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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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treiben.
    Fast zwei Minuten lang tat sich überhaupt nichts.
    Dann hörte ich auf dem Gelände das Dröhnen sich nähernder Motoren. Ich ließ den Knopf los und sagte in die Sprechanlage: »Das war doch jetzt gar nicht so schwer, oder?«
    Der Wachmann gab keine Antwort. Vielleicht saß er auch in einer der beiden mattsilbernen Limousinen, die sich dem Tor näherten.
    Die Wagen hielten kurz hinter dem Tor auf dem Zufahrtsweg. Vier Männer stiegen aus. Kräftige Typen mit Pistolen unter ihren Jacketts. Sie taxierten mich kühl, wie eine Horde Schakale einen Löwen beobachten würde. Zusammen würden sie mich wahrscheinlich schaffen, aber nicht einer nach dem anderen. Rink stieg aus dem Wagen aus und stellte sich neben mich. Nun war der Vorteil wieder auf meiner Seite. Rinks Anwesenheit hatte oft diesen Effekt.
    Einer der Wachmänner, wohl der Verhandlungsführer, trat vor. Er ging auf die fünfzig zu, hatte aber immer noch einen durchtrainierten Körper und einen aufmerksamen Blick. Sein Bürstenschnitt sagte mir, dass er ein ehemaliger Soldat war, genau wie seine aufrechte Haltung und die abgehackten Bewegungen.
    »Was haben Sie hier zu suchen?«, wollte er wissen.
    »Das geht Sie nichts an«, erklärte ich ihm.
    Jorgensons Mietsklaven interessierten mich nicht. Ich blickte an dem Mann vorbei zur zweiten Limousine und rief: »Sie können mich sehen, Bradley. Der Typ von letzter Nacht. Sie wären gestorben, wenn ich nicht da gewesen wäre. So wie ich das sehe, schulden Sie mir zumindest einige Minuten Ihrer Zeit.«
    Ich wartete, der Mann mit dem Bürstenschnitt schaute mich weiter ausdruckslos an. Nach einer halben Minute – mir war es wie eine Stunde vorgekommen – öffnete sich das Fahrerfenster ein Stück. Der Fahrer sagte nichts. Nur ein Kopfnicken, wortlose Kommunikation mit Bürstenschnitt. Dann setzte das zweite Fahrzeug zurück, wendete zwanzig Schritte dahinter und fuhr den Weg wieder zurück.
    »Sie werden vom Tor zurücktreten müssen«, forderte der mit dem Bürstenschnitt.
    Ich wollte ihm gerade die Meinung sagen, als ich Rinks Finger an meinem Handgelenk spürte. Einer der anderen Wächter war zu einem Kasten auf einer Stange getreten. Er drückte einen Knopf, und die riesigen Torflügel bewegten sich auf uns zu. Wir waren gezwungen ein paar Schritte zurückzuweichen, damit wir nicht zur Seite geschoben wurden.
    »Kommen Sie mit«, befahl Bürstenschnitt.
    »Wir nehmen unseren eigenen Wagen«, sagte Rink. Sein Ton machte deutlich, dass er sich nicht auf Diskussionen einlassen würde.
    Bürstenschnitt sah zuerst Rink an, dann mich. Er schniefte einmal, dann machte er auf dem Absatz kehrt und bedeutete den anderen, wieder in den Wagen einzusteigen. Nur der Mann am Toröffner wartete noch.
    Wieder in den Porsche eingestiegen, fuhr Rink durch das Tor und an der Limousine vorbei. Er wartete, bis der Schließer eingestiegen war und ihr Wagen uns überholt hatte. Dann fuhren wir ihnen hinterher.
    »Hm, das war ja leichter, als wir gedacht hatten«, sagte ich zu Rink.
    »Vielleicht führen sie uns auch zu einem weniger einsehbaren Ort, um uns zu erschießen«, meinte Rink.
    Wir folgten der Limousine und kamen zu einer Ansammlung von Häusern, fast schon einem eigenen Dorf. Wir fuhren daran vorbei. Ich nahm an, dass dort das zahlreiche Personal untergebracht sein musste, das auf einem Anwesen wie diesem gebraucht wurde. An seinem höchsten Punkt lag Neptune Island nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. In der Mitte der Insel stieg das Gelände etwas an, fiel aber zur Küste hin wieder ab. Große, beeindruckende Häuser standen direkt am Ufer, die eher an die stattlichen Landhäuser erinnerten, die ich aus meiner Heimat Großbritannien kannte, als an Florida. Sie waren im Abstand von etwa 500 Metern gebaut worden, wie die Türme, die im römischen Reich die Grenzen schützen sollten.
    Die Limousine steuerte auf das größte Haus von allen zu. Es konnte höchstens fünfzig Jahre alt sein, aber der Architekt hatte seine Inspiration offensichtlich aus der viktorianischen Zeit bezogen. Aus der Vogelperspektive musste sich der Blick auf ein riesiges langgezogenes rotes Ziegeldach in Form eines H eröffnet haben. Aus meinem Blickwinkel sah ich einen dreistöckigen Flügel an jeder Seite, verbunden durch einen Querbau mit Fenstern, die sich vom Dach bis etwa einen Meter über dem Boden erstreckten. Die Fenster sahen aus wie die einer Kathedrale, nur ohne das farbige Glas. Irgendwie schon übertrieben – ganz egal,

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