Das Blut von Magenza
sich noch mit dem Pfalzgrafen“, bemerkte er, wobei ihm die Trauer deutlich anzumerken war.
Hanno spürte, dass der Knappe etwas zurückhielt, und hakte nach: „Ist das wirklich alles?“
Landwyn druckste herum, entschied sich dann aber zu reden. „Es gibt da etwas, das mir immer noch ein Rätsel ist. Bereits vor der Abreise war er sehr nachdenklich. Seit dem Gespräch mit dem Grafen wurde er immer stiller. Es schien im Zusammenhang mit einer Person zu stehen, die erkannte, und das betrübte ihn. Warum, hat er mir allerdings verschwiegen. Schon während wir die Alpen überquerten, klagte er über Enge in seiner Brust. Er konnte nicht mehr so lange auf dem Pferd sitzen wie früher und wir mussten häufig pausieren. Richtig schlecht ging es ihm aber erst hier in Speyer. Innerhalb kurzer Zeit wurde er schwer krank. Da er nun tot ist, kann ich dir wohl sagen, dass er nicht allein wegen dieses Hilfeersuchens zu deinem Erzbischof wollte, sondern noch einen anderen Grund hatte. Genaues weiß ich zwar nicht, aber immerhin so viel, dass er Ruthard wegen etwas Wichtigem sprechen wollte. Aber erkläre mir doch endlich, was das mit einem Mord zu tun haben soll und wer überhaupt getötet wurde“, beharrte er.
„Bruder Anselm!“
Landwyn riss erschrocken die Augen auf. „Dann hat mein Herr wohl recht gehabt, dass sein Wissen gefährlich ist. Es könnte den Mönch das Leben gekostet haben.“
„Wie kommst du auf diesen Gedanken?“
„Er bat ihn, seinen Auftrag zu Ende zu bringen.“
Endlich stieß Hanno auf eine Spur. „Was war das für eine Mission?“
Der Knappe zuckte die Schultern. „Er hat mir gegenüber niemals etwas verlauten lassen.“
„Überhaupts nichts? Nicht einmal einen kleinen Hinweis, ein Wort oder eine Geste?“
„Kurz vor seinem Tod begann er zu fantasieren. Dabei nannte er immer wieder den Namen des Erzbischofs, aber auch ein-, zweimal einen anderen.“
„Wie lautete er?“, wollte Hanno wissen.
Landwyn musste kurz überlegen, bevor er ihm einfiel. Hanno kannte niemanden, der so hieß. Aber er nahm an, dass es zwischen dem Erzbischof und dieser Person eineBeziehung gab, die Edelbert große Sorgen bereitete. Hanno beschloss, dieser Fährte zu folgen, sobald er wieder in Mainz war. Er dankte Landwyn und verabschiedete sich. Dann ritt er zurück zum Gasthaus.
„Hat dir meine Auskunft bei deinen Nachforschungen weitergeholfen?“, erkundigte sich der Wirt, erfreut, dass Hanno sein Versprechen wahr gemacht hatte.
„Ja, und ich habe einiges erfahren, das für mich wichtig ist“, entgegnete Hanno.
„Verrätst du‘s mir?“, drängte ihn der Wirt.
„Vielleicht beim Essen!“
Während er auf seine Mahlzeit wartete, schaute er sich die anderen Gäste an. Die meisten wirkten unauffällig, nur ein Mann weckte seine Aufmerksamkeit. Er saß abseits und löffelte gerade eine Schüssel mit Eintopf. Dabei beugte er seinen Oberkörper weit nach vorn und hielt den Kopf gesenkt, sodass von seinem Gesicht nicht viel zu erkennen war. Er trug einen Bart und schielte hin und wieder unter seiner struppigen, dunklen Mähne hervor. Zwar tat er desinteressiert, aber Hanno entging nicht, wie er alles um sich herum sehr genau verfolgte.
Eine schwache Erinnerung regte sich in ihm, aber er konnte nicht sagen, woher sie rührte. Als ihm ein Krug Bier und eine Mahlzeit serviert wurden, konzentrierte er sich aufs Essen und vergaß den Kerl.
„Also, sagst du´s mir nun, warum du unbedingt Landwyn finden musstest?“, tat der Wirt verschwörerisch.
„Viel kann ich dir nicht verraten, nur, dass er mir wichtige Hinweise liefern konnte, die den Mord an einem Benediktinermönch in Worms betreffen.“
Der Wirt machte große Augen. „Du kommst aus Mainz, um ausgerechnet hier in Speyer einen Mord an einemGottesmann aufzudecken? Deshalb bist du hier?“, fragte er lauter, als Hanno lieb war.
Dieser wollte das Thema beenden und senkte seine Stimme. „Ich habe schon genug gesagt, mehr erfährst du nicht!“
Als Hanno sich das nächste Mal umschaute, bemerkte er, dass der Sonderling verschwunden war. Als der Wirt dessen Geschirr abräumte, meinte er achselzuckend: „Dem scheint‘s nicht geschmeckt zu haben. Hat sein Essen kaum angerührt und auch das Bier stehen lassen.“
Er fragte sich, ob ihre Unterhaltung der Grund für den übereilten Aufbruch des Fremden gewesen sein könnte. Im Nachhinein erschien er Hanno auf einmal verdächtig. Sein heimlichtuerisches Verhalten legte die Vermutung nahe, dass er etwas
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