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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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„Du erdreistest dich, an der Loyalität und Integrität der Kurfürsten zu zweifeln? Du hast doch keine Ahnung, worüber du da redest! Politik ist Sache der Mächtigen, zu denen du eindeutig nicht gehörst. Also schweig lieber und sorge dich um deine Angelegenheiten!“, erwiderte er scharf.
    Die aufbrausende Reaktion des Erzbischofs verschüchterte Griseldis und sie versuchte ihn wieder zu besänftigen. „Verzeiht, meine Bemerkung war ungebührlich. Ich dachte nur, dass Ihr derjenige seid, der am ehesten die Stimmung unter den Landesherrschern einschätzen kann.“
    „Ich kann dir versichern, dass es meines Wissens keine Bestrebungen gibt, Heinrich zu entmachten. Woher rührt eigentlich dein Interesse an Politik? Für eine Frau erscheint mir das ungewöhnlich“, hakte Ruthard nach, der noch immer leicht erzürnt war.
    Griseldis war es müde, darüber zu streiten, was für ein Weib angebracht war und was nicht, und sie meintedeshalb nur: „Mir liegt eigentlich wenig daran. Ihr wart es doch, der darauf zu sprechen kam, und ich wollte nicht unhöflich erscheinen. Ich persönlich halte Heinrich für einen guten Regenten, auch wenn er in gewisser Hinsicht zur Sturheit neigt und seine Interessen oft gegen alle Widerstände und häufig unter Missachtung jeglicher Diplomatie durchsetzen will.“
    Ruthards Unmut verflog. „Du hast ihn recht gut charakterisiert. Aber nun haben wir genug politisiert. Dazu kam ich nicht her. Ich habe anstrengende Tage hinter mir und wollte etwas Zerstreuung“, stellte er fest.
    Griseldis‘ Blick wanderte zur Tür der Schlafkammer, was Ruthard keineswegs entging.
    „Aber nicht die Art, an die du gerade denkst“, beeilte er sich zu sagen. „Ich genieße einfach deine Gesellschaft, so vergesse ich für den Augenblick die Bürde meines Amtes.“
    „Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte sie. „Friedbert hat mich quer durch die Stadt gescheucht, sodass ich völlig die Orientierung verloren habe.“
    Ruthard lachte. „Das sieht ihm ähnlich. Ich bat ihn, vorsichtig zu sein, wenn er dich herbringt, und er hat es wohl besonders gut gemeint. Wir befinden uns auf dem Kästrich. Früher stand hier einmal das Römerlager, also das Castrum, daher auch der Name. Dies ist das Haus eines Freundes, der augenblicklich nicht in der Stadt ist, der es aber hin und wieder für gelegentliche Treffen nutzt.“
    Griseldis nahm an, dass diese „gelegentlichen Treffen“ amouröser Natur waren. „Jetzt erklärt sich auch das Nebenzimmer“, rutschte es ihr heraus.
    „Es ist übrigens das erste Mal, dass ich hier bin, falls dir diese Frage durch den Kopf gegangen sein sollte“, bemerkte er und überging ihre Äußerung.
    Nach gut einer Stunde erinnerte sich der Erzbischof an die Zeit. „Es ist spät. Ich muss gehen. Friedbert begleitet dich nach Hause. Kann ich darauf vertrauen, dass du niemandem von unserer Zusammenkunft erzählst?“
    „Meine Lippen sind versiegelt und es ist doch auch nichts geschehen, was erwähnenswert wäre.“
    „Das stimmt, aber ich muss immer vorsichtig sein. Es gibt überall Widersacher, die nur darauf warten, mir schaden zu können“, entgegnete Ruthard.
    „Ihr könnt mir trauen. Auch ich habe einen Ruf zu verlieren! Aber wie Ihr vorhin selbst sagtet, seid Ihr nicht nur Erzbischof, sondern auch Kurfürst und als solcher werdet Ihr Euch ja wohl einmal mit einem Weib unterhalten können, ohne gleich ins Gerede zu kommen“, meinte Griseldis ernst.
    „Du bist nie um eine Antwort verlegen und kannst einer Sache stets das Beste abgewinnen. Leb wohl, Griseldis“, verabschiedete er sich und ging.
    Sie blieb nachdenklich zurück, immer noch verwundert, was er mit diesem Treffen hatte bezwecken wollen. Glaubte er ihr die Sache mit dem Überfall etwa nicht und wollte sich vergewissern, dass sie die Wahrheit sagte? Oder gab es andere Gründe, warum er sie hatte sehen wollen?
    Während Friedbert das Geschirr abtrug und Lichter und Feuer löschte, schlüpfte Griseldis in die Tracht. Der Diener verriegelte das Haus und leuchtete ihr mit der Laterne, während sie durch die pechschwarze Nacht hinunter in die Stadt gingen. Dabei bemerkten sie den Schemen nicht, der sich aus dem Schatten des Hauses löste und ihnen folgte.
    In der Stadt
    Wolff machte sich schnell mit Mainz vertraut, wobei ihm die Kirchtürme die Orientierung erleichterten. Bald kannte er sämtliche Ausgänge des Doms, der Bischofsresidenz und der Burg und entdeckte auch die versteckte Pforte an ihrer Rückseite. Er

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