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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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derer, die er ins Jenseits geschickt hatte, nachtragen. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass er an die Zahlen des ursprünglichen Dantalion mit seinen sechsunddreißig Legionen von Geistern, die er befehligte, herankommen würde.
    Es war schwer, vorwärtszukommen. Das Gras wuchs in großen Büscheln, aber auf Knöchelhöhe erstreckten sich Luftwurzeln über die freien Flächen – Stolperfallen, die denen, die er gelegt hatte, in nichts nachstanden. Das Gras war unnachgiebig und grobfaserig wie Hanfseil. Lange, stachelige Garben wuchsen aus den Stängeln heraus, die bei jedem Schritt in seiner Kleidung hängen blieben und seine Haut aufkratzten. Seine Hände waren vor den scharfen Grasblättern geschützt, aber jetzt, da er den Helm zurückgelassen hatte, bot sein Gesicht eine neue Angriffsfläche.
    Den Hubschrauber konnte er nicht mehr hören, aber dafür Bradleys torkelnde Schritte. Ansonsten regte sich nichts, es herrschte völlige Stille. Die Lebewesen, die diese Graslandschaft bewohnten, waren vor den fremden Eindringlingen geflüchtet. Der erdrückende Gestank fauliger Vegetation lag in der Luft. Ein Luftzug berührte sein Gesicht wie die zärtliche Geste der Liebhaberin, die er nie gekannt hatte. Statt Bradley zu folgen, bog er nach links ab und drängte sich durch das Gras auf ein freies Feld. Zwischen ihm und dem Ackerland floss träge ein brackiger Kanal, der in die Erde gezogen worden war, um den Sumpf zu entwässern. Dieser mit schwarzem Schlamm und verfaulendem Laubwerk verstopfte Graben war der Ursprung des Gestanks. Hinter dem Acker konnte er die Gebäude und Strommasten sehen, die ihm von der Straße aus schon aufgefallen waren. Seltsamer Ort für eine Fabrik, dachte er, vielleicht ist es irgendein Umspannwerk.
    Wenn er dem Verlauf des Entwässerungsgrabens folgte, konnte er gegenüber dem flüchtenden Bradley einiges an Weg und Zeit gutmachen. Er trabte los und sah sich dabei immer wieder über die Schulter um. Dass er seine Deckung im hohen Gras aufgab, bescherte ihm größere Bewegungsfreiheit, aber nun war er für jeden Verfolger zu sehen. Der Hubschrauber würde zurückkommen, und er wollte sich nicht plötzlich im Visier eines FBI-Scharfschützen wiederfinden. Bradleys raschelnde Fluchtgeräusche bestätigten ihm, dass er noch auf der richtigen Fährte war. Er bewegte sich parallel zu den Geräuschen, ab und zu sah er ein Stück von Bradleys Kleidung zwischen den dünneren Schilfrohren aufblitzen.
    Dantalion spürte, dass er einige Verletzungen mit sich herumschleppte. Drei Schusswunden waren nichts, was man mal eben so wegsteckte. Die Wunde im Bein bereitete ihm am meisten Sorgen – sie würde sich am ehesten in dieser feuchten morastigen Erde entzünden. Einmal an einer Wurzel hängen geblieben und ins Straucheln geraten, schon würde er im Schlamm liegen.
    Nichtsdestotrotz hetzte er weiter und hielt mit Bradley Schritt.
    Er war jetzt so nahe bei ihm, dass er dessen rasselnden Atem und seine angsterfüllten Seufzer hören konnte. Bradley stand immer noch unter dem Einfluss des Amobarbital und musste sich mittlerweile in einem Zustand hochgradiger Verwirrung befinden. Seine letzte Erinnerung bei klarem Verstand war, dass Dantalion den FBI-Mann erschossen und ihm eine Injektion verpasst hatte. Der Rest musste ihm wie eine Ansammlung unzusammenhängender Bilder vorkommen, immer wieder unterbrochen von schwarzen Löchern der Leere. Er würde erst langsam wieder in diesem Gefängnis aus grünen und braunen Stängeln zu sich kommen und höchstens wissen, dass er flüchten musste, aber nicht warum oder vor wem.
    Vielleicht sollte Dantalion ihm einfach eine Kugel in den Kopf jagen, weil er es dann hinter sich hatte und dieses stinkige Marschland verlassen und sich einen weniger schlammigen Ort aussuchen konnte, um Hunter, Rink und Marianne Dean zu sich zu locken. Aber jetzt, wo er so weit gegangen war, wollte er seinen ursprünglichen Plan auch durchziehen. Mehr als eine Pistole brauchte er nicht, um sicherzustellen, dass der privilegierte Sprössling des Jorgenson-Clans seinen Befehlen genauestens gehorchen würde. Ein barsches Wort und eine hässliche Drohung würden genügen, damit Bradley seine Flucht in die Freiheit aufgeben würde.
    Dantalion drehte sich um, so dass er jetzt dem jungen Mann gegenüberstand, der sich, wild mit den Armen rudernd, einen Weg durch die Gräser zu bahnen versuchte.
    »Okay, es reicht jetzt, Bradley. Kommen Sie sofort raus!« Er hob die Glock, um seiner Drohung

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