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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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gutgegangen. Die Kugel, die er Seagram in den Kopf geschossen hatte, hatte Hunter lange genug abgelenkt, dass er zum Lincoln durchkam. Und dann hatte der Lincoln genug Kraft unter der Haube gehabt, dass er das Eingangstor durchbrechen konnte. Das Tor sollte schließlich Eindringlinge draußen halten, nicht drinnen. Der Cop, der ihn aufhalten wollte, indem er sich ihm in den Weg stellte und die Waffe hob, wäre besser beraten gewesen, die Waffe auch zu benutzen. Er war kein nennenswertes Hindernis, wenn auch sein Schädel Risse in der Windschutzscheibe hinterließ, als er über die Motorhaube und dann auf das Dach katapultiert wurde.
    Etwa fünf Kilometer war er schon mit Höchstgeschwindigkeit nach Norden unterwegs, schlängelte sich durch den Verkehr an der Küste entlang Richtung Jupiter Island. Dabei genoss er den Respekt, den seine schwere Limousine den anderen Verkehrsteilnehmern abnötigte. Irgendwo vor ihm lag eine Auffahrt zum Dixie Highway, wenn er sich recht erinnerte. Er musste von der Küste weg zur Hauptverkehrsstraße gelangen und sich dann seinen Weg über Land suchen. Wenn der FBI-Agent den Schock, seinen Kollegen ermordet vorzufinden, verarbeitet hatte, würde er jeden verfügbaren Mann auf ihn ansetzen. Straßensperren würden errichtet werden, und wahrscheinlich war ihm schon ein ganzer Konvoi mit Blaulicht und Sirenengeheul auf der Spur. Noch hatte er davon nichts bemerkt, aber das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Binnen einer halben Minute erreichte er die Auffahrt. Dort stauten sich die Autos an der Mautstelle. Er drängte sich auf dem Seitenstreifen an ihnen vorbei und ließ einige Fahrzeuge mit abgebrochenen Außenspiegeln hinter sich. Er zog den Lincoln geradewegs vom Beschleunigungsstreifen auf die Fahrbahn, Autos bremsten und versuchten ihm auszuweichen, ein Kühllaster rutschte aus der Spur, stellte sich quer und versperrte damit den gesamten Highway hinter Dantalion. Er betrachtete das Chaos im Rückspiegel und fragte sich, wie er die daraus entstehende Massenkarambolage in seinem Buch vermerken sollte.
    Er raste über den Highway, fand eine zweite Abfahrt zu seiner Linken, donnerte über den Mittelstreifen und durch den Gegenverkehr und nahm die Abfahrt mit über hundert Stundenkilometern. Beinahe hätte er die Kontrolle über den Wagen verloren, es gelang ihm aber, das ausbrechende Heck durch Gegensteuern wieder abzufangen und in die Spur zu bringen, und er konnte wieder Vollgas geben. Die Straße, auf der er sich jetzt befand, hatte er vorher noch nie gesehen, mit der Ansammlung von Häusern, an denen er vorbeischoss, konnte er keinen Namen verbinden. Die Straße führte unter einem weiteren Highway durch, führte erst nach Norden und weiter nach Westen, durch eine weitere namenlose Ansiedlung. Dann raste er auf einer einspurigen Teerstraße in das sumpfige Landesinnere Floridas.
    Die Straße war nicht für hohe Geschwindigkeiten gemacht. Sie war in der Mitte erhöht und hatte mehr Riefen und Schlaglöcher als ebene Flächen. Er musste langsamer fahren, hielt das auch für angebracht, jetzt, wo er alle potenziellen Verfolger abgehängt hatte. Er drehte sich zu Bradley Jorgenson um. Der junge Mann hatte von den ganzen Vorkommnissen nichts mitbekommen, seit Dantalion ihm die Spritze verpasst hatte.
    Dantalion schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht.
    »Aufwachen, kleiner Brad«, sagte er. »Wie sollst du mir denn etwas erzählen, wenn du noch im Land der Träume weilst?«
    Bradleys einzige Reaktion war, seinen Kopf in Richtung Dantalion sinken zu lassen. Er öffnete die Augen, aber er schien seine Umgebung nicht wahrzunehmen. Dass ihm Blut aus der Nase in seinen offenen Mundwinkel tropfte, bemerkte er nicht.
    Amobarbital wird oft fälschlicherweise als Wahrheitsserum bezeichnet. Im Film beantwortete jedermann, dem die Droge verabreicht wurde, die bohrendsten Fragen mit monotoner Stimme, unfähig, sich den Fragestellern zu verweigern. Dantalion wusste, dass das Schwachsinn war. Die Droge senkte den Widerstand einer Person gegenüber Suggestivfragen und setzte ihre Hemmungen herab, aber sie würde nie jemanden dazu bringen, seine intimsten Geheimnisse zu offenbaren. In höheren Dosen rief es keine andere Reaktion hervor als andere Anästhetika auch: Man schlief ein. Dantalion wollte Antworten von Bradley, aber er hatte andere Wege, sie dem Mann zu entreißen, als sich auf eine Wunderdroge zu verlassen. Er wollte, dass er bei vollstem Bewusstsein das Dilemma erkannte, in dem er

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