Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
Fläschchen, schraubte den Deckel ab und träufelte drei Tropfen der klaren Flüssigkeit auf das Gemisch. Er hob das Kärtchen hoch und schwenkte es vorsichtig hin und her. Sein Handy klingelte. Er reichte Jack das Kärtchen.
»Schütteln Sie es ein bisschen, damit sich alles mischt.«
Jack nahm es und blickte darauf. Sein Atem stockte, als er sah, wie sich kleine Schlieren in der Flüssigkeit ausbildeten. Er hörte Levys Stimme nur ganz schwach, als säße der mehrere Tische weit entfernt.
»Sie haben was? Sie haben ihn gefunden? Wo …? Oh, Gott sei Dank … Aber wie …? … Ja, ich verstehe. … Nein, überhaupt nicht. Danke, dass Sie angerufen haben. Es ist mir eine große Beruhigung, aber guter Gott. Wer könnte denn …? Schon gut, schon gut. Sobald ich wieder zurück bin.«
Mit einem ganz üblen Gefühl im Magen sah Jack zu, wie sich die Schlieren verfestigten, aneinanderklebten und Klümpchen bildeten.
»Jack? Jack?«
Levy tippte ihm auf den Arm und Jack sah auf.
»Was ist los?«
»Bolton ist tot.«
Beinahe wäre Jack ein Ich weiß herausgerutscht, aber er fing sich noch im letzten Moment. Er wendete sich wieder den sich vergrößernden Klümpchen zu, während Levy auf ihn einplapperte.
»Die Behörde hat von einer Leiche gehört, die man unter einem Lkw auf dem New York State Thruway gefunden hat. Die Haut war fast vollständig abgeschürft, also gab es keine Fingerabdrücke oder Gesichtszüge, mit denen man sie identifizieren konnte. Aber da der letzte Halt des Fahrers nur wenige Kilometer von Rathburg entfernt gewesen war, haben sie ganz eilig eine DNA-Analyse vorgenommen und es war tatsächlich Bolton.«
»Jaja.«
Jack war etwas enttäuscht. Er hatte beabsichtigt, dass Bolton eine Weile nicht identifiziert werden würde, am besten gar nicht. Dann wäre Veccas Behörde damit beschäftigt, nach dem Flüchtling zu suchen, und würde den von Christy Pickering beauftragten Ermittler vergessen.
Levy fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Das ist unglaublich. Er war dort angebunden worden, aber von wem ist vollkommen offen.«
»Jaja.«
Levy reckte den Hals. »Was ist los?« Er griff nach dem Kärtchen. »Lassen Sie mich mal sehen.«
Jack zog sie ihm weg. Er wollte nicht, dass Levy das sah – niemand sollte das sehen.
»Kommen Sie schon. Geben Sie her.«
Ach, wieso nicht? Jack legte das Kärtchen auf den Tisch und schob es zu Levy hinüber. Dann sah er zu, wie der die Augen aufriss.
»Mein Gott!« Er sah Jack an, dann zurück auf das Kärtchen, dann wieder zu Jack. »Sie machen sich da lustig über mich, oder? Was haben Sie gemacht – haben Sie da etwas draufgestreut, während ich gerade abgelenkt war? Das ist es doch, oder?«
»Ich wünschte, ich hätte es.«
Levy übte wieder seinen Jack-Kärtchen-Jack-Blick.
»Gute Güte, das kann nicht wahr sein! Ich habe noch nie eine derartige Agglutination gesehen! Damit stehen Sie direkt auf einer Stufe mit …« Sein Telefon klingelte erneut. Er sah auf die Anruferkennung, dann deutete er auf Jack. »Ich muss da rangehen. Aber gehen Sie nicht weg, klar?«
Jack hatte total weiche Knie – er würde nirgendwohin gehen.
»Ja?«, meldete sich Levy und drückte sich das Telefon ans Ohr. »Was? Was für ein Brief? Lesen Sie mir das vor.«
Während Levy lauschte, starrte Jack die Klumpen an – die Agglutination, wie Levy dazu sagte.
Gestern Nacht, als er der Spur von Boltons Blut gefolgt war, bis sie versiegte, da hatte er nicht die Spur von Schuldgefühlen oder Bedauern oder Reue gefühlt. Warum nicht? Ganz einfach. Weil Bolton sein Ende auf eine Art gefunden hatte, die Bolton auch ohne Bedenken jedem anderen zugefügt hätte.
Dann war ihm ein hässlicher Gedanke gekommen: Machte ihn das nicht zu jemandem, der genau wie Bolton war?
Nein. Natürlich nicht. Er hatte das nicht tun wollen, er hatte eine Lösung geplant, bei der er nur Zuschauer war und wo die Behörde gezwungen gewesen wäre, Bolton aus dem Verkehr zu ziehen, weil er Vecca getötet hatte …
… wozu ihn Jack angestachelt hatte.
Aber Boltons Auftauchen bei Levy, mit dem blutigen Eisen in der Hand, hatte Jack keine Wahl gelassen.
Er hätte ihn einfach erschießen und vergraben können.
Keine gute Wahl. Dabei gab es zu viele Chancen, dass er irgendwo Spuren hinterließ.
Aber ihn unter einen Laster zu fesseln? Das war etwas, was einer von Levys Typen mit einem hohen Anteil an anDNA tun würde.
Genau.
Die Möglichkeit machte ihn krank, aber er musste es herausfinden. Also hatte
Weitere Kostenlose Bücher