Wir bekennen uns schuldig“, antworteten sie kleinlaut.
„Desweiteren hast du, Jobst, den Wirt Mathes mit einem Messer tätlich angegriffen und am Rumpf verletzt. Bekennst du dich auch dieses Vergehens für schuldig?“
„Ja“, entgegnete Jobst mit zittriger Stimme.
„In Folge des Gerangels hast du den Steinmetzen Widukind von Battenheim am Unterarm verletzt, sodass dieser seiner Arbeit für einige Zeit nicht nachgehen kann. Außerdem ging im Laufe der Schlägerei Geschirr zu Bruch, was Endris zu verantworten hat.“
„Das stimmt alles und es tut mir leid“, meinte er ernst und bedachte Sanne und Widukind mit einem Blick, in dem aufrichtige Reue lag.
„Ich glaube, er meint es ernst“, flüsterte Sanne überrascht.
„Sieht so aus“, bestätigte Widukind.
Gernot registrierte Jobsts Geste mit Genugtuung. „Da euer Vergehen nicht das erste dieser Art ist, habe ich mir meine Entscheidung nicht leicht gemacht. So wie ihr heute hier auftretet, lässt sich zu euren Gunsten anführen, dass ihr anscheinend aufrichtig bedauert. Tut ihr das?“
Schnell versicherten sie ihm, dass dies zuträfe und sie gelobten für die Zukunft Besserung.
„Ich will euch dieses eine Mal noch Glauben schenken und nehme euch euer Versprechen ab. So, hört nun mein Urteil: Ihr dürft Zeit eures Lebens das Gasthaus Zum wilden Eber nie wieder betreten. Außerdem müsst ihr für den angerichteten Schaden aufkommen. Sanne sagt euch, auf wieviel er sich beläuft. Auch wenn Jobst das Messer führte, tragt ihr gemeinsam die Arztkosten, die sich, wie ich von Widukind erfahren habe, auf 2 Pfennig belaufen. Soweit eure gemeinsame Strafe. Nun zu dir Jobst. Du zahlst Mathes und Widukind eine Entschädigung für ihre Verletzungen. Beide Männer haben das Recht, die Summe festzulegen. Da Mathes nicht anwesend ist, wird Sanne für ihn die Höhe bestimmen. Sie muss aber angemessen sein“, mahnte der Schultheiß die Wirtsfrau.
Diese nannte einen Betrag, den Gernot absegnete. „Unddu Widukind, was forderst du?“
Der Steinmetz räusperte sich. „Ich möchte kein Geld, ich hätte als Gegenleistung lieber zwei Fuhren, die Jobst für mich bei Bedarf erledigen soll.“
„Das halte ich ebenfalls für eine angemessene Entschädigung. Aber eine Fuhre darf nicht länger als zwei Tage dauern“, ordnete der Schultheiß an. „Und nun entlasse ich euch unter der Auflage, dass dergleichen nie wieder geschieht. Wenn doch, erwartet von mir keine Gnade mehr. Ihr wart bisher unbelehrbar. Handelt endlich verantwortungsbewusst, sonst findet ihr euch vor dem Stadtgrafen wieder“, bemerkte er und schaute in Gerhards Richtung.
Dieser hatte eine bedrohliche Miene aufgesetzt und nickte zur Bestätigung. Er ergriff kurz das Wort. „Auch ich warne euch! Noch ein solch schweres Vergehen und ihr macht Bekanntschaft mit dem Henker.“
Die Menge quittierte das kluge Urteil mit langanhaltendem Applaus und die Händler und Kaufleute atmeten erleichtert auf. Gernot verließ den Saal. Jobst, Sixt und Endris standen etwas verloren herum und warteten, bis die Zuschauer gegangen waren. Erst dann verließen auch sie das Gebäude.
„Wir sind noch einmal davongekommen“, meinte Sixt mit belegter Stimme. „Vor allem Jobst hat großes Glück gehabt. Es hätte auch anders enden können.“
„Ich weiß“, bestätigte der Fuhrmann.
„Kommst du mit in den Eichbaum?“, fragte ihn Endris. „Ich muss den Geschmack des Kerkers hinunterspülen.“
„Nein, ich geh nach Hause. Es ist viel Arbeit liegengeblieben.“
„Wie du meinst.“
„Ich begleite dich. Meine Arbeit kann noch etwas warten“,sagte Sixt und schloss sich Endris an.
Burg
Reinhedis saß vor dem Kamin und vertrieb sich die Zeit mit spinnen. Ein
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