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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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nicht länger in der Lage, ihn zu verstehen. Dantalions geflüsterte Worte erreichten ihn nicht. Weil sein ganzer Körper vor höllischen Qualen aufschrie. Dantalion neigte den Kopf wie ein Vogel.
    »Ich fürchte, Sie sind für mich nicht mehr von größerem Nutzen«, sagte er zu seinem wenig aufmerksamen Zuhörer. Dann richtete er die Glock auf Bradleys Gesicht. »Sie haben die Wahl, Bradley. Wenn Sie mir sagen, wo Marianne sich befindet, töte ich Sie mit einem sauberen Schuss.« Er zielte mit der Pistole auf eine Stelle unterhalb der Kevlarweste. »Wenn nicht, dann schieße ich Ihnen in den Bauch und überlasse Sie den Alligatoren.«
    Kurz kam Bradley wieder zu sich und starrte zu ihm hoch. So schmerzverzerrt das Gesicht des jungen Manns auch war, der Ekel spiegelte sich dennoch darin. »Fahr zur Hölle«, spuckte er.
    »Ganz ohne Zweifel«, stimmte Dantalion zu. »Aber Sie werden vor mir dort sein.«
    »Ja?«, höhnte Bradley. »Dann sage ich einen schönen Gruß an deine Mutter, oder? Ist ja klar, dass diese Nutte auch dort sein wird.«
    »Ich habe gesagt, Sie sollen nicht über meine Mutter sprechen!«
    »Pech gehabt, Mann!«, brüllte Bradley. »Wenn sie auch nur ein bisschen was von dir hat, dann ist sie eine bösartige, hässliche, krankheitsverseuchte alte Hure.«
    Dantalion schüttelte den Kopf.
    »Meine Mutter war wunderschön.«
    »Aber klar doch.« Bradley quälte sich unter Schmerzen in die Sitzposition. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. »Dann muss es also dein Vater gewesen sein, der so todhässlich war?«
    Dantalion blinzelte mit seinen feuchten Augen.
    »Ha! Hab ich mir’s doch gedacht. Du kennst deinen Vater noch nicht mal, oder? Du bist nur der Wechselbalg einer drogensüchtigen Nutte!«
    Dantalion spürte, wie die Wut in ihm immer größer wurde. Bradleys Worte gingen weit über die Beleidigungen hinaus, die er sein ganzes Leben lang hatte ertragen müssen. Solange sie gegen ihn gerichtet waren, hatten ihn die Kränkungen der anderen immer angetrieben, hatten ihn zu dem Killer gemacht, der er heute war. Aber er würde nicht tatenlos zusehen, wie dieses Schwein seine Mutter in den Dreck zog. Er liebte seine Mutter. Er hatte bewiesen, wie weit seine Liebe ging, als er sie zu seinem Vater geschickt hatte, statt sie für sich zu behalten. Er hätte ja auch egoistisch handeln können, aber nein, er hatte ihr den Gefallen getan, obwohl er seine Mutter lieber bis in alle Ewigkeit für sich behalten hätte.
    Er drückte ab. Die Glock bellte auf wie ein wütender Hund.

40
    Der Schuss klang so nahe, ich hätte schwören können, dass ich die verdrängte Luft in meinem Ohr gespürt hätte. Es dauerte aber nur einen kurzen Moment, bis mir klarwurde, dass die Waffe einige Meter links von mir abgefeuert worden war und dass es bloß der Widerhall im dichten Grasgestrüpp mir so nahe hatte vorkommen lassen.
    Dantalion hatte sich Mühe gegeben, den Wagen zu verbergen, aber ich hatte das verlassene Fahrzeug schon wenige Minuten, nachdem ich aus dem Hubschrauber gesprungen war, entdeckt. Ich suchte darin nach Bradleys Leiche, aber der Wagen war – Gott sei Dank – leer. Zwei Trampelpfade führten von dem Wagen weg durch das hohe Gras. Ich entschied mich für den mir am nächsten gelegenen. Nach dem Sprung aus dem Hubschrauber war ich bis zu den Knien im glitschigen Schlamm eingesunken. Das Wasser war an mir hochgespritzt, ich musste das KA-BAR-Messer hervorholen und es am Buschwerk abwischen. Es war sinnvoller, es in der Hand zu behalten. In meiner anderen Hand hatte ich die SIG. Geduckt bewegte ich mich durch den grünen Dschungel, beide Waffen einsatzbereit.
    Das letzte Mal, dass ich einen Feind durch ähnlich hohe Gräser verfolgt hatte, war auf einer Insel im Indischen Ozean gewesen. Singhalesische Dorfbewohner waren von einer terroristischen Splittergruppe abgeschlachtet worden, und meine Einheit wurde auf den Plan gerufen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Terroristen gehörten einer besonders fanatischen Gruppierung an und waren bereit, für ihren Glauben zu sterben. Sie trugen Zyanidkapseln bei sich, weil sie sich lieber selbst töteten als sich gefangen zu geben. Wir erreichten einen guten Kompromiss: Wir fingen die mörderischen Schweine ein und ließen sie ihre eigenen Giftkapseln schlucken, erschossen sie aber dann doch in ihren letzten Sekunden. Hört sich brutal an, aber der Anblick geköpfter Frauen und Kinder führt manchmal dazu, dass man seine Menschlichkeit

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