Das Blutgericht
verantwortlich dafür, dass der abtrünnige Secret-Service-Agent Martin Maxwell, der seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus gewesen war, gestoppt wurde. Und noch dazu hatte ich den wahren Namen von Tubal-Kain, dem Knochensammler, unter Verschluss gehalten und damit Walter und der US-Regierung eine gewaltige Peinlichkeit erspart. Tubal-Kain war als Robert Swan unter die Erde gekommen, und von mir hatte niemand etwas Gegenteiliges erfahren.
»Also, was wollen Sie?«
»Die Kooperation der örtlichen Bundesbehörden«, sagte ich ihm.
Irgendeine GPS-Anzeige auf seinem Computer musste ihn über meinen Standort informiert haben.
Er sprach es aus: »Martin County, Florida? Was machen Sie denn da?«
»Bis jetzt? Nicht viel Gutes«, sagte ich.
»Klären Sie mich auf.«
Ich erzählte ihm die Kurzversion.
»Ich habe von der Explosion auf Baker Island gehört. Die Heimatschutzbehörde hat uns darauf aufmerksam gemacht. Zuerst dachten wir, es handele sich um irgendeinen Terroristenangriff auf die Reichen und nicht ganz Unschuldigen. Als sich dann herausstellte, dass es nur eine gute alte Gasexplosion war, ging der Fall zurück an die Polizeibehörde von Miami. Aber dann sind Leichen aufgetaucht, und daraufhin hat das FBI das Ganze an sich gerissen.« Walter dachte einen Moment lang nach. »Sie sagen also, dass ein Auftragskiller dahintersteckt und dass die Angelegenheit mit den Verträgen der Jorgensons mit unserem Militär zu tun hat?«
»Zumindest ist es das, was wir bis jetzt in Erfahrung bringen konnten«, stimmte ich zu.
»Und Sie stecken wie immer selbst bis zum Hals in der Sache drin.«
»Sie kennen mich, Walt. Ich kann meine Nase einfach nicht aus den Angelegenheiten anderer heraushalten.«
»Nicht wenn eine junge Dame in Schwierigkeiten steckt, hm?«
»Ist ganz egal, wer in Schwierigkeiten steckt«, korrigierte ich ihn.
»Wollen Sie, dass ich ein paar Männer darauf ansetze?«, fragte er. »Dass wir diesen Killer fangen, bevor er Ihnen wieder in die Quere kommt?«
»Ganz wie Sie wollen. Der Killer interessiert mich nicht. Dieses Mal ist es keine persönliche Angelegenheit. Ich möchte nur grünes Licht für ein Gespräch mit Bradley Jorgenson. Das Anwesen der Familie ist besser abgeschirmt als das Weiße Haus. Ich wüsste nicht, wie ich da reinkommen sollte, ohne vorher ein paar gute Männer schlafen zu legen. Und das möchte ich nicht.«
»Nein, das wäre auch keine gute Idee, Hunter.« Walter tippte mit den Fingern auf etwas herum. Dachte nach. »Darf ich Sie fragen, warum Sie mit dem Jorgenson-Erben sprechen wollen?«
»Ich will ihn dort rausholen.«
»Warum?«
»Weil ich das seiner Freundin versprochen habe. Er ist dort nicht sicher.«
»Und Sie glauben, Sie könnten ihn besser beschützen als die Polizei und das FBI?«
»Walt?«
»Ja, ich weiß. Das war eine dumme Frage.« Er tippte wieder, diesmal auf der Tastatur. Ich schätzte, er hatte schon mit den Strafverfolgungsbehörden Kontakt aufgenommen. Währenddessen erzählte ich ihm, was wir über Gabriel Wellborn und sein Netzwerk von nach gefallenen Engeln benannten Auftragskillern herausgefunden hatten. Ich erzählte ihm von Dantalion. Walter fragte: »Aber seine wahre Identität kennen Sie noch nicht?«
»Nein. Ich weiß nur, dass er ziemlich gut ist in seinem Job. Ich glaube nicht, dass er beim Militär oder bei der Polizei war. Er ist, ich weiß auch nicht, irgendwie … anders.«
»Er hat sich alles selbst beigebracht?«
»Oder eine Privatausbildung gemacht«, fügte ich hinzu. »Hören Sie, dieser Typ sieht seltsam aus. Er ist sehr hellhäutig und hat dazu noch weiße Haare, außerdem irgendeine Hautkrankheit.«
»Ein Albino?«
»Vielleicht, aber das glaube ich nicht. Was anderes. Vielleicht sollten Sie mal in Krankenakten suchen, das könnte uns auf seine Identität bringen.« Mir fiel noch etwas anderes von meiner ersten Begegnung mit Dantalion auf Baker Island ein. »Er kann sich außerdem sehr gut verkleiden, Walter. Vielleicht war er beim Theater oder in der Filmindustrie.«
»Ich werde das alles ans FBI weiterleiten«, sagte Walter. »Okay, erledigt. Gehen Sie zum Eingangstor und verlangen Sie den leitenden Special Agent Kaufman zu sprechen. Er wird Ihnen geben, was Sie brauchen.«
»Danke, Walter.«
»Reden wir nicht drüber«, sagte er. Für die meisten Leute ist das nur eine Floskel. Aber ich wusste genau, was er meinte. Es war eine Erinnerung, und sie war wörtlich zu nehmen. Nicht darüber reden.
Ich beendete das
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