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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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Wirkung zu verleihen. Eine zweite Chance würde er ihm nicht geben.
    Bradley erstarrte. Er hielt die Luft an, geduckt wie das Beutetier im Angesicht eines Adlers. Dantalions Worte mussten die gleiche Wirkung gehabt haben wie das Wort Gottes, das Moses aus dem brennenden Busch empfing. Nur war die Umgebung etwas feuchter.
    »Sie haben drei Sekunden Zeit«, fügte Dantalion hinzu. »Eins …«
    Bradley drehte sich um, hetzte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, und jaulte dabei unverständlich vor sich hin.
    Dantalion rannte Bradley hinterher, überholte ihn und drängte sich durch die bambusartigen Stängel, um ihn abzufangen. Bradley sah ihn kommen. Dass er Dantalion wiedererkannte, stand ihm ins Gesicht geschrieben, das konnte kein Amobarbital verdecken. Dantalion hob die Glock und zielte direkt auf Bradleys Hals. Bradley kam schlitternd zum Stehen. Aber nicht einmal die kalte, dunkle Mündung einer Pistole konnte ihn dazu bringen, sich seinem Erzfeind zu stellen. Er sprang zur Seite und umlief Dantalions ausgestreckten linken Arm, der ins Leere griff, als er ihn aufzuhalten versuchte. Geschickt wich er den schon zugreifenden Fingern mit ihren langen fleckigen Nägeln und der schuppigen Haut aus. Zu all seiner Verärgerung darüber, dass er seinen Gegner nicht fangen konnte, spürte Dantalion noch einen Stich im Inneren, weil die Menschen es abstoßend fanden, von ihm berührt zu werden. Die Abneigung, die die meisten Menschen empfanden, wenn Dantalion Hand an sie legte, hatte er oft genug als Waffe für seine Zwecke einsetzen können, aber er hatte sich schon immer danach gesehnt, dass einmal jemand seine Hand ergreifen würde, ohne angeekelt zusammenzuzucken oder den Blick abzuwenden. Die letzte Person, die das getan hatte, war seine Mutter gewesen. Kurz bevor er die Büchse seines Großvaters gegen ihren Hinterkopf gedrückt und sie mit einem kurzen Druck auf den Abzug zum ersehnten Wiedersehen mit seinem Vater geschickt hatte.
    Bradley stieß tiefer ins Gras vor, bevor er sich wegdrehte und auf das freie Feld zurannte, das er entdeckt hatte. Dantalion hielt Schritt, Bradley lag nur wenige Meter vor ihm, als er die letzten Büschel hinter sich ließ und zur Böschung des übelriechenden Entwässerungsgrabens durchbrach. Dantalion hob die Glock. Sein Finger tanzte über den Abzug, aber er schoss nicht. Er wollte Bradley ins Gesicht sehen, wenn er starb. Er wollte ihm in die Augen blicken und beobachten, wie dahinter die Seele ihr Leben aushauchte. Er wollte den letzten Atemzug hören, ihn auf den eigenen Lippen schmecken.
    »Sie zögern Ihren Tod nur hinaus. Ist es wirklich das, was Sie wollen? Warum stellen Sie sich nicht Ihrem Schicksal wie ein ehrbarer Mann? Drehen Sie sich um, Bradley, und ich werde Sie kurz und schmerzlos töten. Sollten Sie allerdings weiterflüchten, ist die Alternative eine bedeutend schlimmere.«
    Bradley hatte anscheinend nicht verstanden, welche Folgen sein Handeln für ihn haben würde. Er blieb nicht stehen und drehte sich auch nicht um.
    Dantalion hob die Glock und rannte mit ausgestrecktem Arm weiter, er zog beim Laufen die Beine weit an, damit er auf dem unebenen Boden nicht stolperte. »Okay, Bradley. Sie haben es so gewollt.«
    Der Schuss der Glock war erschreckend laut in dieser Wildnis. Vom überraschenden Knall aufgescheuchte Tiere verliehen ihrer Angst mit klagenden Lauten Ausdruck, und verängstigte Vögel stoben aus ihrer Grasdeckung zum Himmel.
    Bradley brach zusammen, er fiel so schwer, dass der Aufprall seines Oberkörpers eine Mulde in den weichen Boden grub. Er gab ein Schmerzensstöhnen von sich, überschlug sich noch einmal, und dann war Dantalion bei ihm und presste ihm die Glock direkt gegen den Hinterkopf. Bradley begann zu wimmern wie ein Baby, seine Finger verkrampften sich, als der Schmerz, der seinen Körper durchfuhr, sich einen Ausweg suchte.
    »Tut höllisch weh, was?« Dantalion schoss eine zweite Kugel von hinten in das gleiche Knie. Bradley schrie. Dantalion verpasste ihm einen Tritt und drehte ihn mit dem Fuß auf den Rücken. Bradley rollte sich zusammen und zog das verletzte Knie an die Brust.
    »Du Hurensohn!«
    »Nicht!«, warnte ihn Dantalion. »Sagen Sie nichts über meine Mutter.«
    Dann schoss er noch einmal auf Bradley, dieses Mal in den rechten Fuß.
    »Seien Sie doch bitte so freundlich und erzählen mir, wo Marianne ist. Wenn Sie das tun, geht der nächste Schuss ins Schwarze. Der Schmerz wird aufhören, Bradley.«
    Bradley war

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