Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
konnte.
»Was ist hier los?«, unterbrach uns die barsche Stimme eines grauhaarigen Stabssergeanten, der mit fünf anderen Soldaten mit gezogenen Schwertern in die Gasse gestürmt war. »Ich will wissen … oh Götter!«, entfuhr es ihm, als er die tote Priesterin auf den Stufen ihres Tempels liegen sah. »Priesterin Tasra! Wer … was … Götter!« Er baute sich mit seiner vollen Größe vor uns auf. »Bei des Namenlosen Nasenhaaren, ich will jetzt sofort wissen, was hier geschehen ist!«
»Das ist eine längere Geschichte«, sagte Serafine und stand auf. Sie schaute zu der Priesterin hin, sah sich dann suchend um, doch die, die sie suchte, war nirgendwo mehr zu sehen. Irgendwie hatte es auch unsere Schamanin vermocht, ungesehen zu entschwinden. »Ihr könnt Lanzenobrist Kelter danach fragen.«
»Ich will …«
»Sperrt die Straße ab, Sergeant, und sorgt dafür, dass Eure Leute vorerst über das hier schweigen.«
Er musterte sie mit einem harten Blick. »Ihr tragt keine Rüstung, die ich kenne. Darf ich fragen, wer Ihr seid, Sera, dass Ihr glaubt, einem Legionär des Kaiserreichs Befehle erteilen zu können?«
»Ich bin Schwertobristin Helis, die Adjutantin von Lanzengeneral von Thurgau«, teilte sie ihm kühl mit, während mir Varosch wieder auf die Füße half und Seelenreißer reichte.
»Ihr …« Der Sergeant schluckte, riss sich sichtlich zusammen und salutierte. »Aye, Ser!«
»Gibt es hier in Braunfels eine andere Priesterin oder einen Priester der anderen Gottheiten?«
»Wir haben noch einen Boronpriester. Man kann ihn meistens in der Goldenen Eiche finden. Das ist ein Wirtshaus am Marktplatz. Ihr …«
»Ihr braucht mir den Weg nicht zu beschreiben«, teilte ihm Serafine kühl mit. »Schickt jemanden hin, um ihn zu holen.« Sie wies mit ihrem Blick auf die Tempelschülerin hin, die nun auf unsicheren Beinen zu der toten Priesterin hineilte und weinend neben ihr auf die Knie sank. »Er soll ihr Beistand leisten.«
»Und er soll für Lanzensergeant Hanik beten«, meinte Eldred mit rauer Stimme. Er schaute auf sein Schwert herab, als ob er gar nicht wüsste, warum er es in seinen Händen hielt, und schob es in die Scheide. »Oder, wenn er schon seine Gottesdienste in einem Wirtshaus abhält, zumindest auf ihn trinken.«
Ein letzter Umtrunk auf die Kameraden
17 »Hier«, sagte Lanzenobrist Kelter und reichte mir einen Kelch mit schwerem roten Wein. »Wie geht es Eurer Schulter?«
»Es geht«, antwortete ich. Zokora hatte sie mir so straff verbunden, dass ich kaum mehr atmen konnte, und auch meinen rechten Arm stillgelegt, tatsächlich spürte ich im Moment nur ein dumpfes Pochen, denn noch, hatte sie mir erklärt, würde der Trank wirken, den sie uns im Gasthof gegeben hatte. Sie war jetzt zusammen mit Varosch auf den Markt gegangen, um zu schauen, ob sie die Kräuter finden konnte, die sie brauchte. Obwohl sie, zumindest was die getrockneten Pilze und Spinnen anging, bereits ihren Zweifeln Ausdruck verliehen hatte.
Serafine und ich befanden uns in der Kommandantur, wo wir die letzte Kerze über Lanzenobrist Kelter Bericht erstattet hatten.
»Ein Ungeheuer, eine Mischung aus einem Seelenreiter und einer ausgestorbenen Bestie, die Magie zur Jagd verwendet. Schwarze Legionäre, die keinen halben Tagesritt von hier einen Trupp von Hergrimms Reitern überraschen. Und eine tote Priesterin der Astarte. Götter!«, seufzte Kelter und zerzauste sich das Haar. »Hättet Ihr nicht gute Kunde bringen können?«
»Wir haben mit einem Stamm der Kor Frieden schließen können.«
»Ja«, grollte er. »Einem von wie vielen Hundert?«
Er trank nun selbst von seinem Kelch und trat ans Fenster, um über den Markt hinweg auf das Tor und die Steppe dahinter zu schauen, und schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Aber was soll man von diesem götterverlassenen Land auch anderes erwarten!« Er wandte sich vom Fenster ab und wieder mir zu. »Nun gut. Es wird eine wahre Freude werden, die Sterbebriefe zu schreiben! Vor allem den an Haniks Tochter. Was soll ich ihr sagen? Dass eine Legende ihn gefressen hat?« Doch bevor ich etwas erwidern konnte, winkte er ab. »Ich weiß. Er fiel ehrenhaft im Kampf für das Kaiserreich. Das ist das, was ich fast immer schreibe, und es hat den Vorteil, auch noch wahr zu sein. Ich hoffe nur, das war es alles wert. Habt Ihr weitere Befehle für mich?«
»Ja«, sagte ich. »Stellt die Streifen ein und setzt das Kopfgeld für die Barbaren ab. Halten wir von ihnen welche
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