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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Hilton
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wie viel Geld man zum Verschwenden hatte.
    Der mattsilberne Wagen, in dem Jorgenson gesessen haben musste, war schon dort, aber es saß niemand mehr drin. Der Fahrer hockte auf der Motorhaube. Er hatte die Arme verschränkt, mit einer Hand spielte er lässig in den Falten seines Jacketts herum. Ein zweiter Mann stand rechts von ihm und gab sich im Gegensatz zu seinem Kollegen keine Mühe, seine Uzi-Maschinenpistole zu verbergen. Er hielt sie vor seinem Bauch. Der zweite Wagen parkte daneben und ließ dazwischen Platz für Rinks Porsche.
    Bürstenschnitt und seine drei Gehilfen kletterten aus dem Fahrzeug und kreisten den Porsche ein wie hungrige Haie. Sie waren allesamt bewaffnet.
    Wir stiegen aus und zeigten deutlich, dass wir keine bösen Absichten hegten: Unsere Pistolen blieben verborgen, und wir zeigten unsere leeren Handflächen. Bürstenschnitt richtete eine Glock 17 auf meine Brust.
    »Sie können jetzt aufhören, den starken Mann zu markieren«, sagte ich zu Bürstenschnitt. »Wir sind nicht gekommen, um Ärger zu machen. Wir sind hier, um Jorgenson zu helfen.«
    »Wir brauchen keine Hilfe.« Bürstenschnitt winkte uns mit dem Pistolenlauf zum Haus. »Wir werden alleine mit allem fertig, das verspreche ich Ihnen.«
    Neben mir brummelte Rink vor sich hin. Er war nicht der Einzige, dem aufgefallen war, was für Amateure diese Typen waren. Welcher Leibwächter würde denn bewaffneten Männern gestatten, ihr Fahrzeug direkt vor den Wohnsitz seines Schutzobjekts zu bringen? Woher wollte er denn wissen, dass wir keine Bombe unter der Motorhaube versteckt hatten? Trotz ihrer Bewaffnung war ich mir ziemlich sicher, dass alle sechs innerhalb von Sekunden tot oder verletzt am Boden liegen würden, wenn Rink und ich unsere Pistolen zogen und feuerten. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte Rink den Typen mit dem Bürstenschnitt wohl rundheraus ausgelacht. Aber Rink war nicht gerade bester Laune. Und ich auch nicht.
    »Wo ist Jorgenson?«
    »Rein ins Haus.«
    Er ließ es wie einen Befehl klingen, aber wir wollten ja sowieso dorthin. Zügig strebten wir auf die große Holztür zu, was die anderen aufgeregt hinter uns herstolpern ließ – wie Kinder, die den stärksten Jungs in der Schule nacheifern wollen.
    Die Tür öffnete sich, noch ehe wir dort ankamen, zwei weitere Mietschläger empfingen uns. Diese beiden waren die typischen Einschüchterer: Fleischberge mit kahlrasierten Schädeln, gebrochenen Nasen und Tätowierungen auf ihren eingedrückten Fingerknöcheln. Ich ließ sie stehen, mir machten sie nicht im Geringsten Angst. Vor Typen mit eingeschlagenen Fressen musste man sich nicht fürchten, eher vor denen ohne Blessuren, vor denen, die alle Kämpfe gewinnen. Es hört sich vielleicht etwas großkotzig an, aber weder Rink noch ich haben die Visage eines zweitklassigen Preisboxers.
    Jorgenson erwartete uns in einem riesigen Raum mit vom Boden bis zur Decke reichenden prall gefüllten Bücherregalen, die einer Universitätsbibliothek zur Ehre gereicht hätten. Ein flüchtiger Blick zeigte mir, dass die meisten Titel nordeuropäischen Sprachen entstammten. Jorgenson saß hinter einem gewaltigen Mahagonitisch, die Ellenbogen darauf, das Kinn auf die Hände gestützt. Er beobachtete unsere Ankunft mit dem Ausdruck gelangweilter Resignation.
    »Dann haben Sie es also geschafft, aus dem Haus zu kommen. Ich dachte mir schon, dass ich gesehen hätte, wie Sie hinterher über die Mauer glotzten.«
    »Ja, ich habe es geschafft. Ohne Ihre Hilfe«, sagte ich. »Und dass Sie mir eine Flasche übergezogen haben, bevor der Laden in die Luft flog, hat es auch nicht gerade leichter gemacht.«
    Er richtete sich etwas auf, hob die offenen Handflächen. »Ich konnte mir nicht sicher sein, auf welcher Seite Sie wirklich stehen.«
    »Ich war jedenfalls nicht derjenige, der auf Sie geschossen hat.«
    »Sie wollten das Haus niederbrennen.«
    »Ich glaube, das ist mittlerweile höchstens von nebensächlichem Interesse«, erklärte ich, »wenn man in Betracht zieht, was passiert ist.«
    Ein Schatten zog über sein Gesicht. »Mein Vater wurde immer noch nicht gefunden.«
    Bürstenschnitt und ein weiterer Mann waren uns in das Zimmer gefolgt, die anderen standen in verschiedenen bedrohlichen Posen im Flur herum.
    »Entspannen Sie sich mal, Jorgenson. Wenn ich Sie töten wollte, dann hätte ich es schon getan.« Ich hielt seinem Blick stand, schließlich nickte er. Er schickte den Pöbel mit einer Handbewegung weg, zeigte aber an, dass

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