Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
Vom Netzwerk:
ich mich an der Seite von Rink und dem Rest meines Kommandos aus dem Helikopter abseilen musste, um Erkundungseinsätze oder »Seek and Destroy«-Missionen durchzuführen. An Bord eines Jet Ranger war ich noch nie gewesen – dieser Hubschrauber war geradezu eine elegante Limousine verglichen mit den überfüllten Bussen, in denen ich geflogen war.
    Der FBI-Helikopter hatte fünf Sitze, zwei vorne, drei hinten. Als wir hineingeklettert waren und Kaufman schon das Steuer ergriffen hatte, entdeckten wir den toten Piloten, der auf den Rücksitzen lag. Dass er keine Pilotenmontur mehr trug, erklärte, woher Dantalion seine Verkleidung hatte. Ich konnte am Körper des Mannes keine Verletzungen finden, entdeckte aber eine kleine Einstichwunde am Hals.
    Kaufman hatte sich früher einmal mit Hubschraubern ausgekannt, aber das war ebenso lange her wie seine Tage im Straßeneinsatz.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, erklärte er mir, »das ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht.«
    »Vom Fahrrad zu fallen macht mir auch nichts aus«, sagte ich zu ihm, als ich mich in den Sitz neben ihm gleiten ließ, »aber aus ein paar Hundert Metern abzustürzen schon.«
    Kaufman lachte.
    Dann drückte er verschiedene Knöpfe und zog an Hebeln, ich hörte ein Surren, das sehr schnell zu einem Kreischen anschwoll. Über unseren Köpfen begann sich der Rotor so träge zu drehen, als ob er durch Melasse schneiden müsste. Dann veränderte sich das Geräusch, die Rotorblätter verschwammen vor unseren Augen, und wir hoben vom Boden ab. Ich erlebte einen kurzen Moment der Schwerelosigkeit, gefolgt von einem Gefühl, als ob mein Magen tief in mein Becken gepresst werden würde – wir erhoben uns senkrecht in die Luft. Willkommen daheim, Hunter, murmelte ich vor mich hin.
    Kaufman brachte den Hubschrauber in Schräglage nach rechts, die Welt neigte sich in ihrer Achse. Das Meer war eine blaue Wand über Kaufmans Schulter, während der Himmel von Florida sich über meiner Schulter diesig nach Westen zog. Dann legten wir uns schräg nach links, und der Ausblick kehrte sich um. Im nächsten Moment hatten wir das Haus hinter uns gelassen, der Vogel hatte sich geradegestellt, und wir flogen fünfzehn Meter hoch in der Luft auf den Highway zu.
    »Sehen Sie, hab ich Ihnen doch gesagt, ein Kinderspiel«, freute sich Kaufman.
    »Da nehme ich Sie mal beim Wort.«
    Wir flogen an der Angestelltensiedlung vorbei und orientierten uns an der Zufahrt, um das Eingangstor zu finden. Noch bevor wir dort ankamen, wusste ich, in welche Richtung Dantalion Bradley verschleppt hatte. Der Verkehr staute sich in beiden Richtungen des Highways, aber ich konnte eine ausgedehnte Blutlache an der Stelle erkennen, wo ein unglückseliger Cop von dem Fluchtwagen gerammt worden war. Leute drängten sich um den toten Polizisten. Die Fernsehteams, die in der Parkbucht gegenüber des Eingangs ihr Lager aufgeschlagen hatten, rasten über die Straße und richteten ihre Kameras auf das Opfer. Er musste etwa zehn Meter auf der Straße mitgeschleift worden sein.
    »Nach Norden«, sagte ich zu Kaufman.
    Er hatte das Gleiche gesehen wie ich und war bereits dabei, den Jet Ranger in die Richtung des geflüchteten Lincoln zu bugsieren. Der Helikopter senkte die Nase, und dann nahmen wir mit Höchstgeschwindigkeit Dantalions Verfolgung auf. Er hatte ein paar Minuten Vorsprung, aber die würden nicht lange vorhalten.
    Als wir in den Hubschrauber eingestiegen waren, hatte sich Kaufman den Kopfhörer des Kopiloten geschnappt. Ich musste ohne Gehörschutz bleiben, es war ein Höllenlärm. Aber das ging schon in Ordnung, in meinem Kopf hämmerte ohnehin ein wildes Durcheinander chaotischer Gedanken. Statt Bradley Jorgensons Aussagen zu Papier zu bringen, hatte der tote FBI-Mann Leighton Knowles sein Verhör mit einem Rekorder aufgezeichnet. Als Dantalion sie überraschte, hatte der Rekorder auch die Morde mitgeschnitten. Anscheinend hatte Dantalion das Gerät gefunden, es aber versäumt, es abzuschalten. Ich war mir sogar sicher, dass er den Rekorder mit vollster Absicht weiterlaufen ließ, denn er hatte sich nah ans Mikrofon gebeugt und gesagt: »Die Donner des Gerichts und des Zornes sind gezählt. Genau wie Ihre Tage, Bradley. Und die der schönen Marianne Dean. Alle haben ihre Nummer. Das Gleiche gilt für Ihren abtrünnigen Bodyguard. Und für Hunter und Rink.« Er hatte einen Moment gewartet und dann mit noch lauterer Stimme hinzugefügt: »Haben Sie mich verstanden, Hunter? Kommen Sie

Weitere Kostenlose Bücher