Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
sie sind genau richtig durch. Sie müssen sie einfach probieren.«
Jack sah auf die fettigen Kartoffelklumpen und entschied sich, darauf zu verzichten. Er bestellte nur einen Kaffee. Er zog die Bürste aus der Tasche und schob sie an der Tischkante entlang zu Levy hinüber, wobei er nur die Spitzen der Borsten berührte.
»Die gehört Dawn.«
Levy hatte den Mund zu voll, um zu antworten, also nickte er nur und schob sie in eine Seitentasche seiner Anzugjacke.
»Wann kann ich mit dem Ergebnis rechnen? Ich habe zugesagt, es sei morgen da.«
Levy schluckte seine Reibekuchen herunter. »Zugesagt? Wem zugesagt? Ich hoffe, Sie haben nicht …«
»Keine Angst. Ich habe das Creighton-Institut nicht erwähnt. Aber ich brauchte Christy, um mir die Probe zu verschaffen. Ich habe ihr gegenüber angedeutet, ich hätte einen sehr guten Draht zu einem privatwirtschaftlichen Labor.«
»Morgen könnte ziemlich knapp sein. Wir haben eine Warteschlange für DNA-Analysen.«
»Dann benutzen Sie Ihre Stellung.«
»Das habe ich schon bei der letzten Probe gemacht. Wenn das zu oft vorkommt, könnte es Aufsehen erregen. Im Augenblick würde ich diese Sache gerne noch für mich behalten.«
Jack sah ihn neugierig an. »Planen Sie eine Palastrevolte?«
»Ganz und gar nicht. Aber ich will nicht, dass ein bestimmtes Kamel seine Nase in dieses spezielle Zelt steckt. Sie wissen, wie die Geschichte geht.«
Jack hatte nicht die geringste Ahnung.
»Klären Sie mich auf.«
»Es ist eine alte arabische Geschichte über einen Reisenden, der in einer kalten Nacht in seinem Zelt in der Wüste lagert. Sein Kamel fragt ihn, ob es seine Nase in das Zelt stecken darf, um sie warm zu halten. Der Mann stimmt zu. Später fragt ihn das Kamel, ob es seinen Kopf ins Zelt stecken darf. Der Mann sagt Ja. Dann kommen die Vorderbeine, dann die Hinterbeine. Nach kurzer Zeit liegt der Reisende draußen im Sand und das Kamel hat das Zelt für sich allein.«
Jack musste grinsen. »Wollen Sie damit andeuten, dass Dr. Vecca einen Höcker auf dem Rücken hat?«
»Nein, aber sie ist trotzdem ein Kamel.«
»Was glauben Sie? Was werden sie finden – genmäßig gesehen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Wir wissen, Christy steckt bis Oberkante Unterlippe voll mit anDNA. Wenn Dawns Vater auch eine gewisse Menge besessen hat, dann könnte das bedeuten, dass auch Dawn eine Menge davon besitzt. Wenn das so ist und sie sich mit Bolton paart – der auch randvoll mit anDNA ist – dann könnte das Baby alle Maßstäbe sprengen.«
»Wenn … Könnte … Sie scheinen sich da nicht sehr sicher zu sein.«
Levy wirkte verärgert. »Wenn ich das wäre, bräuchte ich ja keine Untersuchungen mehr vorzunehmen, oder? Passen Sie auf: Wenn Dawns Vater ein stinknormaler Typ wie Sie oder ich ist, dann kann er wahrscheinlich nicht viel anDNA weitergeben. Und wenn er dann noch eine Eizelle von Christy befruchtet hat, die nur wenig von ihrer anDNA enthielt … Denken Sie daran. Nur die Hälfte der Gene eines Elternteiles kommt in einem bestimmten Spermatozoon oder einer bestimmten Eizelle vor – dann wäre der anDNA-Anteil in Dawn ziemlich niedrig. Und dann könnte auch ihr Kind, selbst mit Bolton als Vater, kaum mehr anDNA in sich tragen als die, die es von Bolton mitbekommen hat.«
»Dann wären also diese Generationen von Kreuzungen ganz umsonst gewesen.«
»Genau. Das ist immer ein Glücksspiel. Hoffen wir, dass wir es hier mit einer Reihe von Verlusten zu tun haben.«
»Warum?«
Jack wusste, warum er nicht wollte, dass Jonah Stevens’ Plan aufging. Jede Machenschaft, die mit der Andersheit zu tun hatte, konnte nur etwas Schlechtes für die Welt, wie er und Gia und Vicky sie kannten, bedeuten. Aber warum wollte Levy das nicht? Er wusste nichts von der Andersheit, und Jack hätte eher gedacht, das Ergebnis dieses Plans müsse ihn faszinieren.
Levy blickte unbehaglich drein. »Das ist schwer auszudrücken. Jonah Stevens … Was konnte der von seinem Genom wissen? Vor 30 Jahren wusste noch niemand etwas über anDNA. Also wie konnte er wissen, dass da etwas in seinem Erbgut anders war?«
Jack zuckte mit den Schultern und versuchte uninteressiert zu wirken. »Vielleicht wusste er das ja nicht. Vielleicht spürte er nur, dass er ›anders‹ war, und wollte seine Blutlinie fortführen.«
»Seine Blutlinie zu konzentrieren trifft es wohl eher. Da steckt eine gewisse Primitivität dahinter, eine Art abgefeimter Zielgerichtetheit, die mir einen Schauer über den Rücken jagt.«
Weitere Kostenlose Bücher