Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
fragen? Ich bin nicht verletzt – ich bin am Boden zerstört! Meine eigene Mutter! Wie konntest du das tun?«
»Was denn? Wovon redest du?«
»Du weißt gottverflucht genau, wovon ich rede!« Das Kreischen endete in einem entsetzlichen Schluchzen. »Wie konntest du nur, Mama? Wie konntest du Jerry so angraben? Gerade du?«
Was? Diesen Mann angraben? Nie im Leben!
»Ich weiß nicht …«
»Er hat mir alles erzählt!«
Dieser Scheißkerl! Dieser hinterlistige verlogene Scheißkerl!
»Dann lügt er. Ich habe ihn nicht einmal ins Haus gelassen!«
»Nein!« Das Kreischen setzte wieder ein. »Du lügst! Du hast dich direkt vor ihm ausgezogen!«
»Das habe ich nicht getan!«
»Hör auf zu lügen! Er hat mir von dem Schmetterling erzählt! Wie könnte er denn sonst von dem Schmetterling wissen, wenn du nicht nackt vor ihm gestanden hättest?«
Schmetterling? Was meinte sie damit …?
Ihre Tätowierung – sie hatte sie sich aus einer verrückten Laune heraus stechen lassen, als sie 17 war … Sie war zugedröhnt … Am Strand … Sie trug einen Bikini … Dann war sie mit ihren Freundinnen in ein Tattoostudio gefahren … Sie hatten sich alle tätowieren lassen …
Aber wie konnte dieser Mann davon wissen?
Darüber würde sie sich später Gedanken machen. Im Augenblick musste sie erst einmal Dawns Hysterie durchbrechen. Christy riss sich zusammen, um ihre Stimme ruhig, ihren Tonfall vernünftig klingen zu lassen.
»Das ist alles gelogen, Dawn. Er versucht, dich dazu zu bringen, mich zu hassen und mir zu misstrauen. Ich habe so etwas nicht getan. Ich würde so etwas nie tun. So gut kennst du mich doch!«
»Ich dachte, das würde ich.«
»Du kennst mich seit 18 Jahren und ihn gerade mal wie lange – ein paar Monate? Wem glaubst du da?«
»Er weiß von dem Schmetterling, Mama! Wie sonst könnte er davon wissen?«
»Ich habe keine Ahnung. Vielleicht hat er mir nachspioniert, oder …«
»Hör auf! Du bist wahnsinnig! HÖR AUF!«
Und dann war die Verbindung weg.
Christy versuchte zurückzurufen, aber Dawn ging nicht ran. Sie überlegte, zu ihr hinüberzugehen, entschied sich aber dagegen. Was würde sie damit erreichen? Noch mehr Gekreische, noch mehr sinnloses Hin und Her und Christy könnte immer noch nicht erklären, wieso dieser Mann von ihrer Tätowierung wusste.
Ein Frösteln lief ihr über die Haut. Hatte er sie tatsächlich ausspioniert?
Aber wie? Sie lief nie nackt herum. Die einzige Zeit, zu der sie nicht angezogen war, war unter der Dusche, und das Badezimmer befand sich im ersten Stock und sie hatte immer die Vorhänge vorgezogen, also selbst wenn er auf einen Baum klettern würde …
Eine Kamera … Er kannte sich mit Computern und Videospielen aus … Hatte er eine Art Minikamera in ihrem Badezimmer installiert? Sie hatte gelesen, dass man so etwas heutzutage in etwas so Simplem wie einer Schachtel Kosmetiktücher verstecken konnte.
Es klang paranoid, aber man musste sich nur ansehen, was dieser Mann in einem so kurzen Zeitraum bewerkstelligt hatte: Er hatte ihr Dawn gestohlen und sie gegen ihre Mutter aufgebracht. Die heutige Lüge bewies, dass er zu allem fähig war.
Sie würde jeden Zentimeter im Badezimmer und in ihrem Schlafzimmer absuchen müssen. Aber zuerst …
Sie griff nach dem Telefon und wählte Jacks Nummer. Sie wollte ihn jetzt nicht mehr als Ermittler. Sie hoffte inständig, er würde sich auch zu etwas anderem engagieren lassen … Etwas, das direkter war … Etwas Endgültigem.
15.
»Müssen Sie wieder Kohlenhydrate ausgleichen?«, fragte Jack, als er sich setzte.
Er war an dem Schnellrestaurant angekommen und hatte Levys Wagen auf dem Parkplatz gefunden, aber keinen Levy. Er sah im Restaurant nach und fand ihn da mampfend an einem Zweiertisch neben einer Zwischenwand.
Levy sah von seinem Teller mit Reibekuchen und Apfelmus auf. »Das hier ist fabelhaft.«
»Was Sie nicht sagen.«
Jack verbarg seine Verärgerung. Er hatte sich draußen mit ihm treffen wollen. Dann hätte er ihm die Bürste gegeben und wäre sofort wieder weg gewesen. Jetzt standen ihm Geplauder und Ermahnungen, ihm doch beim Essen Gesellschaft zu leisten, bevor. Jack hatte keinen Hunger und auf Plauderei noch weniger Lust als sonst, was nahe an gar nicht heranreichte.
Eine Kellnerin kam zu ihnen, älter und weniger hübsch und keck als die vom letzten Mal, und fragte, was Jack haben wollte.
»Nehmen Sie die Reibekuchen«, sagte Levy. »Das war kein Witz. Da sind kleine Zwiebelstückchen drin und
Weitere Kostenlose Bücher