Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
hatte Jack gerade so etwas wie einen Aufschub bekommen.
12.
»Ich finde immer noch, du hättest die Polizei rufen sollen«, meinte Dawn, als sie einen Eisbeutel an sein geschwollenes Knie drückte. »Warum hast du mich daran gehindert?«
»Okay, jetzt zum vierten Mal«, sagte Jeremy – verflucht, seine Stimme klang, als würde er sich die Nase zuhalten –, »ich will nicht, dass die mich für eine Art Schläger halten. Du weißt, als würde ich jede Woche in eine Prügelei geraten.«
Das war jetzt ausnahmsweise mal die Wahrheit. Außerdem konnte es ja sein, dass ihn jemand mit dem Radschlüssel gesehen hatte. Warum sollte man eine verfahrene Situation noch schlimmer machen?
»Ja, aber, Mann, dieser Typ ist echt voll krass gefährlich. Ich glaub nicht, dass ich jemals gesehen habe, dass sich jemand so schnell bewegt. Im einen Augenblick hast du ihn von hinten angegriffen, im nächsten liegst du auf dem Boden. Einen Moment lang war ich gar nicht sicher, was passiert war. Ich dachte, du wärst verschwunden.«
Mach ruhig so weiter, dachte er. Reib es mir nur so richtig unter die Nase.
Aber er wusste, darum ging es ihr gar nicht.
Sie hatte sich von dem verängstigten Mädchen im Auto zu einer augenblicklichen Pflegekraft gewandelt. So, als hätte sich ein Schalter umgelegt, als sie gesehen hatte, wie er verletzt wurde, und plötzlich konnte sie gar nicht genug für ihn tun. Sie hatte ihm auf die Beine geholfen und den Wagen zu ihm gebracht und ihm damit das schmerzhafte Laufen erspart. Dann hatte sie ihn nach Hause gebracht, dafür gesorgt, dass er sich auf die Couch legte, und seitdem spielte sie jetzt die Krankenschwester.
»Und warum willst du mir nicht sagen, was da zwischen dir und diesem Typ abläuft? Ich dachte, ihr seid Freunde.«
Vorher konnte er das nicht – er war zu benommen gewesen, sich etwas auszudenken. Aber jetzt hatte er eine Geschichte parat.
»Keine Freunde, Bekannte. Ich habe das nicht gewusst, aber er hat einen Freund von mir in der Stadt abgezockt – er hat ihm ein kleines Vermögen abgenommen – und jetzt ist er hierhergekommen, um mich genauso zu linken.« Er spielte ihr ein verlegenes Schulterzucken vor. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe ihn gesehen und musste daran denken, wie er meinen Kumpel fast ruiniert hat, und da sind bei mir wohl die Sicherungen durchgebrannt.«
»Na, dich hat er auch so ziemlich ruiniert. Sieh dir nur mal deine Nase an«, flötete sie zum wahrscheinlich zehnten Mal und scharwenzelte wie eine Glucke um ihn herum. »Die ist doppelt so groß wie normal. Das muss echt wehtun.«
»Wie die Hölle.«
Das stimmte nicht. Sie war eher taub, aber warum sollte er Dawn das sagen? Vielleicht war das das Rezept, wie er sie kontrollieren konnte: Werde verletzt, brauche Hilfe, appellier an ihren Mutterinstinkt, lass sie in dem Glauben, sie habe die Kontrolle übernommen. Er war sich ziemlich sicher, er konnte sich etwas ausdenken, um die Rolle zu spielen, bis das Baby zu alt war, um abgetrieben zu werden, dann würde er wieder das Ruder ergreifen.
»Armes Hascherl. Glaubst du, sie ist gebrochen?«
»Ganz sicher.«
»Wir müssen dich echt unbedingt zu einem Arzt bringen.«
Ganz sicher nicht. Das Letzte, was er jetzt brauchte, war ein Arzt.
»Ich komme schon klar. Aber ich könnte vielleicht noch etwas Eis für die Nase gebrauchen … wegen der Schwellung.«
»Kriegst du sofort.« Sie hastete in die Küche.
Gut. Er musste ein paar Minuten allein sein. Er musste nachdenken, und das war nicht so einfach, wenn sie die ganze Zeit plapperte und herumwuselte wie eine Hummel auf Droge.
Dieser Kerl … Jeremy entschied, er würde ihn jetzt fürs Erste Robertson nennen, weil er beunruhigt gewirkt hatte, dass Jeremy den Namen kannte … Vielleicht war er kein Feind. Er schien verdutzt, als Jeremy die Blutlinie erwähnt hatte … Und es klang wirklich so, als hätte er vor der letzten Woche noch nie von ihm gehört. Wenn er ein Feind wäre, hätte er Jeremy dann nicht getötet, als er die Möglichkeit dazu hatte?
Vielleicht war er nur das, was Vecca und Levy gesagt hatten: ein Privatdetektiv.
»Das ist mein Job.«
Ja … Ein Detektiv. Und einer, der seine Sache verstand. Er hatte die Verbindung zwischen Hank und Jeremy irgendwie herausbekommen – dass er mit dem Exemplar von Kick herumlief, belegte das ziemlich unmissverständlich – aber wie?
Das Creighton. Konnte nur da gewesen sein. All diese Treffen, als Hank ihn aufgesucht hatte, weil er angeblich
Weitere Kostenlose Bücher