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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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letzten Tage auf sich hat.“
    „Nichts, worüber du dich sorgen müsstest. Ich verleihe nur seit Kurzem Geld an Frauen, die es dringend brauchen.“
    Rachel legte ihre Hände in den Schoß und schaute besorgt. „Bedarf es dazu nicht einer Genehmigung durch den Gemeindevorstand?“
    „Die habe ich mir bereits von Kalonymos erteilen lassen. Es war zwar nicht einfach, aber ich konnte ihn überzeugen. Onkel David war dabei und hat mich unterstützt.“
    „Warum hast du mir nichts davon gesagt?“
    „Weil ich dich schonen wollte. Aber jetzt weißt du es ja.“ Sie erklärte ihrer Mutter, wie sie Cathrein und Lorentz einen Kredit gewährt hatte. „Anfangs hat sich Lorentz geziert, mit mir ins Geschäft zu kommen, aber Christian konnte ihn überzeugen. Er hat ausreichend Gegenwerte und inzwischen ist auch ein Teil des Weins umgefüllt, der sehr gut werden wird. Ich habe mich also nichtverspekuliert. Es hat sich natürlich unter den bedürftigen Frauen der Stadt herumgesprochen, was ich für Cathrein getan habe, und so finden immer wieder welche den Weg zu mir. Aber ich leih’ nur denen Geld, die es mir auch zurückzahlen können.“
    Dabei verschwieg sie ihrer Mutter, dass sie manchmal auch die Frauen unterstützte, die kurz davor waren, alles zu verlieren, und die möglicherweise nie ihre Schulden tilgen konnten. Sie hatte sogar einer Hure Geld gegeben, damit sie sich eine neue Existenz aufbauen konnte, was Rachel gewiss nicht gutheißen würde.
    „Und du hast dir das auch wohl überlegt?“, hakte ihre Mutter nach.
    „Du müsstest mich doch gut genug kennen, um zu wissen, dass ich niemals etwas Unbedachtes tue. Und falls du fürchtest, ich greife dabei auf das Familienkapital zurück, kann ich dich beruhigen. Ich verwende nur meine Mitgift.“
    Rachel seufzte. „Das ist nicht viel besser. Stell dir vor, Immanuel will sich scheiden lassen, dann stehst du am Ende ohne Geld da!“
    „Das werde ich nicht. Mein Risiko halte ich gering. Wenn Lorentz seine Schulden tilgt, habe ich Gewinn gemacht. Und warum sollte Immanuel die Scheidung wollen, wo wir doch gerade erst geheiratet haben?“
    „Setz trotzdem nicht alles aufs Spiel. Du weißt nicht, was die Zukunft bringt“, beharrte Rachel.
    „Ich verspreche dir, nicht leichtfertig zu sein und mich von meinem Verstand und nicht von meinem Herzen leiten zu lassen“, versicherte sie ihrer Mutter.
    „Komm, wir decken den Tisch für heute Abend“, fügte Rachel sich. „Danach will ich noch etwas ruhen, bevor die Gäste kommen. Und erinnere Isaac an seine Pflichten. DerJunge vergisst sie gern, vor allem, da sein Vater außer Haus ist.“
    „Er ist ein guter Sohn“, verteidigte Sara ihren Bruder. „Aber er liest viel und vergisst darüber manchmal die Zeit.“
    „Er muss lernen, sie einzuteilen. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu.“

Samstag, 29. Dezember 1095, 1. Schewat 4856
    In der Stadt
    Allmählich begann sich für Wolff alles zusammenzufügen. Das Haus, in das die Nonne gegangen war, gehörte Griseldis, deren Name ebenfalls auf der Notiz von Bruder Anselm stand. Er hatte sich in der Stadt nach ihr erkundigt, aber nicht viel über sie erfahren, außer dass sie erst seit wenigen Wochen hier lebte und vom Hofe Heinrichs kam.
    Genau das machte ihn stutzig. Wenn sie wirklich eine Neubürgerin war, wie konnte Anselm dann überhaupt von ihr gewusst haben? Er hatte sich monatelang auf Pilgerreise befunden, und als er Mainz verließ, lebte sie noch gar nicht hier. Und ein anderes Weib mit gleichem Namen gab es in der Stadt nicht, das hatten ihm diejenigen versichert, mit denen er gesprochen hatte. Der Mönch musste demnach durch einen anderen von ihr erfahren haben, was höchstwahrscheinlich auf seiner Rückreise geschah. Nur so erklärte sich, warum er ständig nach der Börse mit der Notiz tastete. Für ihn musste sie von ungeheurer Bedeutung gewesen sein, sonst hätte er sie nicht wie einen Schatz gehütet.
    Er selbst war noch weitgehend ahnungslos, was es damit auf sich hatte. Aber er würde nicht aufgeben, bis er es wusste. Inzwischen kannte er auch die dritte Person von Anselms Liste, aber er verstand noch nicht, welche Beziehung zwischen ihr, Ruthard und Griseldis bestand. Da er an den Erzbischof nur schwer herankam, beschloss er seine Strategie zu ändern. Für die kommenden Tage wollte er sich zunächst ganz auf Griseldis konzentrieren. Er wurde das Gefühl nicht los, dass alle Fäden bei ihr zusammenliefen.
    Als Bettler getarnt suchte er eine geeignete

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