Das Blutgericht
vergisst.
Ebenso wie der Anblick einer alten Dame, die mit einer Kugel im Herzen an ihrem eigenen Tisch zusammengebrochen ist.
Als ich mich weiter durch die flüsternden Gräser schob, fiel mir ein, wie Rink, ich und ein halbes Dutzend unserer Kameraden die Deckung im Elefantengras genutzt hatten, um so nahe an die Männer heranzukommen, die wir verfolgten, dass wir sie uns einen nach dem anderen hätten greifen können. Jetzt war es genauso. Ich hatte mich bis auf ein paar Meter an Dantalion herangearbeitet, und der blassgesichtige Freak ahnte nicht einmal was von meiner Anwesenheit.
Seine Pistole hatte er auf den Boden gerichtet. Ich brauchte einen Moment, bis mir klarwurde, dass Bradley dort unten lag, durch eine Bodenwelle außerhalb meines Sichtfeldes. Dantalion beugte sich über ihn, ganz kurz sah ich Bradleys Arm aufblitzen, der ihn wegscheuchen wollte. Also war er noch am Leben. Dantalion schoss erneut. Bradley begann zu schreien. Ich hob meine SIG, nur um feststellen zu müssen, dass das verdammte Ding Ladehemmung hatte. Bradley schrie immer noch, auch als Dantalion zum dritten Mal auf ihn geschossen hatte. Wahrscheinlich folterte er Bradley mit gezielten Schüssen in Arme und Beine. Ich hatte nur noch Sekunden, um Bradley zu retten, die Zeit lief mir davon. Da meine Pistole blockierte, blieb mir keine andere Waffe als das KA-BAR. Ich konnte das Messer werfen, aber es war nicht auszuschließen, dass ich Dantalion verfehlen würde. Dann würde ich seiner Pistole mit bloßen Händen gegenüberstehen, und Kugeln waren immer schneller als Fäuste.
Ich ging ein Risiko ein, aber ich glaubte nicht, dass Dantalion Bradley schon töten wollte. Ich ließ mich rückwärts in das höhere Gras gleiten, das mir die Deckung verschaffte, die ich brauchte, um den Verschluss meiner Pistole zu lösen. Ich bin ein großer Fan meiner modifizierten SIG Sauer, weil sie keinen Sicherungsmechanismus hat, der sich in der Kleidung verfangen kann, und Kimme und Korn aus dem gleichen Grund entfernt worden sind. Normalerweise erfüllt sie ihre Dienste ohne Grund zur Klage. Ich konnte in schneller Abfolge tausend Schüsse abgeben, ohne dass etwas klemmte. Es war einfach reines Pech, dass die Waffe genau in dem Moment, wo ich sie am dringendsten brauchte, versagte. Ich fand aber heraus, dass es am Geschoss lag und es nicht die Pistole war, die mich im Stich gelassen hatte. Typisch. Schnell warf ich die Patrone aus, dann betätigte ich den Verschluss ein zweites Mal und stieß eine weitere Patrone aus. Froh, dass die Pistole wieder einsatzbereit war, nahm ich die Verfolgung Dantalions wieder auf.
Beide hatten sie ihre Stimmen erhoben. Bradley klang jetzt eher wütend als verängstigt und provozierte Dantalion mit Beleidigungen über seine Herkunft. Dantalion sprang darauf an. Sein Gesicht sah aus wie aus geschmolzenem Wachs, als er sich über Bradley stellte. Jetzt oder nie.
Ich feuerte.
Dantalion ebenfalls.
Aber ich hatte zuerst geschossen, und meine Kugel traf ihn in das Fleisch seiner rechten Schulter. Blut spritzte in die Luft. Dantalion riss es die Beine weg, er fiel auf die Seite, den Finger im Reflex um den Abzug verkrampft schoss er immer weiter. Er gab ein schrilles Heulen von sich und war nicht mehr zu sehen. Ich hörte ein Platschen und sah eine Fontäne schmutzigen Wassers hochsteigen. Der Gestank verrottender Vegetation stieg mir in die Nase.
Sofort kam ich aus meinem Versteck hervor. Ich hatte den Killer getroffen, aber es war keine tödliche Verletzung. Erst wenn ich ihm einen Klumpen Blei in den Schädel oder ins Herz gejagt hatte, würde ich mich entspannen können. Ich bewegte mich aus dem Gras heraus zur Böschung eines Entwässerungsgrabens, wo ich feststellte, dass Bradley überlebt hatte. Er hatte eine schwere Wunde im rechten Bein davongetragen, aber er würde es überleben.
»Haben Sie ihn erwischt?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Nicht so gut wie ich wollte.«
Ich machte einen Schritt auf den Graben zu.
Das Wasser war faulig, trübe und voller Gestrüpp. Der Schaum auf der Wasseroberfläche war durchbrochen, und ein Strudel zeigte an, wo Dantalion untergegangen war. Von ihm selber war nichts zu sehen. Einerseits hoffte ich, dass er sich in dem Gestrüpp unter Wasser verfangen hatte und ertrunken war, dass sich seine Lunge mit der fauligen Brühe gefüllt hatte, aber noch größer war mein Wunsch, ihn selbst zu töten. Es war tatsächlich zur persönlichen Angelegenheit zwischen uns geworden.
Dreimal
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